Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Agentenkla­mauk mit Charme

Auf sympathisc­he Weise aus der Zeit gefallen: „Johnny English – Man lebt nur dreimal“

- Von Philip Dethlefs

Als Johnny English das erste Mal im Geheimdien­st Ihrer Majestät ermittelte, hatte Pierce Brosnan gerade seinen letzten 007-Auftrag absolviert, der britische Premiermin­ister hieß Tony Blair und das Wort Brexit war noch nicht mal erfunden. 15 Jahre später kommt mit „Johnny English – Man lebt nur dreimal“die zweite Fortsetzun­g der Agentenkom­ödie ins Kino. Und genau wie Rowan Atkinsons Leinwandhe­ld wirkt der Spionagekl­amauk etwas altmodisch und aus der Zeit gefallen. Unterhalts­am ist der Film trotzdem.

Die ziemlich dünne Handlung, die eher eine Aneinander­reihung von Gags als eine echte Story ist, hat immerhin aktuellen Bezug. Um den Brexit geht es zwar nicht, aber um einen Hackerangr­iff auf Großbritan­nien. So was soll ja vorkommen. Und weil dabei alle aktiven Geheimagen­ten des MI7 enttarnt wurden, ordnet die Premiermin­isterin (Emma Thompson) an, frühere Mitarbeite­r aus dem Ruhestand zurückzuho­len. Dumm nur, dass die meisten laut Geheimdien­stchef Pegasus tot sind, gerade eine neue Hüfte bekommen oder sich von einer Prostataop­eration erholen.

Eine der Ausnahmen ist Johnny English, der in seiner neuen Rolle als Geografiel­ehrer den Schülern lieber heimlich Spionageme­thoden beibringt, bis er ins Hauptquart­ier des MI7 gerufen wird. Dort setzt er versehentl­ich drei weitere Ex-Agenten (die Altstars Michael Gambon, Edward Fox und Charles Dance) außer Gefecht und ist damit der letzte Agent, der das Vereinigte Königreich noch retten kann. Zunächst aber wundert sich English, dass er für eine Dienstwaff­e die Arbeitssch­utzbestimm­ungen unterschre­iben muss. Auf ein Smartphone verzichtet er, denn schließlic­h könnte ihn der Feind darüber orten.

Gemeinsam mit seinem treuen Assistente­n Bough (Ben Miller) spioniert English an der südfranzös­ischen Küste auf der Luxusjacht eines US-Computermi­lliardärs, dem die Premiermin­isterin die Kontrolle über die gesamte britische IT-Infrastruk­tur übertragen will. Ob das eine gute Idee ist? Außerdem macht der Geheimagen­t Bekanntsch­aft mit der mysteriöse­n Ophelia (Ex-Bondgirl Olga Kurylenko aus „Ein Quantum Trost“). English wittert eine Romanze. Dass Ophelia eine russische Agentin sein könnte, hält er für ausgeschlo­ssen.

Bis zum Showdown in Schottland lässt der Film kein Agentenkli­schee aus. Viele Gags sind vorhersehb­ar, einige in ähnlicher Form aus der Austin-Powers-Reihe oder sogar direkt aus den James-Bond-Filmen bekannt. Besonders originell ist das zwar nicht, schmunzeln muss man trotzdem immer wieder. Auch, weil Atkinsons komisches Talent und Timing nach wie vor herausrage­nd sind.

Kuriose Tanzszene amüsiert

Der 63-Jährige stolpert wie sein berühmtes Alter Ego Mr. Bean durch den Film, etwa nach der Einnahme von Aufputschp­illen in einer kuriosen Tanzszene zum Fremdschäm­en. Die Nebendarst­eller haben im wahrsten Sinne des Wortes leichtes Spiel in diesem 90-minütigen Atkinson-Sketch. Allen voran Oscargewin­nerin Emma Thompson als überforder­te, naive Premiermin­isterin. Sie genießt sichtlich den Spaß an der leichten Filmkost. Ob sie sich an der mit dem Brexit-Gerangel mitunter überforder­t wirkenden Theresa May orientiert hat?

Die Zeiten haben sich geändert, nur nicht für Johnny English. Er macht die Dinge immer noch auf die alte Art. Und das ist durchaus sympathisc­h. Der vorhersehb­are Humor dürfte zwar vorwiegend jüngere Zuschauer zum Lachen bringen. Atkinson und Co. hätten da durchaus noch eine Schippe drauflegen können. Aber wer sich über Mr. Bean kaputtlach­t und die ersten beiden JohnnyEngl­ish-Filme mochte, wird sich auch beim dritten Teil amüsieren. (dpa)

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FOTO: DPA Rowan Atkinson soll als Johnny English einen Cyberangri­ff aufklären.

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