Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Löws Mut wird nicht belohnt

Griezmann bestraft DFB-Jungspunde – Nach 1:2 in Frankreich droht der Abstieg

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PARIS (SID) - Die deutsche Nationalma­nnschaft hat mit frischem Personal und einem überzeugen­den Charaktert­est ihren Trainer Joachim Löw vorerst aus der Schusslini­e genommen. Zwar musste sich die DFB-Auswahl nach einer couragiert­en Vorstellun­g vor den Toren von Paris am Ende unglücklic­h Weltmeiste­r Frankreich 1:2 (1:0) geschlagen geben, bot dabei aber über weite Strecken ihre beste Leistung seit langer Zeit.

Deutschlan­d zeigte unter dem Strich eine gute Reaktion auf die 0:3Pleite vom vergangene­n Samstag in den Niederland­en. Den Klassenerh­alt hat der viermalige Weltmeiste­r nicht mehr in der eigenen Hand, vor dem Rückspiel gegen das OranjeTeam am 19. November in Gelsenkirc­hen muss Deutschlan­d auf Schützenhi­lfe der Franzosen hoffen. Auch wenn der Gruppensie­g und das Finalturni­er in dem neuen UEFA-Wettbewerb nun verfehlt wurden, deutete die DFB-Auswahl gegen den Favoriten aber an, dass sie einen erfolgreic­hen Neubeginn schaffen kann.

Löw war trotz der neuerliche­n Niederlage weitaus zufriedene­r als in Amsterdam. „Ich bin über das Ergebnis enttäuscht. Das 1:2 hätte nicht sein müssen. Wir waren mit dem Weltmeiste­r absolut auf Augenhöhe und sind für unser gutes bis sehr gutes Spiel nicht belohnt worden“, sagte der Bundestrai­ner in der ARD. Auch sein Kapitän Manuel Neuer äußerte sich enttäuscht: „Es fühlt sich immer schlecht an, wenn man verliert. Das ist bitter und enttäusche­nd, vor allem, weil man gefühlt alles im Griff gehabt hat. Jogi und sein Team hatten einen klaren Plan, der grundsätzl­ich auch aufgegange­n ist.“

Toni Kroos per Handelfmet­er (14.) hatte die Gäste vom ersten Pflichtspi­elsieg der deutschen Mannschaft nach der desaströse­n WM-Endrunde träumen lassen. Antoine Griezmann (62./80., Foulelfmet­er) drehte das Spiel aber für die Franzosen. Das Hinspiel im September war in München 0:0 ausgegange­n. Durch die sechste Niederlage in diesem Jahr stellte die Mannschaft um Neuer nun einen Negativrek­ord auf, in der Geschichte der Nationalel­f hatte es das noch nie gegeben.

Drei Tage nach der Pleite von Amsterdam hatte Löw seine Startelf kräftig umgekrempe­lt. Nicht nur der wegen einer Muskelverl­etzung vorzeitig abgereiste Jerome Boateng, sondern auch 2014er-Weltmeiste­r Thomas Müller fehlte im Gegensatz zum vergangene­n Samstag in der deutschen Anfangsfor­mation. Anstelle des Münchners spielte Timo Werner diesmal auf der rechten Offensivse­ite, Serge Gnabry zentral und Leroy Sané auf links.

Gnabry und Sané, die ständig die Positionen tauschten, sorgten in Kooperatio­n mit Werner für viel Wirbel im deutschen Angriff. Überrasche­nd stand auch Thilo Kehrer in seiner neuen Wahlheimat in der Anfangsfor­mation, der rechts vor einer Dreierkett­e mit Matthias Ginter, Niklas Süle und Mats Hummels agierte. „Nach dem 0:3 gegen die Niederland­e war klar, dass wir Veränderun­gen vornehmen müssen. Diese Entscheidu­ngen habe ich aus voller Überzeugun­g getroffen“, hatte Löw erklärt.

Und die Umstellung­en machten sich von Beginn an bezahlt. Die DFBElf zeigte direkt ein ganz anderes Gesicht als in der Johan-Cruyff-Arena.

Nach einigen vielverspr­echenden Spielzügen in den ersten Minuten nutzte Kroos dann die Gelegenhei­t vom Punkt. Nach einem Handspiel von Presnel Kimpembe nach einer Hereingabe von Sané hatte der Schiedsric­hter Milorad Mazic zum Entsetzen der Gastgeber Strafstoß gegeben, den Kroos zu seinem 14. Treffer im Nationaltr­ikot nutzte.

Durch die Führung gewannen die Gäste an Sicherheit und stellten das Starensemb­le der Equipe Tricolore immer wieder vor große Probleme.

Etwas Glück hatten die Gäste, dass der Referee in der 27. Minute einen Rempler von Hummels im eigenen Strafraum gegen Ausnahmeta­lent Kylian Mbappé durchgehen ließ. Der Star von Paris St. Germain hatte ebenso wie Atletico-Torjäger Griezman die neuformier­te deutsche Abwehrkett­e in der Anfangspha­se düpiert, nach der deutschen Führung war von den Gastgebern aber lange nichts zu sehen.

Auch nach dem Seitenwech­sel ließ sich das DFB-Team nicht beirren und bot immer wieder angefeuert von Löw dem Favoriten weiter Paroli. Die Grande Nation stemmte sich mit allen Mitteln gegen die drohende Niederlage und kam nach einem Foul von Hummels an Blaise Matuidi durch Griezmann ebenfalls durch einen Strafstoß an zum Siegtreffe­r.

Unter dem Strich stand dennoch die bislang wohl beste Leistung der deutschen Mannschaft.

„Nach dem 0:3 gegen die Niederland­e war klar, dass wir Veränderun­gen vornehmen müssen.“Joachim Löw

 ?? FOTO: DPA ?? Joachim Löws Mut zur Jugend und zu lange vermissten Veränderun­gen wurde nicht belohnt – Die Franzosen um Kylian Mbappé (re.) gewannen gegen die veränderte deutsche Elf um Thilo Kehrer.
FOTO: DPA Joachim Löws Mut zur Jugend und zu lange vermissten Veränderun­gen wurde nicht belohnt – Die Franzosen um Kylian Mbappé (re.) gewannen gegen die veränderte deutsche Elf um Thilo Kehrer.

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