Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wie sag’ ich’s meinem Präsidenten?
Der Grat zwischen falsch verstandener Höflichkeit und nützlicher Hilfeleistung ist im Zusammenleben mit Menschen außerordentlich schmal. Im Zusammenleben mit amerikanischen Präsidenten dem Vernehmen nach noch viel schmaler, seit Donald Trump das Amt bekleidet. Ein Beispiel jüngeren Datums zeigt das sehr eindrücklich: Nach einem Wahlkampfbesuch zur Unterstützung eines republikanischen Kollegen haftete Herrn Trump am linken Schuh ein Stück Toilettenpapier.
Natürlich haben das neben der gesamten Weltöffentlichkeit auch sämtliche Mitarbeiter aus dem Präsidentenstab gesehen. Aber offenbar hatte niemand den Mut, den mächtigsten WC-Benutzer der
Welt dezent darauf aufmerksam zu machen. Und daher schritt Donald Trump in der ihm eigenen Art die Treppe zu seinem Flugzeug empor.
Wie gesagt: Es ist nicht ganz leicht, Menschen auf etwas hinzuweisen, wenn es um Dinge geht, die gemeinhin als peinlich gelten. Man erinnere sich nur an Deutschlands berühmteste Nudel, die Loriot in einer legendären Szene während des Verzehrs von Suppe über das gesamte Antlitz wandern ließ. Und Evelyn Hamann sagte – ganz gemäß deutscher Höflichkeit – nichts. Sondern starrte wie hypnotisiert auf die wanderlustige Teigware. Mister Trump jedenfalls verließ das Flugzeug später ohne Toilettenpapier am Schuh. Ob er in der Luft selbst bemerkt hat, was ihm da anhaftet, oder ihn doch ein wagemutiger Mitreisender aufmerksam machte, bleibt im Dunklen. Und auch die Frage, ob diesem Präsidenten überhaupt je etwas peinlich gewesen sein könnte. (nyf )