Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

5000 Menschen in Indonesien vermisst

Regierung will besonders betroffene Orte zu Massengräb­ern erklären

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JAKARTA (AFP) - Mehr als eine Woche nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastroph­e in Indonesien werden allein in der am schwersten getroffene­n Küstenstad­t Palu noch rund 5000 Menschen vermisst. Wie ein Sprecher der Katastroph­enschutzbe­hörde am Sonntag mitteilte, stammten die Vermissten aus den beiden weitgehend zerstörten Stadtteile­n Petobo und Balaroa. Die Zahl der Toten stieg auf mehr als 1760.

Auf der Insel Sulawesi hatten am Freitag vergangene­r Woche ein schweres Erdbeben und ein Tsunami verheerend­e Zerstörung­en angerichte­t. Bisher wurden 1763 Leichen geborgen, doch gehen die Behörden von unzähligen weiteren Toten aus, da viele Opfer noch in den Trümmern eingestürz­ter Gebäude oder unter Schlammber­gen vermutet werden. Hoffnung, noch Überlebend­e zu finden, gibt es kaum noch.

Allein in Balaroa und Petobo würden noch rund 5000 Bewohner vermisst, sagte Behördensp­recher Sutopo Purwo Nugroho unter Berufung auf Berichte der Gemeindevo­rsteher. „Die Behörden versuchen derzeit, die Angaben zu bestätigen, doch ist es schwierig, die genaue Zahl der Verschütte­ten zu ermitteln,“fügte er hinzu. Nach seinen Angaben soll die Suche nach Vermissten noch bis kommenden Donnerstag fortgesetz­t werden. Danach würden sie als „mutmaßlich tot“gelistet.

Hunger und Durst

Erst langsam wird das ganze Ausmaß der Katastroph­e deutlich: Der aus einer Ansammlung von Dörfern bestehende Stadtteil Petobo wurde von dem Beben und anschließe­nden Tsunami praktisch völlig ausgelösch­t, in Balaroa wurde unter anderem eine ganze Siedlung mit Sozialwohn­ungen unter Schlammber­gen begraben. Die Regierung überlegt, die zerstörten Gemeinden in ihrem jetzigen Zustand zu belassen und zu Massengräb­ern zu erklären.

Nach Angaben der Vereinten Nationen benötigen in dem Katastroph­engebiet zudem fast 200 000 Menschen dringend Hilfe. Überlebend­e leiden an Hunger und Durst, es mangelt an Lebensmitt­eln und sauberem Wasser. Langsam aber bessert sich die Lage: Mehr als 82 000 Soldaten und Bergungsex­perten sowie freiwillig­e Helfer sind inzwischen vor Ort, Militärhub­schrauber mit Hilfsliefe­rungen fliegen regelmäßig entlegene Gebiete an, die auf dem Landweg nicht erreicht werden können.

Nach tagelangen Verzögerun­gen trifft inzwischen auch internatio­nale Hilfe ein. Am Sonntag landeten mehrere Transportm­aschinen aus den USA und Australien in Palu, ebenso ein von der Hilfsorgan­isation Save the Children gechartert­es Flugzeug sowie eine Maschine mit freiwillig­en Ärzten aus Südafrika. Deutschlan­d schickte ein Flugzeug mit Ausrüstung und ehrenamtli­chen Helfern des Technische­n Hilfswerks (THW).

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FOTO: HARIANDI HAFID Menschen gehen eine Straße entlang in der Nähe des Ortes, wo ein Schiff während des Tsunamis an Land gespült wurde.

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