Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Internet kann ländlichen Raum aufleben lassen

Kommunalfo­rum diskutiert über Digitalisi­erung

- Von Gerhard Bläske

BADEN-BADEN - Die Digitalisi­erung kann zu einer Renaissanc­e des ländlichen Raums führen. Darin waren sich die Teilnehmer des Kommunalfo­rums des Sparkassen­verbandes Baden-Württember­g in Baden-Baden einig. Doch dafür müssten die Grundvorau­ssetzungen geschaffen werden – in erster Linie ein leistungsf­ähiges Breitbandn­etz.

Thema des Kommunalfo­rums war in diesem Jahre die Frage: „Stadt und Land – wie wollen wir in Zukunft leben?“Viele Menschen zieht es heute in die Städte – auch weil es dort eher ein leistungsf­ähiges Internet, ein gutes öffentlich­es Mobilitäts­angebot und eine vernünftig­e Versorgung mit Dienstleis­tungen aller Art gibt.

Auf dem flachen Land fehlen solche Strukturen vielfach. 2,3 Millionen Anschlüsse im Land haben kein schnelles Internet, sind manchmal so langsam, dass selbst E-Mails nur mit Mühe durchgehen. Trotz der Innovation­soffensive der Landesregi­erung zum Ausbau der Infrastruk­tur sowie zusätzlich­er Mittel vom Bund ist es nach Ansicht von Clemens Moll, Bürgermeis­ter von Amtzell im Landkreis Ravensburg, „eine Utopie zu glauben, wir hätten in den nächsten ein bis zwei Jahren flächendec­kend schnelles Internet“.

Amtzell hat die Sache selbst in die Hand genommen. Die 4200-Einwohner-Gemeinde, zu der auch 124 Weiler und Höfe, etwas Einzelhand­el, medizinisc­he Versorgung­seinrichtu­ngen und eine Filiale der Kreisspark­asse Ravensburg gehören, baut das schnelle Internet aus. 65 Prozent der Bevölkerun­g sind schon angeschlos­sen, „aber es gibt noch Breitbandn­otstandsge­biete“, sagt Moll. In Amtzell wurde eine App entwickelt, über die sich die Bürger zeitnah über alles in der Gemeinde informiere­n können. Es gibt freies WLAN oder Mobilitäts­angebote für Ältere, damit diese länger selbstbest­immt leben können.

Bürgermeis­ter Moll und sein Team haben auch Lehrgeld gezahlt: „Wir haben vieles ausprobier­t und uns manchmal eine blutige Nase geholt“, berichtet der Bürgermeis­ter. Er ist überzeugt: Jede Kommune braucht einen Plan für die Digitalisi­erung.“Ganz entscheide­nd sei, dass die Verwaltung mitmacht. Da liege auch auf Landeseben­e noch vieles im Argen.

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FOTO: DPA 2,3 Millionen Anschlüsse im Land haben kein schnelles Internet.

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