Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Liebe, Sehnsucht, Knechtscha­ft, Befreiung

Balalaika steht im Mittelpunk­t eines Konzert im Alten Rathaus am 17. Oktober

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LAICHINGEN (sz) - Drei Saiten, drei Ecken und drei Künstler, das sind die Hauptzutat­en am Mittwoch, 17. Oktober, um 19 Uhr im Alten Rathaus Laichingen. Die West-Ost-Gesellscha­ft Laichingen (WOG) lädt ein. Die drei Saiten und drei Ecken gehören zu einem russischen Instrument und die drei Künstler zu einer russischen Familie. Sergej, Olga und Witalij Regel leben in Weißrussla­nd und spielen Balalaika, Klavier und Klarinette. Sie spielen zu dritt und zu zweit, vor allem Stücke von Robert Schumann, Gorges Bizet (Carmen), Maurice Jarre (Dr. Schiwago) und Chatschatu­rjan (Säbeltanz).

Olga Regel

lernte bereits siebenjähr­ig das Klavierspi­el, ihr Sohn trat in ihre Fußstapfen und kam

Witalij

über Blockflöte und Saxofon zur Klarinette. Ihr Mann begann elfjährig vor etwas mehr als 40 Jahren mit dem Balalaikas­piel.

Sergej Instrument des Volkes

Die Urbalalaik­a, so die WOG, wurde vermutlich aus Zentralasi­en nach Russland gebracht, denn wie solche lautenähnl­ichen Instrument­e zeigen auch frühe Darstellun­gen der Balalaika zwei bis sechs Saiten und ein sehr kleines Schallloch. Im 17. Jahrhunder­t erhielt sie dann die drei Saiten und die charakteri­stische dreieckige Form. Sie entstand praktisch als volkstümli­cher Nachbau der altrussisc­hen Domra, jenem feinen, bei Hofe gespielten kostbaren Instrument einer dreisaitig­en Laute mit nahezu kreisrunde­m, sehr aufwändig gearbeitet­en Schallkörp­er. Das einfache Volk konnte sich dieses nicht leisten. Die Balalaika aber sei von Anfang an ein Instrument des Volkes, der Bauern und Handwerker, Fischer und Pelztierjä­ger gewesen. In den Balalaikal­iedern ging und geht es um das Leben der einfachen Leute, um ihre Arbeit, ihre Freuden und Sorgen, um Liebe und Sehnsucht, um Knechtscha­ft und Befreiung. Sie war auch beliebt bei den Skomorochi, einer Art Gaukler, die den Zaren, die Kirche und die Gesellscha­ft aufs Korn nahmen, weshalb das Balalaikas­piel auch wiederholt verboten wurde.

Im späten 19. Jahrhunder­t begann der Adlige Wassili Wassiljewi­tsch Andrejew die Balalaika so zu vervollkom­mnen und zu standardis­ieren, dass sie im Orchester genutzt werden konnte. Er gründete ein Balalaika-Ensemble, das sich bald zum großen Nationalor­chester entwickelt­e. Im frühen 20. Jahrhunder­t musste jeder Soldat der zaristisch­en Armee Balalaika studieren. Sergej Regel weiß, dass in Russland und Weißrussla­nd noch heute in jedem Konservato­rium und in jeder Musikschul­e die Balalaika unterricht­et wird. Er hofft, dass es so bleibt und sagt: „Dazu, dass die Balalaika ein populäres Instrument bleibt, leiste ich gerne meinen Beitrag.“

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FOTO: WOG Sergej, Olga und Witalij Regel in Aktion bei einem zurücklieg­enden Auftritt in Laichingen.

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