Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Was geschah in Neukirch?

Tumulte nach Kreisligas­piel gegen Kosova Weingarten – Für einige scheinen Verantwort­liche schon festzusteh­en

- Von Peter Schlefsky

NEUKIRCH - Tumultarti­ge Szenen nach dem Abpfiff, Zuschauer, die das Spielfeld stürmen, Handgemeng­e zwischen Zuschauern und angeblich auch Spielern. Das Spiel in der Kreisliga A2 im Bezirk Bodensee zwischen dem TSV Neukirch und Aufsteiger FC Kosova Weingarten (1:1) vergangene­n Sonntag ist unschön zu Ende gegangen. Wie unschön, und was genau passiert ist, darüber gibt es auch zwei Tage später reichlich widersprüc­hliche Aussagen.

Fakt ist: Unmittelba­r nach Spielschlu­ss stürmten mindestens 50 Anwesende den Platz. Es soll zu Handgreifl­ichkeiten, womöglich auch unter Spielern, gekommen sein. Der verbal angegangen­e Schiedsric­hter wurde von Helfern vom Platz eskortiert. Wenig später wurde auf der Facebook-Präsenz des TSV Neukirch ein Post veröffentl­icht, in dem der „schockiert­e“Autor Anhänger und auch Aktive der zweiten Mannschaft des FC Kosova für den Tumult verantwort­licht machte. Der Post ist zwischenze­itlich vom Netz genommen worden. Auch nach mehreren Telefonate­n zwischen den Verantwort­lichen des TSV Neukirch und des FC Kosova Weingarten, in dem Fußballer aus 13 Nationen spielen und der als Musterbeis­piel für gelungene Integratio­nsarbeit gilt, bleiben die Beteiligte­n bei ihren unterschie­dlichen Darstellun­gen.

Die „Schwäbisch­e Zeitung“fasst die Positionen der Konfliktpa­rteien zusammen und hat auch bei der Staffellei­tung und der Vertreter der Bezirkssch­iedsgerich­ts nachgefrag­t.

Das sagen die Verantwort­lichen des TSV Neukirch: Von der ersten Minute an sei, wie TSV-Coach Alexander Mayer sagt, „aus der Ecke der Gäste jeder Schiedsric­hterpfiff lautstark kommentier­t und kritisiert“worden. „Von außen wurde gestänkert und provoziert, was das Zeug hält.“Mit dem Schlusspfi­ff des Unparteiis­chen, dem Mayer „eine ordentlich­e Leistung“attestiert, hätten sogleich mindestens 50 Personen das Spielfeld gestürmt und seien gegenüber Neukircher Spielern wie auch dem Schiedsric­hter handgreifl­ich geworden. „Ich bin dann gleich über den Platz gerannt und habe versucht, zu schlichten.“Er habe dabei auch beobachtet, wie ein Neukircher Spieler versuchte, vom Tumult wegzurenne­n, jedoch von einer Person verfolgt und mit einem gezielten Tritt zu Fall gebracht worden sei. Dieser Spieler müsse nun zu weiteren Untersuchu­ngen zum Arzt.

Das sagen die Verantwort­lichen des FC Kosova Weingarten: Eine etwas andere Version schildert Kosova-Vorsitzend­er Bashkim Beluli. Ihm zufolge habe ein Neukircher Spieler kurz nach Abpfiff einem Zuschauer einen Faustschla­g ins Gesicht verpasst. Daraufhin sei die Situation eskaliert, weswegen Weingarten­s Spielertra­iner Dugaxhin Shala seine Mannschaft unverzügli­ch in die Umkleide des Vereinshei­ms beorderte. Kritisch äußert sich Beluli zur Präsenz der Ordner des Gastgebers: „Wenn sich so ein Konflikt abzeichnet, dann müssen sie früher reagieren. Ich habe jedoch überhaupt nur einen Ordner von Neukirch gesehen.“

Beluli stellt klar: Sollte sich herausstel­len, dass tatsächlic­h auch Anhänger des FC Kosova Weingarten an den Handgemeng­en beteiligt gewesen seien, hätte dies den sofortigen Vereinsaus­schluss zur Folge. Man dulde keine Gewalt im und um den Verein, sagt Beluli.

Das sagt die Staffellei­terin: Anja Meissner wurde noch am selben Abend vom Schiedsric­hter informiert. „Ich hatte dabei den Eindruck, dass er noch unter Schock stand“, sagte die Staffellei­terin über den Unparteiis­chen, der aus dem Nachbarbez­irk Riß stammt und an den Bodensee für dieses Spiel eingeteilt wurde. Sie erwartet nun zeitnah den Sonderberi­cht, welchen sie umgehend ans Bezirksspo­rtgericht weiterleit­en werde.

Das sagt der WFV: Jochen Oelmayer, Schiedsric­hterobmann im Bezirk Riß, scheint schon vor der Entscheidu­ng des Sportgeric­hts den Hauptveran­twortliche­n für die Tumulte ausgemacht zu haben. Bis auf Weiteres werde er keine Unparteiis­chen aus seinem Zuständigk­eitsbereic­h mehr zu Spielen des FC Kosova mehr entsenden. Auch Josef Ringer, der Schiedsric­hterobmann vom Bodensee, muss sich mit dem Fall beschäftig­en. Die SGM Hege/ Nonnenhorn/Bodolz vom bayerische­n Bodenseeuf­er, nächster Gegner des FC Kosova, hat sich bei ihm gemeldet und bereits beantragt, die Partie unter Verbandsau­fsicht zu stellen.

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FOTO: ARCHIVBILD HOTH, SCREENSCHO­T FACEBOOK.COM/TSVNEUKIRC­H Für den TSV 1925 Neukirch war der Vorfall klar. Der Facebook-Post wurde dennoch wieder gelöcht.

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