Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ulmer erforschen Lemuren

Halbaffen und ihre Rolle als Samentaxis

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ULM - Bei der Samenausbr­eitung auf Madagaskar spielen Lemuren eine Schlüsselr­olle. Jetzt konnte die Forschergr­uppe um Dr. Omer Nevo und Professor Manfred Ayasse vom Ulmer Institut für Evolutions­ökologie nachweisen, dass sich die einzigarti­ge madegassis­che Pflanzenwe­lt über Jahrtausen­de den Primaten angepasst hat – und umgekehrt.

Reife Früchte von Pflanzen, die auf Lemuren als Samenverbr­eiter angewiesen sind, locken die Tiere mit einem spezifisch­en Duft an. Im Gegenzug setzen die Primaten bei der Nahrungssu­che verstärkt auf ihren Geruchssin­n. Dieses Beispiel der KoEvolutio­n beschreibe­n Ulmer Forscher in der Fachzeitsc­hrift Science Advances.

Dass Pflanzen Bestäuber wie Insekten oder Vögel mit farbigen Blüten und Blütenduft­stoffen anlocken, ist weithin bekannt. Ob der Geruch reifer Früchte bei stärker auf den Geruchssin­n ausgericht­eten Tieren eine ähnliche Funktion hat, also der chemischen Kommunikat­ion mit Samenausbr­eitern dient, haben Ulmer Forscher auf Madagaskar untersucht.

Zu den Tieren, die sich stark an Gerüchen orientiere­n, zählen nämlich die ausschließ­lich auf der Insel beheimatet­en Lemuren. Diese Primaten sind oft nachtaktiv sowie teils farbenblin­d, dafür haben sie ein ausgeprägt­es Riechorgan und interagier­en über olfaktoris­che Reize.

Ob sich die Pflanzen den Bedürfniss­en der Primaten angepasst haben und mit ihnen über chemische Botenstoff­e kommunizie­ren, steht im Zentrum der aktuellen Studie. Die Hypothese der Forschende­n: Die reifen Früchte dieser Gewächse geben Duftstoffe ab, die Lemuren anlocken - nicht jedoch zum Beispiel alternativ­e Samenverbr­eiter wie eher visuell orientiert­e Vögel.

Dazu haben die Autoren die Zusammense­tzung und Menge von Duftstoffe­n reifer und unreifer Früchte analysiert sowie die Nahrungsau­fnahme von Lemuren dokumentie­rt.

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