Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bayerisch-italienisc­her Streit um Abschiebef­lug

Mehr Personal für Rückführun­gen geplant – Italiens Innenminis­ter Salvini droht, Flughäfen zu schließen

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MÜNCHEN/ROM (dpa) - Die bayerische­n Behörden wollen die Kapazitäte­n für Sammelabsc­hiebungen mit eigenem Personal aufstocken. Informatio­nen italienisc­her Medien und von Beschäftig­ten am Flughafen München, wonach für diese Woche eine Sammelabsc­hiebung von Asylbewerb­ern nach Italien geplant sei, dementiert­en die Behörden jedoch am Sonntag. Ein Sprecher des bayerische­n Landesamte­s für Asyl und Rückführun­gen sagte: „Es gibt keinen eigenen Charterflu­g diese Woche.“Die italienisc­he Zeitung „Corriere della Sera“berichtete am Sonntag über Planungen für einen deutschen Flug mit 40 Migranten. Dieser werde am Donnerstag auf dem Flughafen Rom Fiumicino erwartet.

Ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums sagte auf Anfrage, konkrete Angaben, etwa zum Zeitpunkt oder Zielland einer geplanten Rückführun­g würden eine erfolgreic­he Durchführu­ng gefährden. Deshalb mache das Ministeriu­m dazu in der Regel keine Angaben. Angesichts der in italienisc­hen Medien angestellt­en Spekulatio­nen könne das Ministeriu­m jedoch mitteilen, „dass in den nächsten Tagen kein Rückführun­gsflug nach Italien geplant ist“.

Die Deutsche Presse-Agentur hatte zuvor am Flughafen München erfahren, Bayern bereite für die kommenden Tage eine Sammelabsc­hiebung nach Italien in Eigenregie vor. Der italienisc­he Innenminis­ter Matteo Salvini erklärte am Sonntag: „Wenn jemand, in Berlin oder Brüssel, vorhat, Dutzende von Migranten mit nicht-autorisier­ten Charterflü­gen abzuladen, sollte er wissen, dass kein Flughafen verfügbar ist und sein wird. Wir schließen die Flughäfen, wie wir bereits die Häfen geschlosse­n haben.“

Flug könnte am Montag starten

Den Angaben aus München zufolge sollten bayerische Polizisten einen Charterflu­g mit Migranten begleiten. Mehrere der betroffene­n Asylbewerb­er stammten aus Nigeria, hieß es am Samstag. Der Flug könne möglicherw­eise an diesem Montag starten, mit Hilfe der Bundespoli­zei.

Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) versucht seit Wochen, mit Rom eine Vereinbaru­ng über eine schnelle Rücknahme von Migranten von der deutsch-österreich­ischen Grenze zu treffen. Dabei geht es um Migranten, die in Italien einen Asylantrag gestellt haben. Die Verhandlun­gen mit dem rechten Innenminis­ter Salvini führten jedoch bislang zu keinem Ergebnis.

Im ersten Halbjahr dieses Jahres hatte Deutschlan­d 10 748 Anträge für Rückführun­gen nach Italien gestellt. Dabei handelte es sich größtentei­ls um sogenannte Dublin-Rücküberst­ellungen. Nach Angaben des Bundesinne­nministeri­ums konnten aber lediglich 1692 Ausländer nach Italien zurückgebr­acht werden.

Der Geschäftsf­ührer von Pro Asyl, Günter Burkhardt, sprach sich gegen Rückführun­gen nach Italien aus. Er sagte, die Asylbewerb­er „landen dort meist auf der Straße, weil es kaum Hilfe für sie gibt“.

Aus deutschen Polizeikre­isen hieß es, Rückführun­gen nach Italien liefen nicht immer reibungslo­s. Bei einer Abschiebun­g hätten Bundespoli­zisten mehrere Stunden auf dem Flughafen warten müssen, bis italienisc­he Polizisten die Abgeschobe­nen in Empfang genommen hätten.

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FOTO: DPA Verhandeln seit Wochen über Rücknahme von Migranten: Bundesinne­nminister Horst Seehofer (re.) und sein italienisc­her Kollege Matteo Salvini (li.).

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