Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Symbolträchtiger Ernteteppich zeigt eine Windrose
Katholische Kirchengemeinde Westerheim feiert Erntedank mit Frühstück – Kollekte ist für Flutopfer in Südindien bestimmt
WESTERHEIM - Die Kirche hat am Sonntag das Erntedankfest gefeiert. Auch die Kirchengemeinden der Region luden zu Erntedank-Gottesdiensten ein, bei denen zum Teil auch Kinder mitwirkten, Lieder sangen und ihre Früchtekörbchen zum Altar trugen. In fast allen Kirchen gab es wunderschöne Erntedank-Altäre zu bewundern, die viele Helfer liebevoll gestaltet haben. Bei der katholischen Kirchengemeinde Westerheim gestalten seit Jahren einige Frauen der Gemeinde einen Ernteteppich mit viel symbolischer Aussagekraft. Das Kunstwerk in der Christkönigskirche kann in den nächsten Wochen noch angeschaut werden.
Der diesjährige Ernteteppich der katholischen Kirchengemeinde Westerheim ist gelegt in Form einer Windrose. Sie ist ein geografisches Mittel, um Winde und Windrichtungen beziehungsweise Himmelsrichtungen darzustellen. Alte Windrosen hatten meist eine Teilung in zwölf Richtungen, die manchmal auf acht reduziert wurden, wie es bei dem Ernteteppich in Westerheim der Fall ist. „Die vier größer dargestellten Hauptwindrichtungen ergeben ein Kreuz“, erläutert Petra Leigers und verweist auf viele Stellen in der Bibel, in der von Wind und den Himmelsrichtungen die Rede ist. TRAUERANZEIGEN
Den herrlichen Blumenteppich gestaltet haben Rosa Lemmereyer, Helga Baumeister, Helene Zanker, Monika Rehm, Gertrud Ascher, Maria Schweizer, Hildegard Rehm, Petra Stehle und Petra Leigers. Verwendet für ihr symbolträchtiges Kunstwerk haben sie an Getreidekörnern Weizen und Gerste sowie allerlei Gewürze und Kräuter wie Paprika, Pfeffer, Maisgrieß, Kurkuma, Lorbeer, Oregano, Kokosflocken nebst Salatkräutern. Als Rahmen des Bildes dienten rote Zieräpfel.
Die Richtungsweiser des Teppichs sind in Rot- und Gelbtönen gesetzt, wobei das Rot für den Osten und die aufgehende Sonne oder die Morgendämmerung stehen soll. Es deutet auf das ausstrahlende Licht aus der Höhe. Die einzelnen Pfeile sind von drei Ringen mit duftenden Kräutern umringt. Sie sollen symbolisch für die Dreifaltigkeit Gottes stehen. Die Mitte bildet ein großer weißer Kreis, sinnbildlich für das eucharistische Brot. Dazu gehören die Körner von Weizen und Gerste.
In drei Ecken ihres Kunstwerks haben die Frauen Wind und Wolken dargestellt, zwei Mal erscheint der Wind gar in Spiralform einer Windhose: Denn nicht nur ein strahlend blauer Himmel gehört zum Lebensweg. Dunkle Wolken seien bisweilen notwendig, um das Leben neu auszurichten, erläutern die Künstlerinnen. Frischer Wind werde zum Durchatmen benötigt, der Wind treibe die Dunkelheit davon und lasse weiße, zarte Wolken aufziehen.
Kompass soll richtigen Weg zeigen
„Wir möchten unsere Windrose mit einer christlichen Gemeinde vergleichen“, erklärt Petra Stehle: Wichtig sei, dass sich die Menschen einer Gemeinde nicht verlieren und zusammenhalten. Sie sollen beobachten, woher der Wind weht und wo sie neue Kraft tanken können. Ohne Gottes Kraft und seine Wegweisung seien sie machtlos. Ein Kompass könne immer nur die Richtung anzeigen, den Weg gehen müssten die Menschen selber. Wichtig im Leben sei, einen verlässlichen Kompass zu finden, um das Wehen des Geistes wahrzunehmen und sich einladen zu lassen, dem Geist Gottes zu folgen.
Doch nicht nur der Erntedankteppich gehörte zum Erntedankfest bei der katholischen Kirchengemeinde Westerheim: Es gab einen schön gestalteten Erntedankaltar mit vielen Früchten, zudem auch eine Erntedankkrone aus Getreide mit Kreuz, die diesmal auf dem Taufstein platziert wurde. Sie stand in diesem Jahr nicht mehr am gewohnten Platz. „Dadurch soll deutlich vor Augen geführt, dass wir jeden Sonntag für das Geschenk der Erlösung danken“, erläutert Pfarrer Karl Enderle: „Jesus hat für uns das Werk der Erlösung vollbracht. Sein Erlösertod und seine Auferstehung haben ewige Erlösung bewirkt. Wir sind getauft auf den Tod und die Auferstehung Christi und haben dadurch schon jetzt Anteil an seinem österlich neuen Leben.“
Die Kommunionkinder der Gemeinde von diesem Jahr durften den Gottesdienst mitgestalten: Sie haben die Kyrie-Rufe vorgetragen und die Fürbitten gesprochen sowie Lieder fröhlich gesungen. Nach dem Gottesdienst besuchten die Jungen und Mädchen noch das Servicehaus Sonnenhalde, um dort die älteren und pflegebedürtigen Menschen mit einigen Liedern zu erfreuen.
Frühstück nach der Messe
Gedacht bei der Erntedankfeuer wurde auch an Menschen, die im Sommer ein schweres Schicksal erleiden mussten: Pius Rauschmaier als zweiter Vorsitzender des Kirchengemeinderates hat die Kollekte angekündigt, die für die Flutopfer von Kerala in Südindien bestimmt war. Dort hat Monsunregen dieses Jahr für extreme Überflutungen gesorgt, von einem Jahrhunderthochwasser war gar die Rede. Auf anschauliche Weise schilderte Pius Rauschmaier, wie groß die Not in dem südindischen Bundesland ist und wie sehr diese Leute dort auf Hilfe angewiesen sind. Rund 15 Millionen Menschen von 35 Millionen in der Region seien betroffen gewesen und hätten Hab und Gut verloren, die „Ärmsten der Armen“. Die Pfarrer Joseph Mattathil Saji und Mathew Mattathil Prakash, die im Sommer zu Gast in der Seelsorgeeinheit Laichinger Alb waren, stammen aus Kerala.
Nach dem Gottesdienst gab es bei dem spätsommerlichen Wetter ein Frühstück im Freien auf dem Kirchplatz, auch dieser Erlös war für die Heimat der Pfarrer Saji und Prakash bestimmt. Das leckere Frühstück hatten der Pastoralausschuss der Gemeinde und die Mädchengruppe vorbereitet, es ergab einen sehr guten Erlös für die Flutopfer.