Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein Einkaufszentrum wird zur Galerie
In der Glacis-Galerie sind Bilder des Neu-Ulmers Hans Liebl zu sehen, die berühmte Jazz-Größen zeigen
NEU-ULM - Eine Galerie ist normalerweise eine Räumlichkeit, in der Kunst gezeigt wird. Ein Einkaufszentrum ist in der Regel ein Gebäude, in dem Geschäfte ihre Waren anbieten. In der Neu-Ulmer Glacis-Galerie ist das – zumindest bis Samstag, 13. Oktober – etwas anders.
Center-Manager Torsten Keller, der künftig öfter mit Ausstellungen in seinem Haus aufwarten will, hat das gut einwöchige Jazz-Festival organisiert, das dort stattfindet – und den Neu-Ulmer Künstler Hans Liebl eingeladen. Er zeigt zeitgleich eine Ausstellung vorwiegend großformatiger Gemälde, auf denen berühmte Jazzmusiker zu sehen sind – aber auch die in der Region und darüber hinaus sehr bekannten Siyou Isabell Ngoubamdjum, Joo Kraus und Kone Neubrand hat Liebl auf Leinwand gebannt.
Farbige Acrylbilder, denen Schwarz-Weiß-Fotografien als Vorlage dienten und die die Blicke zumindest der interessierten Besucher unweigerlich auf sich ziehen. Mehr als eine schöne Ergänzung dazu ist die momentane Ausstellung in der Pfuhler Kunstzone, in der Hans Liebl schwarze Filzstiftzeichnungen auf weißer Leinwand zeigt – und zwar ebenfalls von Jazzmusikern. Auch diese Ausstellung läuft noch bis Samstag, 13. Oktober.
Der 83-jährige Hans Liebl, gelernter Litograph und Grafikdesigener und einst Schüler von Otl Aicher an der Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG), bekennt zwar in seiner bescheidenen Art, er sei kein ausgemachter Jazzer.
Doch der Künstler weiß eine Menge über die von ihm gemalten Größen dieses aus Amerika stammenden Musikstils zu erzählen, spielt selbst Piano und hört sehr gerne Jazz („Die wichtigsten Stücke kann ich auch spielen. Ich finde Jazz sehr wohlklingend“).
Und er malt und zeichnet seit vielen Jahren leidenschaftlich. Seine in der Glacis-Galerie ausgestellten Bilder hat er quasi allesamt zwischen 2000 und 2017 geschaffen. Manche wirken aus größerer Entfernung betrachtet äußerst realistisch, beim Nähertreten sieht man aber deutlich den für Liebl charakteristischen Pinselstrich, mit dem er meist schwungvoll, aber nicht zu detailliert malt. „Sonst wäre es ja wie eine Fotografie“, merkt der Künstler an.
Die Acrylbilder zeigen aber nicht nur die Musiker in verschiedenen Posen und Stimmungslagen. Liebl hat den Jazzern oft spezielle Hintergründe oder abstrakte, grafische Beiwerke gegeben, die in verschiedenfarbigen Linien, Kurven oder eckigen Aufzeichnungen die einzelnen Instrumente charakterisieren sollen, wie zum Beispiel Klarinette, Posaune oder Trompete. Sidney Bechet weiß der Künstler, wurde in Frankreich sehr bekannt, deshalb hat Liebl für ihn als Hintergrund die französische Nationalflagge, die Tricolore, gewählt.
Hintergründe bewusst gestaltet
Beim einst drogensüchtigen Charly Parker, Liebls heimlichem Jazz-Liebling, sieht man im Hintergrund stilisierte Uhren. Zeichen, dass Parkers Zeit bald ablief. Der Saxophonist, einer der einflussreichsten Jazzmusiker und Schöpfer des Bebop, starb mit 34 Jahren. Liebl: „Ich habe mir beim Entwurf der Hintergründe immer etwas gedacht.“
Die bekanntesten Jazzer wie Louis Armstrong, Dave Brubeck, Woody Herman, Eartha Kitt, B. B. King, Benny Goodman, Ella Fitzgerald, Oscar Peterson oder eben Charly Parker sowie viele andere hat Liebl meist mit starken, leuchtenden Farben gemalt.
Über 50 hochformatige Bilder hängen im Erd- und Obergeschoss der Glacis-Galerie und passen sich dem bunten Treiben im Einkaufszentrum an. Die Ausstellung und die Konzerte sollen laut Center-Manager Keller dazu dienen, dass „Jazz hautnah erlebbar wird. Wir versuchen, die Leute aktiv an die Bilder heranzuführen.“Der Künstler selbst sagt: „Ich hoffe, dass sich die Leute für meine Bilder interessieren“, und gesteht: „Ich mache es auch zu meinem eigenen Vergnügen.“
Am Programm der Jazzwoche, das am Donnerstag mit dem Auftritt von Alexander’s Swing Machine begann, mit dem Konzert der Band Sunday Night Rehearsal am Samstag fortgeführt wurde und am kommenden Samstag, 13. Oktober, mit der musikalischen Darbietung von den Gentlemen of Dixieland (ab 14 Uhr) enden wird, hat auch der Verein zur Förderung des New Orleans Jazz Ulm/Neu-Ulm kräftig mitgewirkt.
Die Bilder von Hans Liebl sind täglich zu den Öffnungszeiten der
Glacis-Galerie zu sehen. Die Kunstzone inPfuhl (Adlerstraße 6) ist mittwochs von 17 bis 20 und samstags von 10 bis 16 Uhr zu sehen.