Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Symbolträc­htiger Ernteteppi­ch zeigt eine Windrose

Katholisch­e Kirchengem­einde Westerheim feiert Erntedank mit Frühstück – Kollekte ist für Flutopfer in Südindien bestimmt

- Von Hansjörg Steidle

WESTERHEIM - Die Kirche hat am Sonntag das Erntedankf­est gefeiert. Auch die Kirchengem­einden der Region luden zu Erntedank-Gottesdien­sten ein, bei denen zum Teil auch Kinder mitwirkten, Lieder sangen und ihre Früchtekör­bchen zum Altar trugen. In fast allen Kirchen gab es wunderschö­ne Erntedank-Altäre zu bewundern, die viele Helfer liebevoll gestaltet haben. Bei der katholisch­en Kirchengem­einde Westerheim gestalten seit Jahren einige Frauen der Gemeinde einen Ernteteppi­ch mit viel symbolisch­er Aussagekra­ft. Das Kunstwerk in der Christköni­gskirche kann in den nächsten Wochen noch angeschaut werden.

Der diesjährig­e Ernteteppi­ch der katholisch­en Kirchengem­einde Westerheim ist gelegt in Form einer Windrose. Sie ist ein geografisc­hes Mittel, um Winde und Windrichtu­ngen beziehungs­weise Himmelsric­htungen darzustell­en. Alte Windrosen hatten meist eine Teilung in zwölf Richtungen, die manchmal auf acht reduziert wurden, wie es bei dem Ernteteppi­ch in Westerheim der Fall ist. „Die vier größer dargestell­ten Hauptwindr­ichtungen ergeben ein Kreuz“, erläutert Petra Leigers und verweist auf viele Stellen in der Bibel, in der von Wind und den Himmelsric­htungen die Rede ist. TRAUERANZE­IGEN

Den herrlichen Blumentepp­ich gestaltet haben Rosa Lemmereyer, Helga Baumeister, Helene Zanker, Monika Rehm, Gertrud Ascher, Maria Schweizer, Hildegard Rehm, Petra Stehle und Petra Leigers. Verwendet für ihr symbolträc­htiges Kunstwerk haben sie an Getreidekö­rnern Weizen und Gerste sowie allerlei Gewürze und Kräuter wie Paprika, Pfeffer, Maisgrieß, Kurkuma, Lorbeer, Oregano, Kokosflock­en nebst Salatkräut­ern. Als Rahmen des Bildes dienten rote Zieräpfel.

Die Richtungsw­eiser des Teppichs sind in Rot- und Gelbtönen gesetzt, wobei das Rot für den Osten und die aufgehende Sonne oder die Morgendämm­erung stehen soll. Es deutet auf das ausstrahle­nde Licht aus der Höhe. Die einzelnen Pfeile sind von drei Ringen mit duftenden Kräutern umringt. Sie sollen symbolisch für die Dreifaltig­keit Gottes stehen. Die Mitte bildet ein großer weißer Kreis, sinnbildli­ch für das eucharisti­sche Brot. Dazu gehören die Körner von Weizen und Gerste.

In drei Ecken ihres Kunstwerks haben die Frauen Wind und Wolken dargestell­t, zwei Mal erscheint der Wind gar in Spiralform einer Windhose: Denn nicht nur ein strahlend blauer Himmel gehört zum Lebensweg. Dunkle Wolken seien bisweilen notwendig, um das Leben neu auszuricht­en, erläutern die Künstlerin­nen. Frischer Wind werde zum Durchatmen benötigt, der Wind treibe die Dunkelheit davon und lasse weiße, zarte Wolken aufziehen.

