Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Was geschah in Neukirch?
Tumulte nach Kreisligaspiel gegen Kosova Weingarten – Für einige scheinen Verantwortliche schon festzustehen
NEUKIRCH - Tumultartige Szenen nach dem Abpfiff, Zuschauer, die das Spielfeld stürmen, Handgemenge zwischen Zuschauern und angeblich auch Spielern. Das Spiel in der Kreisliga A2 im Bezirk Bodensee zwischen dem TSV Neukirch und Aufsteiger FC Kosova Weingarten (1:1) vergangenen Sonntag ist unschön zu Ende gegangen. Wie unschön, und was genau passiert ist, darüber gibt es auch zwei Tage später reichlich widersprüchliche Aussagen.
Fakt ist: Unmittelbar nach Spielschluss stürmten mindestens 50 Anwesende den Platz. Es soll zu Handgreiflichkeiten, womöglich auch unter Spielern, gekommen sein. Der verbal angegangene Schiedsrichter wurde von Helfern vom Platz eskortiert. Wenig später wurde auf der Facebook-Präsenz des TSV Neukirch ein Post veröffentlicht, in dem der „schockierte“Autor Anhänger und auch Aktive der zweiten Mannschaft des FC Kosova für den Tumult verantwortlicht machte. Der Post ist zwischenzeitlich vom Netz genommen worden. Auch nach mehreren Telefonaten zwischen den Verantwortlichen des TSV Neukirch und des FC Kosova Weingarten, in dem Fußballer aus 13 Nationen spielen und der als Musterbeispiel für gelungene Integrationsarbeit gilt, bleiben die Beteiligten bei ihren unterschiedlichen Darstellungen.
Die „Schwäbische Zeitung“fasst die Positionen der Konfliktparteien zusammen und hat auch bei der Staffelleitung und der Vertreter der Bezirksschiedsgerichts nachgefragt.
Das sagen die Verantwortlichen des TSV Neukirch: Von der ersten Minute an sei, wie TSV-Coach Alexander Mayer sagt, „aus der Ecke der Gäste jeder Schiedsrichterpfiff lautstark kommentiert und kritisiert“worden. „Von außen wurde gestänkert und provoziert, was das Zeug hält.“Mit dem Schlusspfiff des Unparteiischen, dem Mayer „eine ordentliche Leistung“attestiert, hätten sogleich mindestens 50 Personen das Spielfeld gestürmt und seien gegenüber Neukircher Spielern wie auch dem Schiedsrichter handgreiflich geworden. „Ich bin dann gleich über den Platz gerannt und habe versucht, zu schlichten.“Er habe dabei auch beobachtet, wie ein Neukircher Spieler versuchte, vom Tumult wegzurennen, jedoch von einer Person verfolgt und mit einem gezielten Tritt zu Fall gebracht worden sei. Dieser Spieler müsse nun zu weiteren Untersuchungen zum Arzt.
Das sagen die Verantwortlichen des FC Kosova Weingarten: Eine etwas andere Version schildert Kosova-Vorsitzender Bashkim Beluli. Ihm zufolge habe ein Neukircher Spieler kurz nach Abpfiff einem Zuschauer einen Faustschlag ins Gesicht verpasst. Daraufhin sei die Situation eskaliert, weswegen Weingartens Spielertrainer Dugaxhin Shala seine Mannschaft unverzüglich in die Umkleide des Vereinsheims beorderte. Kritisch äußert sich Beluli zur Präsenz der Ordner des Gastgebers: „Wenn sich so ein Konflikt abzeichnet, dann müssen sie früher reagieren. Ich habe jedoch überhaupt nur einen Ordner von Neukirch gesehen.“
Beluli stellt klar: Sollte sich herausstellen, dass tatsächlich auch Anhänger des FC Kosova Weingarten an den Handgemengen beteiligt gewesen seien, hätte dies den sofortigen Vereinsausschluss zur Folge. Man dulde keine Gewalt im und um den Verein, sagt Beluli.
Das sagt die Staffelleiterin: Anja Meissner wurde noch am selben Abend vom Schiedsrichter informiert. „Ich hatte dabei den Eindruck, dass er noch unter Schock stand“, sagte die Staffelleiterin über den Unparteiischen, der aus dem Nachbarbezirk Riß stammt und an den Bodensee für dieses Spiel eingeteilt wurde. Sie erwartet nun zeitnah den Sonderbericht, welchen sie umgehend ans Bezirkssportgericht weiterleiten werde.
Das sagt der WFV: Jochen Oelmayer, Schiedsrichterobmann im Bezirk Riß, scheint schon vor der Entscheidung des Sportgerichts den Hauptverantwortlichen für die Tumulte ausgemacht zu haben. Bis auf Weiteres werde er keine Unparteiischen aus seinem Zuständigkeitsbereich mehr zu Spielen des FC Kosova mehr entsenden. Auch Josef Ringer, der Schiedsrichterobmann vom Bodensee, muss sich mit dem Fall beschäftigen. Die SGM Hege/ Nonnenhorn/Bodolz vom bayerischen Bodenseeufer, nächster Gegner des FC Kosova, hat sich bei ihm gemeldet und bereits beantragt, die Partie unter Verbandsaufsicht zu stellen.