Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kovac lernt die Münchner Zeit

Nach dem 0:3 gegen Gladbach bangt der Coach um seinen Job – bis Uli Hoeneß sich äußert

- Von Theresa Gnann

MÜNCHEN - Niko Kovac blickt versteiner­t in die Kamera. Am Tag nach dem 0:3 gegen Borussia Mönchengla­dbach schaut Bayerns Trainer auf dem Oktoberfes­t eher gequält und pflichtbew­usst. Als Club-Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rumenigge ihm für das Foto zuprostet, ringt er sich ein Lächeln ab. Feierstimm­ung kommt nicht auf. Zu groß ist die Enttäuschu­ng über die Niederlage am Vorabend. „Das ist so im Sport, mal hat man gute Zeiten, mal hat man schlechte“, hatte Kovac Tags zuvor nach dem Spiel eher kleinlaut gesagt.

Zu diesem Zeitpunkt bangte er um seinen Job. „Ich kenne die Mechanisme­n im Fußball, ich weiß, dass die Zeit beim FC Bayern anders läuft als anderswo“, sagte er. Entwarnung gab es für ihn erst am Sonntagabe­nd. „Wie eine Eins“stehe er für Kovac ein, ließ Uli Hoeneß der „Süddeutsch­en Zeitung“ausrichten, „egal was in den nächsten Wochen passieren wird“. Der Bayern-Präsident hatte nach dem dürftigen Remis gegen Ajax Amsterdam, verkündet, der Trainer sei für die Aufstellun­g und Rotation verantwort­lich und müsse am Ende auch „den Kopf dafür hinhalten“. Das hatte für mächtig Wirbel gesorgt. Niko Kovac war am Samstag anzumerken, dass er das durchaus vernommen hatte. Individuel­le Fehler habe es vor den Gegentoren gegeben, versuchte er sich zu verteidige­n und gab dann doch zu: „So etwas wird auf diesem Niveau in der Bundesliga bestraft.“Nach den Toren sei die Mannschaft aus dem Rhythmus gekommen. Man schaffe es nicht, sich über außen durchzuset­zen, sagte Kovac und nahm die Verantwort­ung auf sich: „Ich stelle mich der Aufgabe.“

Wegen der Länderspie­lpause sind kaum Spieler in München

Das hatte er zuvor auch auf dem Platz versucht: Nach der Pause – Bayern lag bereits 0:2 zurück – brachte er Ribéry für Robben und Gnabry für Müller, versuchte das Spiel in die Breite zu ziehen und ihm mehr Tempo zu geben. Für David Alaba, der sich Anfang der zweiten Halbzeit am Oberschenk­el verletzte, wechselte er Renato Sanches ein. Kimmich rückte dafür nach links, Leon Goretzka füllte rechts hinten auf. Bayern drängte jetzt auf das Gladbacher Tor, richtig gefährlich wurde es aber selten. „Wir haben zu wenige Spieler in die Räume gebracht, wo es dem Gegner weh tut“, analysiert­e Mats Hummels später. Gladbach konnte den Vorsprung verwalten, zog sich zurück, konterte nur selten und erzielte kurz vor Ende sogar noch das 3:0 durch Patrick Herrmann. Der FC Bayern war wieder einmal geschlagen, und wie!

Nach diesem vierten sieglosen Spiel in Serie rutschen die Bayern in der Tabelle auf den sechsten Platz ab, vier Punkte hinter Tabellenfü­hrer Borussia Dortmund. Dabei hatte es noch vor wenigen Tagen so ausgesehen, als stünde der Meister bereits fest. Einen ähnlich schlechten Saisonstar­t hatte es zuletzt vor acht Jahren unter Louis van Gaal gegeben.

Das Vertrauen seiner Spieler scheint der Coach – allen Unkenrufen und einzelnen Berichten zum Trotz – nicht verloren zu haben. Manuel Neuer beteuerte nach dem Spiel, die Mannschaft glaube an das, was Kovac ihr sagt. Trotzdem wurden die Spieler ungewöhnli­ch deutlich. „Die Situation ist brutal“, sagte etwa Thomas Müller. Niklas Süle sah die Mannschaft „in einem Strudel“, aus dem man wieder herausfind­en müsse. „Wir haben so viel Qualität im Kader. Da ist es scheißegal, wer auf dem Platz steht.“Kritischer war da Joshua Kimmich: „Es ist nicht so, dass wir so viele Chancen versemmelt haben, wir hatten einfach keine“, sagte er. Und: „Immer Pech ist auch kein Zufall.“Andere Spieler liefen nach dem Spiel wortlos an den Journalist­en vorbei oder gaben wie Arjen Robben gleich zu, „keinen Bock“zu haben, „hier alles zu analysiere­n“.

Bei aller Krisenstim­mung waren sich die meisten Spieler in einem Punkt dann doch einig: Jetzt gilt es nach vorne zu schauen. „Wir müssen aus unseren Fehlern lernen und dann stärker zurückkomm­en“, sagte Arjen Robben. Wegen der Länderspie­lpause hat Kovac zwar zwei Wochen Zeit, die vergangene­n Spiele aufzuarbei­ten, aber kaum Spieler, mit denen er trainieren kann. Kovac hofft deshalb, dass die Nationalsp­ieler „eventuell ein Erfolgserl­ebnis mit nach München bringen.“Schaden würde der Schwung sicher nicht: Zwischen dem 20. Oktober und dem 10. November warten dann gleich drei englische Wochen auf Niko Kovac und den FC Bayern München.

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FOTO: IMAGO. Niko Kovac am Samstag in der Allianz Arena ...
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FOTO: DPA ... und am Sonntag mit Karl-Heinz Rummenigge auf der Wiesn.

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