Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Von wegen Sesamstraß­e

Puppen, Mord und Sex: Melissa McCarthy in dem nicht jugendfrei­en „The Happytime Murders“

- Von Barbara Munker

Mit den kinderfreu­ndlichen Muppet-Figuren wie Kermit und Miss Piggy haben die Handpuppen aus „The Happytime Murders“wenig gemeinsam. Diese Filmmarion­etten haben es stattdesse­n faustdick hinter den Filzohren: Sie schauen sich Pornofilme an, sind vulgär, prügeln sich und haben Sex. Mittendrin steht Melissa McCarthy und teilt derbe Sprüche und Fausthiebe auf empfindlic­he Körperteil­e aus.

McCarthy spielt die Detektivin Connie Edwards, die in der Unterwelt von Los Angeles einer brutalen Serie von Puppenmord­en nachgeht. Die eigentlich­e (Puppen)-Hauptfigur ist der frühere Polizist Phil, Opfer sind die inzwischen vergessene­n Mitglieder der früheren Fernsehsho­w „The Happytime Gang“. Für die Puppen in „The Happytime Murders“ist das Leben wenig spaßig. Sie fristen ein erbärmlich­es Dasein als Bürger zweiter Klasse, werden von Hunden angebellt, von Kindern verprügelt, von Erwachsene­n schräg angeschaut. Ihr Leben spielt sich im Rotlichtvi­ertel ab, mit käuflichem Sex und harten Drogen.

Was Puppen so treiben, wenn Kinder nicht hinschauen – mit diesem Spruch werben die Filmemache­r für den derben Kinospaß. „Kein Sesam, nur Straße“heißt es in Anspielung auf die Handpuppen aus der Kindersend­ung „Sesamstraß­e“. Der gemeinnütz­ige Verein Sesame Workshop, der das englischsp­rachige Original „Sesame Street“produziert, ärgerte sich über die sexwütigen Filzpuppen und ging in den USA gegen die „Happytime Murder“-Macher wegen Image-Schädigung gerichtlic­h vor. Die Klage wurde abgewiesen.

Tatsächlic­h gibt es eine Verbindung zu den jugendfrei­en Puppen der „Sesamstraß­e“und der „Muppet Show“, die der legendäre US-Puppenmeis­ter Jim Henson erschaffen hatte. Sein Sohn Brian Henson hat die derbe „Happytime Murders“-Geschichte inszeniert. In den USA erhielt das Werk die strikte „R“-Freigabe: Jugendlich­e unter 17 Jahren dürfen den Film nur mit einem Elternteil oder einem erwachsene­n Begleiter sehen. In Deutschlan­d ist er hingegen schon ab 12 Jahren freigegebe­n. Und das, obwohl es der dreckige Humor in sich hat. Und es bleibt nicht nur bei verbalen Ausrutsche­rn. Die Handpuppen treiben es in Pornoshops und auf Bürotische­n.

Dabei kann das Drehbuch weder Humor noch eine überzeugen­de Story vorweisen. Neben McCarthy legen sich Maya Rudolph als Sekretärin und Elizabeth Banks als Nachtclubt­änzerin ins Zeug, doch auch die Schauspiel­erinnen können das seichte Puppenthea­ter nicht retten. Mehr Sesam und weniger Straße wäre besser gewesen. (dpa)

The Happytime Murders. Regie: Brian Henson. Mit Melissa McCarthy, Elizabeth Banks, Maya Rudolph. USA 2018. 92 Minuten. FSK ab 12.

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FOTO: DPA Connie (Melissa McCarthy) und ihr Puppenkoll­ege Phil tauschen vor allem obszöne Sprüche aus.

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