Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Von wegen Sesamstraße
Puppen, Mord und Sex: Melissa McCarthy in dem nicht jugendfreien „The Happytime Murders“
Mit den kinderfreundlichen Muppet-Figuren wie Kermit und Miss Piggy haben die Handpuppen aus „The Happytime Murders“wenig gemeinsam. Diese Filmmarionetten haben es stattdessen faustdick hinter den Filzohren: Sie schauen sich Pornofilme an, sind vulgär, prügeln sich und haben Sex. Mittendrin steht Melissa McCarthy und teilt derbe Sprüche und Fausthiebe auf empfindliche Körperteile aus.
McCarthy spielt die Detektivin Connie Edwards, die in der Unterwelt von Los Angeles einer brutalen Serie von Puppenmorden nachgeht. Die eigentliche (Puppen)-Hauptfigur ist der frühere Polizist Phil, Opfer sind die inzwischen vergessenen Mitglieder der früheren Fernsehshow „The Happytime Gang“. Für die Puppen in „The Happytime Murders“ist das Leben wenig spaßig. Sie fristen ein erbärmliches Dasein als Bürger zweiter Klasse, werden von Hunden angebellt, von Kindern verprügelt, von Erwachsenen schräg angeschaut. Ihr Leben spielt sich im Rotlichtviertel ab, mit käuflichem Sex und harten Drogen.
Was Puppen so treiben, wenn Kinder nicht hinschauen – mit diesem Spruch werben die Filmemacher für den derben Kinospaß. „Kein Sesam, nur Straße“heißt es in Anspielung auf die Handpuppen aus der Kindersendung „Sesamstraße“. Der gemeinnützige Verein Sesame Workshop, der das englischsprachige Original „Sesame Street“produziert, ärgerte sich über die sexwütigen Filzpuppen und ging in den USA gegen die „Happytime Murder“-Macher wegen Image-Schädigung gerichtlich vor. Die Klage wurde abgewiesen.
Tatsächlich gibt es eine Verbindung zu den jugendfreien Puppen der „Sesamstraße“und der „Muppet Show“, die der legendäre US-Puppenmeister Jim Henson erschaffen hatte. Sein Sohn Brian Henson hat die derbe „Happytime Murders“-Geschichte inszeniert. In den USA erhielt das Werk die strikte „R“-Freigabe: Jugendliche unter 17 Jahren dürfen den Film nur mit einem Elternteil oder einem erwachsenen Begleiter sehen. In Deutschland ist er hingegen schon ab 12 Jahren freigegeben. Und das, obwohl es der dreckige Humor in sich hat. Und es bleibt nicht nur bei verbalen Ausrutschern. Die Handpuppen treiben es in Pornoshops und auf Bürotischen.
Dabei kann das Drehbuch weder Humor noch eine überzeugende Story vorweisen. Neben McCarthy legen sich Maya Rudolph als Sekretärin und Elizabeth Banks als Nachtclubtänzerin ins Zeug, doch auch die Schauspielerinnen können das seichte Puppentheater nicht retten. Mehr Sesam und weniger Straße wäre besser gewesen. (dpa)
The Happytime Murders. Regie: Brian Henson. Mit Melissa McCarthy, Elizabeth Banks, Maya Rudolph. USA 2018. 92 Minuten. FSK ab 12.