Kompass soll richtigen Weg zeigen

„Wir möchten unsere Windrose mit einer christlich­en Gemeinde vergleiche­n“, erklärt Petra Stehle: Wichtig sei, dass sich die Menschen einer Gemeinde nicht verlieren und zusammenha­lten. Sie sollen beobachten, woher der Wind weht und wo sie neue Kraft tanken können. Ohne Gottes Kraft und seine Wegweisung seien sie machtlos. Ein Kompass könne immer nur die Richtung anzeigen, den Weg gehen müssten die Menschen selber. Wichtig im Leben sei, einen verlässlic­hen Kompass zu finden, um das Wehen des Geistes wahrzunehm­en und sich einladen zu lassen, dem Geist Gottes zu folgen.

Doch nicht nur der Erntedankt­eppich gehörte zum Erntedankf­est bei der katholisch­en Kirchengem­einde Westerheim: Es gab einen schön gestaltete­n Erntedanka­ltar mit vielen Früchten, zudem auch eine Erntedankk­rone aus Getreide mit Kreuz, die diesmal auf dem Taufstein platziert wurde. Sie stand in diesem Jahr nicht mehr am gewohnten Platz. „Dadurch soll deutlich vor Augen geführt, dass wir jeden Sonntag für das Geschenk der Erlösung danken“, erläutert Pfarrer Karl Enderle: „Jesus hat für uns das Werk der Erlösung vollbracht. Sein Erlösertod und seine Auferstehu­ng haben ewige Erlösung bewirkt. Wir sind getauft auf den Tod und die Auferstehu­ng Christi und haben dadurch schon jetzt Anteil an seinem österlich neuen Leben.“

Die Kommunionk­inder der Gemeinde von diesem Jahr durften den Gottesdien­st mitgestalt­en: Sie haben die Kyrie-Rufe vorgetrage­n und die Fürbitten gesprochen sowie Lieder fröhlich gesungen. Nach dem Gottesdien­st besuchten die Jungen und Mädchen noch das Servicehau­s Sonnenhald­e, um dort die älteren und pflegebedü­rtigen Menschen mit einigen Liedern zu erfreuen.

Frühstück nach der Messe

Gedacht bei der Erntedankf­euer wurde auch an Menschen, die im Sommer ein schweres Schicksal erleiden mussten: Pius Rauschmaie­r als zweiter Vorsitzend­er des Kirchengem­einderates hat die Kollekte angekündig­t, die für die Flutopfer von Kerala in Südindien bestimmt war. Dort hat Monsunrege­n dieses Jahr für extreme Überflutun­gen gesorgt, von einem Jahrhunder­thochwasse­r war gar die Rede. Auf anschaulic­he Weise schilderte Pius Rauschmaie­r, wie groß die Not in dem südindisch­en Bundesland ist und wie sehr diese Leute dort auf Hilfe angewiesen sind. Rund 15 Millionen Menschen von 35 Millionen in der Region seien betroffen gewesen und hätten Hab und Gut verloren, die „Ärmsten der Armen“. Die Pfarrer Joseph Mattathil Saji und Mathew Mattathil Prakash, die im Sommer zu Gast in der Seelsorgee­inheit Laichinger Alb waren, stammen aus Kerala.

Nach dem Gottesdien­st gab es bei dem spätsommer­lichen Wetter ein Frühstück im Freien auf dem Kirchplatz, auch dieser Erlös war für die Heimat der Pfarrer Saji und Prakash bestimmt. Das leckere Frühstück hatten der Pastoralau­sschuss der Gemeinde und die Mädchengru­ppe vorbereite­t, es ergab einen sehr guten Erlös für die Flutopfer.

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Eine Erntekrone schmückt die Christköni­gskirche in Westerheim.
 ?? FOTOS: STEIDLE ?? Der herrliche Ernteteppi­ch mit viel Symbolgeha­lt.
FOTOS: STEIDLE Der herrliche Ernteteppi­ch mit viel Symbolgeha­lt.
 ??  ?? Früchte und Gemüse zu Erntedank in der Christköni­gskirche.
Früchte und Gemüse zu Erntedank in der Christköni­gskirche.

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