Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kirche mit flexiblem Arbeitszeitmodell
Sandra Baier und Heidi Knöppler bilden für Nellingen und Oppingen ein Team.
NELLINGEN - Neue Zeiten für die Kirchengemeinden Nellingen und Oppingen. Künftig werden sich Sandra Baier und Heidi Knöppler die Pfarrstelle teilen. Heidi Knöppler ist allerdings keine Unbekannte mehr. Sie vertrat Sandra Baier in deren Schwangerschaft-Zeit. Ein Jahr ist jedoch nun vorbei und Sandra Baier „zurück“. Ganz weg war sie eigentlich nie. Jetzt packen die beiden Frauen gemeinsam an – als Team.
„Mein Wunsch war eigentlich von Anfang an, dass derjenige, der mich vertritt, dann auch künftig bleiben könnte. Doch eine Garantie gibt es nie“, erzählt Baier. Die heute 34-Jährige stammt gebürtig aus Wiesensteig und lebt seit 2013 in Nellingen. Es ist ihre erste Pfarrstelle. Neben ihrem vierjährigen Sohn freut sich Baier über ihre nun einjährige Tochter. Für dieses eine Jahr war dann Heidi Knöppler als Vertretung eingestellt.
„Mir war schon nach einem halben Jahr klar, dass ein Abschied nach einem Jahr schwer fallen wird. Das wäre doch sehr schade gewesen. Jetzt bin ich ganz froh“, sagt die 46jährige Mutter von sechs Kindern im Alter von sechs bis 20 Jahren. Gebürtig stammt Knöppler übrigens aus Nellingen auf den Fildern. „Fast Heimat. Zumindest der Name stimmt“, so Knöppler und lacht auf. Seit zwei Jahren lebt sie mit ihrem Mann, ebenfalls Pfarrer, in der Gemeinde Heroldstatt. Die Vertretung für Baier trat sie im August vergangenen Jahres in Nellingen an.
Gemeinsam und aufgeteilt
Beide besetzen dann 50 Prozent der Stelle. Wichtig ist Sandra Baier und Heidi Knöppler, dass sie beide Ansprechpartner sind und bleiben, sie dennoch aber auch aufgeteilte Bereiche habe. Heißt: Sobald eine der beiden Frauen anzutreffen ist, dann ist sie in dem Moment auch als Pfarrerin unterwegs. Ein Beispiel: Zu einem Geburtstagsbesuch kommen Sandra Baier und Heidi Knöppler gerne, aber in der Regel nicht gemeinsam.
Die beiden Frauen werden sich in den Bereichen Gottesdienste sowie Kasualien wöchentlich abwechseln. Taufen würden immer auf einen Sonntag fallen und somit im jeweiligen Gottesdienst stattfinden. Hochzeiten würden „aufgeteilt“. Mit Blick auf anstehende Besuche haben sich Baier und Knöppler ein neues System ausgedacht. Nellingen und Oppingen werden darin in zwei Bezirke aufgeteilt. Für einen zeichnet sich Baier, für den anderen Knöppler verantwortlich. „Das ist wichtig, damit Beziehungen entstehen können und daraus auch etwas erwachsen kann“, erklärt Baier und Knöppler fügt an: „Pfarrerin zu sein, lebt von diesen Beziehungen.“Zu Dekanats- und Distrikt-Sitzungen werden künftig beide Pfarrerinnen fahren. So sollen Beide stets gut informiert sein.
Dann wiederum gibt es weitere Aufteilungen. Heidi Knöppler wird den Bereich der Schule und Kinderkirche verantworten. Außerdem ist sie bei der Arbeit mit den Senioren und den Veranstaltungen für Frauen – beispielsweise Frühstück oder auch der Weltgebetstag – dabei. Knöppler übernimmt auch den Vorkonfirmanden-Unterricht in der dritten Klasse.
Sandra Baier übernimmt den Konfirmanden-Unterricht sowie die Jugendarbeit. Sie ist zudem Leiterin des Kirchengemeinderats. Zuständig wird sie darüber hinaus für die komplette Geschäftsführung sein. Darunter fallen Thematiken wie Gebäude, Personal, Verwaltung, die Öffentlichkeitsarbeit oder auch die Absprache mit der Gemeinde Nellingen.
Vorteil im Team
Die Beiden sind sich sicher, dass ihre Zusammenarbeit funktionieren wird. „Wir haben uns kennengelernt und gewusst, dass es funktioniert“, sagt Baier. Sie schätze es sehr, dass sie nun kurze Absprachen treffen können. Zudem ist die 34-Jährige überzeugt, dass eine wertvolle Entlastung eintrete. „Wir sind ein Team. Können uns auch mal inhaltlich besprechen. Das hilft uns und wird die Gemeinde auch merken“, erläutert Baier. Sie sei ab sofort keine Einzelkämpferin mehr.
Beide Frauen sehen darin ein Zukunftsmodell. Durchaus gebe es einige Ehepaare, die sich eine Stelle teilen, doch dass „Fremde“zusammen kommen, sei nicht alltäglich, letztlich aber eine Reaktion auf die Flexibilität. „Natürlich muss es passen“, merkt Knöppler an. Baier nickt zustimmend: „Mit Jedem hätte ich mir das nicht vorstellen können.“
Wohl wissend, dass mehr Koordination durch die Arbeitsreduzierung nötig werde, seien Knöppler und Baier glücklich. Im Januar sollen dazu dann auch alle Formalitäten abgeschlossen sein. Momentan laufe das Bewerbungsverfahren mit Heidi Knöppler. Für die Frauen würde sich aber nichts mehr ändern. Sie freuen sich auf die gemeinsame Arbeit – mit jeder Menge Frauenpower.