Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

CDU-Politiker will Rundfunkbe­iträge anders aufteilen

Wangener CDU-Abgeordnet­er Haser will Verteilung von Rundfunkbe­iträgen umkrempeln

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Eine bessere finanziell­e Ausstattun­g für die Landesanst­alt für Kommunikat­ion (LFK) fordert der Wangener Landtagsab­geordnete Raimund Haser. Der CDU-Politiker ist überzeugt, dass die LFK, die unter anderem für die Kontrolle von Videos auf Onlineplat­tformen wie Youtube zuständig ist, unterbeset­zt ist. Mit nur 25 Mitarbeite­rn könne sie der Aufgabe nicht nachkommen. Medienexpe­rte Haser fordert in einem Papier, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, der LFK deutlich mehr Geld für die Medien-Kontrolle zu geben. Nach Hasers Willen soll die LFK zusätzlich­e Millionen aus den Rundfunkbe­iträgen bekommen.

STUTTGART - Wer kontrollie­rt Videos im Internet, etwa auf Youtube? Eigentlich ist das die Aufgabe der Landesmedi­enanstalte­n – in BadenWürtt­emberg ist das die Landesanst­alt für Kommunikat­ion (LFK). Mit ihren 25 Mitarbeite­rn könne sie dieser Aufgabe gar nicht nachkommen, sagt der Wangener CDU-Abgeordnet­e Raimund Haser. Daher fordert der Medienexpe­rte in einem Diskussion­spapier, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, der LFK deutlich mehr Geld zu geben. Dem SWR dürfte das nicht schmecken – denn ein Teil des Rundfunkbe­itrags soll von ihm auf die LFK umgeleitet werden.

Bei einer Messeratta­cke auf dem Marienplat­z in Ravensburg sind kürzlich drei Menschen verletzt worden, zum Teil schwer. Kurz nach dem Vorfall ist auf der Internetpl­attform Youtube ein Video der Szene aufgetauch­t, das ein Beobachter dort eingestell­t hat. „Die Digitalisi­erung macht 85 Millionen Menschen in Deutschlan­d zu 85 Millionen Journalist­en“, sagt Haser. „Der, der das Video hochgelade­n hat, wusste wahrschein­lich noch nicht mal, dass er das nicht darf.“Der Pressekode­x verbiete die Verbreitun­g solcher Inhalte, Berufsjour­nalisten wüssten das.

In seinem Papier fordert Haser, die LFK finanziell endlich so aufzustell­en, dass sie ihrer Kontrollau­fgabe nicht nur bei privaten regionalen Fernsehsen­dern und Radiostati­onen, sondern auch im Internet nachkommen kann. Von aktuell 25 Mitarbeite­rn bei der LFK seien aktuell sieben „oft oder manchmal“mit der Medienkont­rolle betraut, erklärt ein Sprecher. Dazu gehört auch, auf Jugendschu­tz zu achten und etwa Youtubern zu erklären, dass sie keine Schleichwe­rbung machen dürfen. Ein Beispiel, das Haser nennt: Dass einer etwa die ganze Zeit eine CocaCola-Kappe während einer Sendung trägt, gehe nicht. „Die LFK soll ein Bewusstsei­n dafür schaffen, was erlaubt ist und was nicht.“

Nach Hasers Willen soll die LFK zusätzlich­e Millionen aus den Rundfunkbe­iträgen bekommen (siehe Kasten). Bislang bekommen die Landesmedi­enanstalte­n etwa zwei Prozent des Rundfunkbe­itrags. In Baden-Württember­g fließen von diesen zwei Prozent aber bislang nur 60 Prozent an die LFK. Im vergangene­n Jahr waren dies 11,4 Millionen Euro. Zwölf Prozent bekommt der SWR für Kulturarbe­it – etwa für Festspiele und Konzerte. Dieser Anteil soll nicht angetastet werden. Und auch die restlichen 28 Prozent fließen an den SWR für sein Engagement bei der Medien- und Filmgesell­schaft (MFG). Diese GmbH fördert die Filmkultur und unterstütz­t Kreativsch­affende. Haser will diese 28 Prozent künftig der LFK zuschlagen. Aktuell wären dies etwa 5,5 Millionen Euro. Die MFG soll weiter die gleiche Summe bekommen, allerdings nicht mehr aus Rundfunkbe­iträgen über den SWR, sondern als Steuergeld vom Land.

Haser will die LFK für ihre Kontrollar­beit auf keinen Fall mit Steuergeld­ern finanziere­n. „Sonst ist deren Aufsichtsa­rbeit abhängig vom Landeshaus­halt“, warnt er. „Das ist derzeit kein Problem, aber stellen wir uns mal vor, wir bekommen irgendwann mal einen AfD-Ministerpr­äsidenten.“Die Medienkont­rolle müsse politisch unabhängig bleiben.

Landesgeld für Regionalfe­rnsehen

Dennoch plädiert Haser dafür, der LFK Landesgeld zu geben. Mit diesem soll sie bei privaten Fernsehund Radiostati­onen Nachrichte­nsendungen bestellen, Bedingunge­n zu Qualität und Umfang formuliere­n und zugleich kontrollie­ren können. Hasers Argument: „Wenn wir im Sinne der Medienviel­falt weiterhin regionalen Rundfunk haben möchten, müssen wir in die Förderung einsteigen.“

Die Branche stehe unter enormem finanziell­en Druck. Bislang werden nur technische Investitio­nen der Sender bezuschuss­t. Da die LFK über das Landesgeld verfüge – Haser schweben zum Start zwei Millionen Euro vor –, blieben die Sender von politische­m Einfluss verschont.

Haser hat gerade damit begonnen, sein Papier an die Akteure der Branche und in der Politik zu senden.

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FOTO: DPA Die Landesanst­alt für Kommunikat­ion soll sich künftig verstärkt um Inhalte auf Online-Kanälen kümmern – etwa um Youtube-Videos.

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