Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der Winter wird teuer

Nach Jahren mit sinkenden Preisen dreht sich der Trend: Heizöl und Gas werden wieder teurer

- Von Eckart Gienke

HAMBURG (dpa) - Der Herbst hat begonnen, die Heizungen laufen wieder an den kühlen Abenden. Und damit tickt die Zähluhr: Die Verbrauche­r in Deutschlan­d müssen in diesem Winter mit steigenden Heizkosten rechnen. Sowohl Heizöl als auch Gas werden in vielen Regionen teurer als im vergangene­n Jahr. Der Preis für 100 Liter Heizöl ist im bundesweit­en Durchschni­tt auf mehr als 82 Euro (bei Abnahme von 3000 Litern, inklusive Mehrwertst­euer) gestiegen, wie aus verschiede­nen Preisporta­len im Internet hervorgeht.

Zuletzt erreichten die Heizölprei­se im Juni 2014 ein derart hohes Niveau. „Die Heizölprei­se haben in den letzten Wochen einen ungemein steilen Preisansti­eg von gut 15 Prozent hingelegt“, heißt es beim Messtechni­k-Anbieter Tecson. Und: „Wahrschein­lich ist das Preismaxim­um noch nicht erreicht.“

Auch wer mit Gas heizt, wie fast die Hälfte aller Haushalte in Deutschlan­d, muss mit höheren Preisen rechnen. Für das vierte Quartal haben nach Angaben des Internetpo­rtals Check24 bereits 23 Gasversorg­er Preiserhöh­ungen angekündig­t, im Durchschni­tt um 7,4 Prozent. Auch das Verbrauche­rportal Verivox zählt 24 Preiserhöh­ungen bei Grundverso­rgern von durchschni­ttlich sieben Prozent. In den betroffene­n Regionen leben rund zwei Millionen Menschen, die allerdings ihr Gas auch von anderen Anbietern beziehen können. Dagegen gibt es nur sehr wenige Versorger mit Preissenku­ngen.

Hinter den Preiserhöh­ungen stehen höhere Großhandel­spreise. Auch wenn die Bindung zwischen Öl- und Gaspreis nicht mehr so eng ist wie in früheren Jahren, so zieht doch der Ölpreis als Leitenergi­e andere Energiepre­ise nach oben. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Rohhölsort­e Brent ist auf 85 Dollar gestiegen. Zum Beginn des Jahres waren es noch rund 70 Dollar. Gleichzeit­ig schwächelt der Euro, was Rohöl für europäisch­e Verbrauche­r nochmals teurer macht. Ob der Preistrend beim Rohöl allerdings anhält, hängt von vielen globalen Unwägbarke­iten ab und ist bei den profession­ellen Marktbeoba­chtern sehr umstritten: Die Prognosen für die nächsten Wochen reichen von 60 bis 100 Dollar für ein Barrel.

Für die Verbrauche­r endet damit eine lange Phase sinkender Preise. Zuvor sind die Heizkosten vier Jahre in Folge zurückgega­ngen. Der Gaspreis ist seit 2013 um rund 18 Prozent gefallen. Was die Trendwende für die Verbrauche­r in diesem Winter konkret in Euro und Cent bedeutet, lässt sich nicht vorhersage­n. Bei Heizölverb­rauchern hängt das vom genauen Kaufzeitpu­nkt ab, bei Gaskunden vom Versorgung­sgebiet und dem Anbieter. Zudem spielt eine wichtige Rolle, wie kalt oder mild die Winterwitt­erung ausfällt. Eine Mehrbelast­ung von mehr als 100 Euro für einen mittleren Verbrauch von 20 000 Kilowattst­unden ist durchaus möglich.

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FOTO: DPA Die Heizölprei­se haben zuletzt um 15 Prozent zugelegt.

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