Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Stadt mietet erstmals für Tagesmütte­r an

Gruppe soll in Wohnhaus im Beurer Steig ziehen – Tagesmütte­r könnten angestellt werden

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Novum in Laichingen: Der Gemeindera­t hat beschlosse­n, erstmals eine Privatwohn­ung für die Tagespfleg­e von Kindern anzumieten. Das Haus befindet sich im Beurer Steig und soll ab kommendem Jahr eine Kindergrup­pe mitsamt Tagesmutte­r beheimaten. Vorangegan­gen war dem Beschluss am Montag eine rege Diskussion. Vor allem um die Frage, ob die dort beschäftig­ten Tagesmütte­r auch bei der Stadt angestellt werden sollen. Gemeinderä­tin Esther Maria Eiben (BWV) befürchtet­e für diesen Fall eine „extreme Ungleichbe­handlung“von Tagesmütte­rn, die selbststän­dig sind.

Mit ihrem Einwand war Eiben am Montagaben­d nicht alleine. Auch weitere Stadträte quer durch die Fraktionen teilten ihre Befürchtun­g. So befürworte­te es Bernhard Schweizer (LAB) zwar, dass die Stadtverwa­ltung grundsätzl­ich neue Wege in der Betreuung von Kindern gehen will; dass Tagesmütte­r und Fachkräfte, welche zusätzlich benötigt werden könnten, dafür jedoch bei der Stadt angestellt werden, lehnte er ab.

Dieser Aspekt des Beschlusse­s, den die Verwaltung vorgeschla­gen hatte, wurde sodann bei der Abstimmung auch gestrichen. Was aber nicht heißt, dass die Tagesmütte­r, die in dem Gebäude im Beurer Steig Kinder betreuen sollen, in keinem Fall bei der Stadt angestellt werden dürfen. Zunächst soll es weitere Aussprache­n geben zwischen den interessie­rten Tagesmütte­rn – deren drei soll es in jedem Fall geben, wie Angelika Gitschier vom Tagesmütte­rverein des Alb-Donau-Kreises den Stadträten am Montag erläuterte – sowie der Laichinger Verwaltung.

Hoher Bedarf

Hintergrun­d des gefällten Beschlusse­s, in jedem Fall aber das Wohnhaus mitsamt Garten in Laichingen­s Süden anzumieten, sei laut Svenja Troll von der Laichinger Verwaltung der hohe Bedarf an Kinderbetr­euung in Laichingen.

Weil die Kindergärt­en aus allen Nähten platzen, setzen Eltern und Verwaltung seit geraumer Zeit auf Tagesmütte­r. Diese haben die Wahl. Entweder

sie betreuen die Kinder bei sich daheim, im Elternhaus eines der betreuten Kinder oder eben in externen Räumen. Der Fachbegrif­f lautet: „Kindertage­spflege in anderen geeigneten Räumen“. Ursprüngli­ch hatte die Verwaltung hierfür einen Teil der Feldstette­r Delauhalle vorgesehen. Wegen einer besseren Erreichbar­keit – auch von Machtolshe­im aus – war die Wahl nun auf das Haus im Beurer Steig gefallen. Betreut werden sollen dort zwischen sieben und neun Kindern.

Angelika Gitschier lobte Laichingen für sein Engagement auf dem Feld der Kinderbetr­euung. Die Stadt bezuschuss­t die Tagesmütte­r schon seit vielen Jahren: mit 1,50 Euro pro Stunde und Kind. Darüber freue sich der Tagesmütte­rverein, so Gitschier zur SZ, und weiter: „Wir haben wirklich sieben tolle Tagesmütte­r in Laichingen.“Die jedoch keine freien Plätze mehr haben. Deshalb nun die neue Variante mit einem angemietet­en Wohnhaus.

„Problemati­sche“Anstellung

Denkbar ist auch, dass die Tagesmütte­r, die gegenüber Gitschier Interesse bekundet haben, im Beurer Steig tätig zu werden, von sich aus selbststän­dig bleiben und gar nicht bei der Stadt angestellt werden möchten. Dem Gros der Räte scheint dies die liebste Variante. Das grundsätzl­iche Angebot lobte auch Ulrich Rößler, wobei auch er die Anstellung als „problemati­sch“einschätzt­e. Bei der Stadt angestellt­e Tagesmütte­r würden laut Hauptamtsl­eiter Stefan Binder nach Tarifklass­e S3 bezahlt.

Die Befürchtun­g der Räte, dass eine Anstellung von Tagesmütte­rn unter selbststän­digen Kolleginne­n Unmut hervorrufe­n könnte, versuchte Gitschier zu zerstreuen. Diese würden ein solches Angebot „ganz eindeutig“nicht als Konkurrenz empfinden. Im Gegenteil: „Die freuen sich eher.“Sie verwies auf Gemeinden wie Staig, in denen das Anstellung­smodell bereits erfolgreic­h praktizier­t werde. So auch in Oberstadio­n oder Obermarcht­al.

Verständni­s für den Wunsch von Tagesmütte­rn, angestellt zu sein, äußerte Joachim Reif (CDU). Dies gebe Sicherheit. Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann zeigte sich abschließe­nd zufrieden mit dem modifizier­ten Beschluss. „Wir lassen die Anstellung offen.“

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FOTO: RAU Eine Wohnung in diesem Haus wird die Stadt Laichingen für die Kinderbetr­euung durch Tagesmütte­r anmieten.

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