Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Der Westen muss hart reagieren
Dass ein greiser Vater seinen Sohn verteidigt, ist verständlich. Kaum begreiflich ist es allerdings, wenn US-Präsident Do- nald Trump Saudi-König Salman glaubt, wenn der aus einem brutalen Mord einen bedauerlichen Betriebsunfall macht.
Die Indizien im Fall Khashoggi, die für einen Mord im Auftrag des saudischen Kronprinzen Mohammed Bin-Salman sprechen, wiegen schwer. Für mehr als 50 internationale Konzernchefs ist der Fall klar: Um sich von einem mutmaßlichen Auftragsmörder abzugrenzen, haben sie eine Wirtschaftskonferenz in Riad abgesagt. Sie haben begriffen, dass es sich auf Dauer nicht lohnt, mit bin-Salman Geschäfte zu machen. Daran sollte sich die Politik ein Beispiel nehmen: Bin-Salman Brücken zu bauen ist ein falscher, gefährlicher Weg. Der Westen muss schonungslose Aufklärung von Riad verlangen und darf sich nicht mit einem grotesken Märchen zufriedengeben.
Der saudische Kronprinz würde sich einmal mehr ins Fäustchen lachen, das angstvolle Taktieren des Westens als ein Signal zum Weitermachen interpretieren – und sich in seinem brutalen Vorgehen gegen Andersdenkende bestätigt sehen. Bin-Salman braucht eine unmissverständliche Botschaft des Westens. Sie ist überfällig.