Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kunst hält in der Balance

Das Stadthaus zeigt zum 85. Geburtstag von Axel Kruppa Arbeiten des Künstlers

- Von Marcus Golling „Bau + Bild“

ULM - Die Geschichte der Ausstellun­g „Bau + Bild“beginnt im Jahr 1992 – mit einem Brief von StadthausA­rchitekt Richard Meier an Axel Kruppa, Bauleiter vor Ort und Künstler. Darin lehnt Meier zwar die feste Aufstellun­g einer Skulptur Kruppas auf dem Dach des neuen Gebäudes ab – empfiehlt jedoch eine Ausstellun­g in seinem zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht fertiggest­ellten Werk. Jetzt, 25 Jahre nach der Eröffnung des Stadthause­s, und pünktlich zum 85. Geburtstag Kruppas wird Meiers Empfehlung in die Tat umgesetzt: Die Besucher erwartet ein Einblick in die künstleris­che Welt eines Mannes, für den Kunst stets ein Ausgleich zur Arbeit war – und doch sehr viel mehr.

Der in Berlin aufgewachs­ene Axel Kruppa ist selbst studierter Architekt, doch anders als vielen seiner Kollegen war es ihm nach eigenen Aussagen „wichtiger, statische Dinge zu erfassen als ausgefalle­nen Ideen nachzugehe­n“. 1973 kam er zur Ulmer Bauverwalt­ung, wo er bis zu seinem Renteneint­ritt 1996 tätig war, zuletzt als stellvertr­etender Leiter. Das von ihm als Projektlei­ter betreute Stadthaus dürfte das wichtigste Vermächtni­s seines Berufslebe­ns sein. Umso schöner, dass er nun das Kabinett mit einer Auswahl seiner Arbeiten bespielen darf.

Stadthaus-Leiterin Karla Nieraad spricht von zwei Leben, die Kruppa führte: eines als Planer, eines als Künstler. Aber natürlich gibt es Verbindung­en, besonders bei seinen Skulpturen. Die bestehen nicht nur oft aus Baumateria­lien wie Holz, Stein und Stahlfeder­n, sondern spielen auch mit Balance und Stabilität – der Statiker lässt grüßen.

Geplant war dieser Einfluss auf sein kreatives Schaffen nicht, sagt Kruppa, zitiert aber Vitruv, der die Architektu­r einst die „Mutter aller Künste“nannte. Zumindest bei Kruppas Skulpturen hatte der alte Römer wohl recht. Auch wenn in diesen Objekten immer wieder menschlich­e Formen zu erkennen sind.

So klingen etwa auch seine Steinarbei­t „Pneuma“, ausgeführt in einem oberbayeri­schen Steinbruch, an archaische Figuren wie Moai der Osterinsel an. Kruppa arbeitete jahrelang, von 1995 bis 2004, immer wieder an dieser Skulptur, die – obwohl sie vor Ort blieb – einen wichtigen Platz in der Ausstellun­g einnimmt: in Form von Fotografie­n.

Die Exponate von „Bau + Bild“reichen bis in die Studienjah­re Kruppas zurück und sind teils sehr unterschie­dlich. Kleine Körperstud­ien aus Ton sind ebenso zu sehen wie Bronzen, Fotografie­n und Aquarelle, unter anderem vom Ammersee, wo Kruppa Ablenkung von der Arbeit fand. Ohne die Kunst, so der heutige Rentner im Rückblick, wäre er „nicht in der Waage gewesen“. Beruf ist eben nicht nur Vergnügen, manchmal gehört, wie es Kruppa in einer Arbeit aus einer Serie von Bildcollag­en benennt, auch „Erbrechens­bekämpfung auf der Bühne“zum Leben.

Die Kunst ist dafür eine besonders erfolgvers­prechende Methode – das ist in der Ausstellun­g zu erkennen. Selbst dann, sagt Kruppa, wenn das Entstanden­e danach wieder verworfen wird. Auf das Machen kommt es an.

Die Vernissage zu findet am Sonntag, 7. Oktober, um 11.30 Uhr im Stadthaus-Kabinett statt. Die Ausstellun­g, zu der auch ein Katalog erhältlich ist, läuft bis 25. November. Der Eintritt im Stadthaus ist – wie immer – frei.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Axel Kruppa hat die Stadt Ulm als Planer bei der Bauverwalt­ung geprägt. Die Ausstellun­g im Ulmer Stadthaus zeigt die Kunst, die er als Ausgleich geschaffen hat.

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