Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Papst prangert Abtreibungen an
Katholischer Frauenverein kritisiert den Pontifex
ROM (AFP) - Papst Franziskus hat Abtreibung mit einem Auftragsmord verglichen. „Einen Menschen zu beseitigen ist wie die Inanspruchnahme eines Auftragsmörders, um ein Problem zu lösen“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Mittwoch bei der Generalaudienz im Vatikan. Insbesondere prangerte der 81-Jährige die angeblichen Ratschläge von Ärzten zur Abtreibung behinderter Kinder an. Abtreibung ist in der katholischen Kirche tabu und eine gravierende Sünde.
ROM (dpa) - Papst Franziskus hat Abtreibungen mit Auftragsmorden gleichgestellt. „Aber wie kann ein Akt, der das unschuldige Leben (…) unterdrückt, therapeutisch, zivil oder einfach menschlich sein“, sagte der Pontifex am Mittwoch bei seiner Generalaudienz in Rom. „Ich frage Euch: Ist es gerecht, jemanden umzubringen, um ein Problem zu lösen? Das kann man nicht machen, es ist nicht gerecht, einen Menschen umzubringen, auch wenn er klein ist.“Abweichend vom Redemanuskript sagte er: „Es ist, wie einen Auftragsmörder zu mieten, um ein Problem zu lösen.“
Wenn Eltern die Diagnose einer schweren Behinderung ihres ungeborenen Kindes bekämen, brauchten sie „wahre Nähe“und Solidarität, um Ängste zu überwinden. „Stattdessen bekommen sie hastige Ratschläge, die Schwangerschaft abzubrechen“, sagte das Oberhaupt der Katholiken bei einer Audienz am Petersplatz, die das Gebot „Du sollst nicht töten“zum Thema hatte. „Das sagt man so: die Schwangerschaft unterbrechen. Aber das bedeutet, jemanden direkt um die Ecke zu bringen.“
Für die katholische Kirche ist Abtreibung eine schwere Sünde. Die Kirche sieht die Exkommunikation für jene vor, die eine Abtreibung vorgenommen haben: Nicht nur die Frau, sondern auch der Abtreibungsarzt und der Partner, wenn er die Frau zur Abtreibung gedrängt hat, sind automatisch vom Empfang aller Sakramente ausgeschlossen. Vor zwei Jahren sorgte Franziskus mit seiner Entscheidung für Furore, dass er Priestern erlaubt, Frauen diese „Sünde“zu vergeben. Doch das ändert nichts an seiner Einstellung, dass es ein Verbrechen sei, ungeborenes Leben zu töten. Im Juni hatte der Argentinier Abtreibung behinderter Kinder mit den Euthanasiemorden der Nazis verglichen. Im vergangenen Jahrhundert habe sich die ganze Welt über die Euthanasie der Nazis empört. Heute mache man „dasselbe mit weißen Handschuhen“, hatte er gesagt.
Verein sieht „geringe Sensibilität“
Auch jetzt kam Kritik. Der aktuelle Vergleich „beleidigt sowohl die Opfer eines Mordes als auch die Gewissensentscheidung einer Frau im Schwangerschaftskonflikt“, erklärte der katholische Verein Frauenwürde, der Schwangerschaftskonfliktberatung anbietet. „Die geringe Sensibilität gegenüber schwangeren Frauen, die sich aus vielerlei und unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage sehen, für das Kind, das sie erwarten, eine Zukunft aufzubauen, reiht sich ein in die vielen abstrusen Gedanken der Päpste der römisch-katholischen Kirche zur Lebenswirklichkeit von Frauen.“
„Es sind beunruhigende, aber wenig überraschende Worte“, erklärte Adele Orioli vom Verband der rationalistischen Atheisten und Agnostiker (Uaar) in Italien. „Es ist bekannt, dass sich die Kirche immer erlaubt hat, alles Mögliche über den Körper und über die Entscheidungen von Frauen zu sagen. Und der „revolutionäre“Franziskus ist da keine Ausnahme.“Gerade in katholisch geprägten Ländern wie Italien ist es für Frauen schwierig, einen Arzt zu finden, der Abtreibungen vornimmt. Denn viele Krankenhäuser gehören zur Kirche.