Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Stadt mietet erstmals für Tagesmütter an
Gruppe soll in Wohnhaus im Beurer Steig ziehen – Tagesmütter könnten angestellt werden
LAICHINGEN - Novum in Laichingen: Der Gemeinderat hat beschlossen, erstmals eine Privatwohnung für die Tagespflege von Kindern anzumieten. Das Haus befindet sich im Beurer Steig und soll ab kommendem Jahr eine Kindergruppe mitsamt Tagesmutter beheimaten. Vorangegangen war dem Beschluss am Montag eine rege Diskussion. Vor allem um die Frage, ob die dort beschäftigten Tagesmütter auch bei der Stadt angestellt werden sollen. Gemeinderätin Esther Maria Eiben (BWV) befürchtete für diesen Fall eine „extreme Ungleichbehandlung“von Tagesmüttern, die selbstständig sind.
Mit ihrem Einwand war Eiben am Montagabend nicht alleine. Auch weitere Stadträte quer durch die Fraktionen teilten ihre Befürchtung. So befürwortete es Bernhard Schweizer (LAB) zwar, dass die Stadtverwaltung grundsätzlich neue Wege in der Betreuung von Kindern gehen will; dass Tagesmütter und Fachkräfte, welche zusätzlich benötigt werden könnten, dafür jedoch bei der Stadt angestellt werden, lehnte er ab.
Dieser Aspekt des Beschlusses, den die Verwaltung vorgeschlagen hatte, wurde sodann bei der Abstimmung auch gestrichen. Was aber nicht heißt, dass die Tagesmütter, die in dem Gebäude im Beurer Steig Kinder betreuen sollen, in keinem Fall bei der Stadt angestellt werden dürfen. Zunächst soll es weitere Aussprachen geben zwischen den interessierten Tagesmüttern – deren drei soll es in jedem Fall geben, wie Angelika Gitschier vom Tagesmütterverein des Alb-Donau-Kreises den Stadträten am Montag erläuterte – sowie der Laichinger Verwaltung.
Hoher Bedarf
Hintergrund des gefällten Beschlusses, in jedem Fall aber das Wohnhaus mitsamt Garten in Laichingens Süden anzumieten, sei laut Svenja Troll von der Laichinger Verwaltung der hohe Bedarf an Kinderbetreuung in Laichingen.
Weil die Kindergärten aus allen Nähten platzen, setzen Eltern und Verwaltung seit geraumer Zeit auf Tagesmütter. Diese haben die Wahl. Entweder
sie betreuen die Kinder bei sich daheim, im Elternhaus eines der betreuten Kinder oder eben in externen Räumen. Der Fachbegriff lautet: „Kindertagespflege in anderen geeigneten Räumen“. Ursprünglich hatte die Verwaltung hierfür einen Teil der Feldstetter Delauhalle vorgesehen. Wegen einer besseren Erreichbarkeit – auch von Machtolsheim aus – war die Wahl nun auf das Haus im Beurer Steig gefallen. Betreut werden sollen dort zwischen sieben und neun Kindern.
Angelika Gitschier lobte Laichingen für sein Engagement auf dem Feld der Kinderbetreuung. Die Stadt bezuschusst die Tagesmütter schon seit vielen Jahren: mit 1,50 Euro pro Stunde und Kind. Darüber freue sich der Tagesmütterverein, so Gitschier zur SZ, und weiter: „Wir haben wirklich sieben tolle Tagesmütter in Laichingen.“Die jedoch keine freien Plätze mehr haben. Deshalb nun die neue Variante mit einem angemieteten Wohnhaus.
„Problematische“Anstellung
Denkbar ist auch, dass die Tagesmütter, die gegenüber Gitschier Interesse bekundet haben, im Beurer Steig tätig zu werden, von sich aus selbstständig bleiben und gar nicht bei der Stadt angestellt werden möchten. Dem Gros der Räte scheint dies die liebste Variante. Das grundsätzliche Angebot lobte auch Ulrich Rößler, wobei auch er die Anstellung als „problematisch“einschätzte. Bei der Stadt angestellte Tagesmütter würden laut Hauptamtsleiter Stefan Binder nach Tarifklasse S3 bezahlt.
Die Befürchtung der Räte, dass eine Anstellung von Tagesmüttern unter selbstständigen Kolleginnen Unmut hervorrufen könnte, versuchte Gitschier zu zerstreuen. Diese würden ein solches Angebot „ganz eindeutig“nicht als Konkurrenz empfinden. Im Gegenteil: „Die freuen sich eher.“Sie verwies auf Gemeinden wie Staig, in denen das Anstellungsmodell bereits erfolgreich praktiziert werde. So auch in Oberstadion oder Obermarchtal.
Verständnis für den Wunsch von Tagesmüttern, angestellt zu sein, äußerte Joachim Reif (CDU). Dies gebe Sicherheit. Bürgermeister Klaus Kaufmann zeigte sich abschließend zufrieden mit dem modifizierten Beschluss. „Wir lassen die Anstellung offen.“