Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Frankfurter Buchmesse reicht bis Westerheim auf die Alb
Verleger und Buchautor Stefan Monhardt erhält Sonderpreis für das Cover des Romans „Die himmelblauen Berge“von Reso Tscheischwili
WESTERHEIM (hjs) - Der aus Westerheim stammende Stefan Monhardt ist bei der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt erneut mit einem Preis bedacht worden. Der heute in Berlin lebende Autor, Übersetzer und Verleger ist mit einer sogenannten Hotlist gewürdigt worden. Die Hotlist ist eine Auszeichnung für die besten Bücher der kleinen Verlage. Die Hotlist besteht seit zehn Jahren, dieses Jahr wurde die Auszeichnung daher zehn Mal vergeben, in den vergangenen Jahren gab es nur einen Preisträger. Mit dieser Ehrung reicht die Frankfurter Buchmesse einmal mehr bis Westerheim.
Die Edition Monhardt von Berlin, die Stefan Monhardt betreibt, erhielt die Auszeichnung für die besondere und gelungene Herausgabe des Romans „Die himmelblauen Berge“des georgischen Schriftstellers Reso Tscheischwili (1933-2015). Das Buch ist schon 2017 mit Blick auf die Frankfurter Buchmesse erschienen, die in diesem Jahr den Schwerpunkt auf Georgien gerichtet hat. Aus dem Georgischen ins Deutsche übersetzt haben den 160 Seiten umfassenden Roman Julia Dengg und Ekaterine Teti. Das Buch mit schönem Cover enthält ein Nachwort von Ilia Gasviani.
Reso Tscheischwilis Werk ist in seiner Heimat ein Klassiker, jetzt ist es dank der Edition Monhardt auch deutschen Lesern zugänglich. „Die himmelblauen Berge“sind auch dank der Verfilmung von Eldar Schengelaia (1983) populär geworden. 2014 wurde der Film in der Kino-Klassiker-Reihe in Cannes vorgestellt. Tscheischwili hat selber das Drehbuch verfasst, für das er den Staatspreis der UdSSR erhielt. Im georgischen Verständnis werden Roman und Film als Karikatur des Sowjetsystems in seiner Spätphase verstanden.
Roman spielt in einem Verlag
Der Roman „Die himmelblauen Berge“von Reso Tscheischwili spielt an einem einzigen Ort, in einem staatlichen Verlagsgebäude. Der Roman des georgischen Dichters Reso Tscheischwili handelt von dem Schriftsteller Sosso, der dort die dritte Fassung seines Manuskripts abgibt. Doch im absurden Apparat des Verlages haben alle anderes zu tun, als sich um Bücher zu kümmern. Die Mitarbeiter verbringen ihre Zeit mit Spielen und sinnloser Geschäftigkeit, Sossos Manuskript geht in den unübersehbaren Abteilungen des Betriebs verloren und wird schließlich aus verschiedenen Fassungen wieder zusammengekittet, während sich an den Wänden des hermetisch geschlossenen Gebäudes besorgniserregende Risse abzeichnen und unterirdische Beben zu spüren sind.
Das 1980, etliche Jahre vor Glasnost und Perestroika erschienene Werk von Reso Tscheischwili ist eine übermütige Karikatur auf das sowjetische System in seiner Endphase und nimmt dessen Zusammenbruch hellsichtig vorweg. Das Buch erzählt aber auch von den Menschen in diesem System und von einer utopischen Hoffnung. Es ist nicht zuletzt ein Text voller Komik und Witz über die Möglichkeiten und das Scheitern von Sprache und Literatur.
Noch zwei Werke aus Georgien
Der Verlag des früheren Westerheimers Stefan Monhardt hat zudem noch zwei weitere Bücher mit Blick auf die Frankfurter Buchmesse mit dem Schwerpunktland Georgien herausgegeben: die Gedichte „Enzephalogramm“ der georgischen Dichterin Lia Sturua und die Erzählungen „Ein Becher Blut“des in Tbilissi lebenden Schriftstellers Surab Leschawa. In Lia Sturuas poetischem Universum treten viele Elemente wie Emotionen, Körperempfinden, die Dinge, die Pflanzen, die Tradition, die Welt der modernen Technik und Zivilisation gleichberechtigt nebeneinander. Surab Leschawa berichtet von den Verlierern der gesellschaftlichen Veränderungen in seinem Land. Er schildert Kleinbürger, die listig und energisch ihre Besitzstände verteidigen.
Stefan Monhardt, der in Laichingen das Gymnasium besuchte, war schon im vergangenen Jahr auf der Frankfurter Buchmesse mit einem Preis bedacht worden: Er war mit dem Publikumspreis für das schönste Buch ausgezeichnet worden. Das Kunstbuch „Im Licht – Im Bild“ist eine Werkschau des Bildenden Künstlers Bernhard C. Striebel, einem Laichinger, der ebenfalls in Berlin wohnt.