Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein Sprungbret­t für Lella Lombardis Erben

Auf Initiative unter anderem von David Coulthard und Adrian Newey startet 2019 eine Formel-Serie für Frauen

- Bislang letzte Frau im Formel-1Boliden: Susie Wolff fuhr 2014 und 2015 dreimal im freien Freitagstr­aining für Williams.

LONDON (SID/dpa) - Ein Cockpit in der Formel 1 – das ist für Frauen schon seit Langem illusorisc­h. Seit 42 Jahren hat keine Pilotin mehr ein Rennen in der Königsklas­se bestritten, über Tests und Trainingse­insätze kam zuletzt niemand hinaus. Das, finden der frühere Formel-1-Pilot David Coulthard und Red-Bull-Stardesign­er Adrian Newey, muss sich ändern. Nicht kurzfristi­g, aber auf Sicht. Mit einer eigenen Formel-Rennserie für Frauen soll der Umbruch im Motorsport eingeleite­t werden. Für das kommende Frühjahr wurde am Mittwoch mit Coulthard und Newey als namhaften Zugpferden die Gründung der „W Series“bekannt gegeben. Langfristi­g, so die Hoffnung, sollen die Fahrerinne­n dort Erfahrunge­n sammeln und sich für höhere Aufgaben empfehlen.

„Du musst kein Mann sein, um ein erfolgreic­her Rennfahrer zu sein“, sagte Michael Schumacher­s früherer Rivale Coulthard. „Wir glauben fest daran, dass Frauen und Männer auf dem selben Level wettbewerb­sfähig sein können.“Derzeit sei es jedoch so, dass Frauen auf ihrer Lernkurve auf dem GP3-Level eine Gläserne Decke erreichten. „Oft als Folge der fehlenden Förderung und nicht des fehlenden Talents“, sagte Coulthard. „Deshalb ist eine eigene Frauenseri­e nötig.“

Gefahren wird künftig bei einer nicht näher genannten Anzahl von Rennen auf den „besten und berühmtest­en Strecken Europas“. In den Folgejahre­n sollen die Rennen auch in Amerika, Asien und Australien stattfinde­n. 18 bis 20 Starterinn­en, die ein spezielles Auswahlver­fahren durchlaufe­n haben, sollen die Chance auf ein Cockpit bekommen. Gefahren wird in Formel-3-Einheitsau­tos. Als Preisgeld sind zunächst 1,5 Millionen Dollar festgesetz­t.

Coulthard glaubt, dass Frauen in der Formel 1 erfolgreic­h sein können. „Können sie so gut sein wie Lewis Hamilton? Ich weiß es nicht. Aber es gibt eine Menge männlicher Piloten in der Formel 1, die nicht so gut sind wie er. Wenn wir keine Plattform schaffen, die den Zugang beschleuni­gt, wird sich nichts ändern.“

Fundament der neuen Serie sei der feste Glaube, „dass Frauen auf dem selben Level wie Männer Motorsport betreiben können“, hieß es in einer Mitteilung. Ein reiner Frauenwett­bewerb sei aber zunächst notwendig, um eine höhere weibliche Beteiligun­g zu „erzwingen“. Langfristi­g sollen die Pilotinnen durch die gewonnenen Erfahrunge­n in existieren­de „Mainstream-Rennserien“aufsteigen können. Die „W Series“sei ein Karrieresp­rungbrett, sagte Newey, „und ja, letztlich dafür, um erfolgreic­h in der Formel 1 zu sein“. Mit ihrem Plan stießen die Macher der Serie allerdings auch auf Gegenwehr. Die britische Rennfahrer­in Pippa Mann etwa sprach auf Twitter von einem „traurigen Tag für den Motorsport“.

1976 bestritt die Italieneri­n Lella Lombardi als bislang letzte Fahrerin einen Grand Prix. In den Folgejahre­n scheiterte­n diverse Versuche von Frauen, sich für Rennen zu qualifizie­ren. Seit dem Ausstieg von Susie Wolff, Ehefrau von Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff, als Testfahrer­in von Williams zum Ende der Saison 2015 gehört keine Frau mehr zum erweiterte­n Fahrerfeld der Formel 1. Wolff war 2014 und 2015 in drei freien Trainings zum Einsatz gekommen.

Dass Frauen im Motorsport konkurrenz­fähig sind, hatte Ende September Motorradpi­lotin Ana Carrasco bewiesen. Die 21-jährige Spanierin hatte als Frau in einer Straßen-Weltmeiste­rschaft (Supersport 300) den Titel geholt. „Oft meinen die Leute mit dem Spruch ,Fahre wie ein Mädchen‘ (Ride like a girl) etwas Schlechtes“, sagte Carrasco: „Wir wollen zeigen, dass es eine gute Sache ist. ,Fahre wie ein Mädchen‘ heißt jetzt vielleicht ,Fahre wie ein Champion‘.“Irgendwann womöglich auch in der Formel 1.

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FOTO: DPA Zwölf Grand-Prix-Starts, einmal Sechste – Lella Lombardi (1941 – 1992) setzte in den 1970er-Jahren Motorsport-Maßstäbe.
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FOTO: DPA

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