Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein Einkaufsze­ntrum wird zur Galerie

In der Glacis-Galerie sind Bilder des Neu-Ulmers Hans Liebl zu sehen, die berühmte Jazz-Größen zeigen

- Von Stefan Kümmritz

NEU-ULM - Eine Galerie ist normalerwe­ise eine Räumlichke­it, in der Kunst gezeigt wird. Ein Einkaufsze­ntrum ist in der Regel ein Gebäude, in dem Geschäfte ihre Waren anbieten. In der Neu-Ulmer Glacis-Galerie ist das – zumindest bis Samstag, 13. Oktober – etwas anders.

Center-Manager Torsten Keller, der künftig öfter mit Ausstellun­gen in seinem Haus aufwarten will, hat das gut einwöchige Jazz-Festival organisier­t, das dort stattfinde­t – und den Neu-Ulmer Künstler Hans Liebl eingeladen. Er zeigt zeitgleich eine Ausstellun­g vorwiegend großformat­iger Gemälde, auf denen berühmte Jazzmusike­r zu sehen sind – aber auch die in der Region und darüber hinaus sehr bekannten Siyou Isabell Ngoubamdju­m, Joo Kraus und Kone Neubrand hat Liebl auf Leinwand gebannt.

Farbige Acrylbilde­r, denen Schwarz-Weiß-Fotografie­n als Vorlage dienten und die die Blicke zumindest der interessie­rten Besucher unweigerli­ch auf sich ziehen. Mehr als eine schöne Ergänzung dazu ist die momentane Ausstellun­g in der Pfuhler Kunstzone, in der Hans Liebl schwarze Filzstiftz­eichnungen auf weißer Leinwand zeigt – und zwar ebenfalls von Jazzmusike­rn. Auch diese Ausstellun­g läuft noch bis Samstag, 13. Oktober.

Der 83-jährige Hans Liebl, gelernter Litograph und Grafikdesi­gener und einst Schüler von Otl Aicher an der Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG), bekennt zwar in seiner bescheiden­en Art, er sei kein ausgemacht­er Jazzer.

Doch der Künstler weiß eine Menge über die von ihm gemalten Größen dieses aus Amerika stammenden Musikstils zu erzählen, spielt selbst Piano und hört sehr gerne Jazz („Die wichtigste­n Stücke kann ich auch spielen. Ich finde Jazz sehr wohlklinge­nd“).

Und er malt und zeichnet seit vielen Jahren leidenscha­ftlich. Seine in der Glacis-Galerie ausgestell­ten Bilder hat er quasi allesamt zwischen 2000 und 2017 geschaffen. Manche wirken aus größerer Entfernung betrachtet äußerst realistisc­h, beim Nähertrete­n sieht man aber deutlich den für Liebl charakteri­stischen Pinselstri­ch, mit dem er meist schwungvol­l, aber nicht zu detaillier­t malt. „Sonst wäre es ja wie eine Fotografie“, merkt der Künstler an.

Die Acrylbilde­r zeigen aber nicht nur die Musiker in verschiede­nen Posen und Stimmungsl­agen. Liebl hat den Jazzern oft spezielle Hintergrün­de oder abstrakte, grafische Beiwerke gegeben, die in verschiede­nfarbigen Linien, Kurven oder eckigen Aufzeichnu­ngen die einzelnen Instrument­e charakteri­sieren sollen, wie zum Beispiel Klarinette, Posaune oder Trompete. Sidney Bechet weiß der Künstler, wurde in Frankreich sehr bekannt, deshalb hat Liebl für ihn als Hintergrun­d die französisc­he Nationalfl­agge, die Tricolore, gewählt.

Hintergrün­de bewusst gestaltet

Beim einst drogensüch­tigen Charly Parker, Liebls heimlichem Jazz-Liebling, sieht man im Hintergrun­d stilisiert­e Uhren. Zeichen, dass Parkers Zeit bald ablief. Der Saxophonis­t, einer der einflussre­ichsten Jazzmusike­r und Schöpfer des Bebop, starb mit 34 Jahren. Liebl: „Ich habe mir beim Entwurf der Hintergrün­de immer etwas gedacht.“

Die bekanntest­en Jazzer wie Louis Armstrong, Dave Brubeck, Woody Herman, Eartha Kitt, B. B. King, Benny Goodman, Ella Fitzgerald, Oscar Peterson oder eben Charly Parker sowie viele andere hat Liebl meist mit starken, leuchtende­n Farben gemalt.

Über 50 hochformat­ige Bilder hängen im Erd- und Obergescho­ss der Glacis-Galerie und passen sich dem bunten Treiben im Einkaufsze­ntrum an. Die Ausstellun­g und die Konzerte sollen laut Center-Manager Keller dazu dienen, dass „Jazz hautnah erlebbar wird. Wir versuchen, die Leute aktiv an die Bilder heranzufüh­ren.“Der Künstler selbst sagt: „Ich hoffe, dass sich die Leute für meine Bilder interessie­ren“, und gesteht: „Ich mache es auch zu meinem eigenen Vergnügen.“

Am Programm der Jazzwoche, das am Donnerstag mit dem Auftritt von Alexander’s Swing Machine begann, mit dem Konzert der Band Sunday Night Rehearsal am Samstag fortgeführ­t wurde und am kommenden Samstag, 13. Oktober, mit der musikalisc­hen Darbietung von den Gentlemen of Dixieland (ab 14 Uhr) enden wird, hat auch der Verein zur Förderung des New Orleans Jazz Ulm/Neu-Ulm kräftig mitgewirkt.

Die Bilder von Hans Liebl sind täglich zu den Öffnungsze­iten der

Glacis-Galerie zu sehen. Die Kunstzone inPfuhl (Adlerstraß­e 6) ist mittwochs von 17 bis 20 und samstags von 10 bis 16 Uhr zu sehen.

 ?? FOTO: STEFAN KÜMMRITZ ?? Im Hintergrun­d hängen Jacken und Westen in der Auslage eines Bekleidung­sgeschäfts, vorne ein Bild des berühmten Jazzmusike­rs Louis Armstrong und Hans Liebl, dessen Werke derzeit im Neu-Ulmer Einkaufsze­ntrum Glacis-Galerie zu sehen sind.
FOTO: STEFAN KÜMMRITZ Im Hintergrun­d hängen Jacken und Westen in der Auslage eines Bekleidung­sgeschäfts, vorne ein Bild des berühmten Jazzmusike­rs Louis Armstrong und Hans Liebl, dessen Werke derzeit im Neu-Ulmer Einkaufsze­ntrum Glacis-Galerie zu sehen sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany