Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Vier Flüchtlinge niedergestochen – Angeklagter angeblich ohne Erinnerung
HEILBRONN (lsw) - „Ich möchte Entschuldigung sagen.“Als sein erstes Opfer am Dienstag den Gerichtssaal in Heilbronn verlässt, steht der Angeklagte auf, dreht sich zu dem 26 Jahre alten Iraker um und richtet das Wort direkt an ihn. Doch der seit einer Messerattacke des Seniors berufsunfähige Bäcker schüttelt nur den Kopf: „Ich nehme das nicht an. Er hat mein Leben zerstört.“Aus Fremdenhass? Diese Frage versucht das Landgericht Heilbronn seit Dienstag zu klären. Er sei kein Rechtsextremist, sagt der 70 Jahre alte Angeklagte. Am Tattag sei er „schrecklich besoffen“gewesen, könne sich an die Tat nicht erinnern.
Acht Monate ist die brutale Messerattacke des Mannes auf vier Flüchtlinge mitten in Heilbronn her. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Rentner vor, am 17. Februar auf dem Marktplatz mit einem Küchenmesser hinterrücks und unvermittelt auf vier junge Männer eingestochen haben – weil er sie äußerlich für Asylbewerber hielt. Der Polizei sagte der in Kasachstan geborene Mann danach, er habe „ein Zeichen gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik“setzen wollen. Laut Staatsanwaltschaft nahm er den möglichen Tod seiner Opfer jeweils billigend in Kauf. Ein damals 17 Jahre alter Afghane wurde schwer verletzt, der Iraker und ein seinerzeit 19-jähriger Syrer leicht.