Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Züge halten, sobald der Bahnhof steht
Im Jahr 2022 in Merklingen: Das teilt der grüne Landtagsabgeordnete Jürgen Filius mit
LAICHINGEN - Blockiert das Megaprojekt S21 in Stuttgart auch den Betrieb des neuen Bahnhofs Merklingen (Schwäbische Alb)? In dieser Frage herrschte bis zuletzt Ungewissheit. Einige befürchteten, dass der Bahnhof auch nach seiner Fertigstellung 2021/22 einige Zeit lang brach liegen könnte. Doch jetzt kam frohe Kunde aus Stuttgart. Besser gesagt aus Ulm.
Denn der dort ansässige Landtagsabgeordnete Jürgen Filius ließ in einer Pressemitteilung wissen: Vertreter der Bahn hätten ihm und dem Verkehrsministerium bei einem Gespräch im Verkehrsministerium am Dienstag in Stuttgart zugesichert, dass „nach der Fertigstellung der Neubaustrecke Ulm-Wendlingen der Interregioverkehr zwischen Ulm und Merklingen in beide Richtungen im einstündigen Rhythmus stattfinden wird“. Dies soll, so Filius, „voraussichtlich ab 2022 – zum Fahrplanwechsel – möglich sein“. Bedeutet zweierlei: Der Bahnhof soll nach seiner Fertigstellung mehr oder weniger direkt in Betrieb gehen. Und die Bahn, als Bauherrin auch des Bahnhofs, würde ihren Zeitplan einhalten können (siehe kleines Foto). Zumindest, was den Bahnhof anbelangt.
Freude dementsprechend bei Klaus Kaufmann, dem Vorsitzenden des Bahnhofsverbandes RSA. Dank sprach er Jürgen Filius aus, der sich bei Landesverkehrsminister Winfried Hermann „stark“für den Vorlaufbetrieb eingesetzt hatte. Vorlaufbetrieb deshalb, weil der neue Bahnhof in Stuttgart (S21) erst 2025 fertig werden soll; die Neubautrasse (NBS) zwischen Wendlingen und Ulm, an der Merklingen liegt, jedoch eben schon früher.
Und nach Stuttgart?
Kaufmann teilte der SZ weiter mit, dass er selbst erst vor zwei Wochen nochmals darauf gedrängt habe, dass die Bahn sich dazu äußern möge, „welcher Vorlaufbetrieb auf der NBS“möglich sein wird. Nun hat die Bahn Farbe bekannt. Wobei nicht bis ins letzte Detail. Nach der Mitteilung von Jürgen Filius sei bis jetzt nur der Pendelverkehr zwischen Merklingen und Ulm gesichert. Inwieweit von Merklingen aus eine stündliche Verbindung nach Stuttgart möglich sein wird, „ist noch nicht abschließend geklärt“. Als Grund nennt Filius die „schwierige“Situation bei Wendlingen: Weil der Bahnhof Stuttgart noch nicht fertig ist, müssten die aus Merklingen kommenden Züge bei Wendlingen umgeleitet werden auf die bestehende Trasse. Die „hohe Zugdichte“stelle eine Herausforderung dar.
Die Bahn wollte sich am Mittwoch auf SZ-Anfrage nicht äußern, mit Verweis darauf, dass das Land zu dem Gespräch am Dienstag eingeladen hatte.
Das Verkehrsministerium aber bestätigt, dass es gut ausschaut mit dem stündlichen Pendelverkehr zwischen Merklingen und Ulm. Und es macht sogar noch ein wenig Hoffnung auf mehr. Denn es sei außerdem „denkbar“, dass zumindest auch eine zweistündliche Verlängerung der Pendelzüge nach Plochingen (bzw. Stuttgart) möglich gemacht werden könnte (über eine eingleisige Verbindung bei Wendlingen zur NBS).
Wann genau im Jahr 2022 der Bahnhof Merklingen in Betrieb gehen soll, steht noch nicht fest. Laut Verkehrsministerium jedoch aber eher gegen Ende des Jahres. Dies liegt an der Neubaustrecke, die nach Angaben der Bahn wohl erst „Ende 2022“fertig wird. Weiter betont das Verkehrsministerium, dass das Land ein großes Interesse daran habe, dass die Strecke „zumindest von Regionalzügen“genutzt wird.
Klaus Kaufmann bezeichnete das nun erzielte „schöne Ergebnis“auch als Lohn der gemeinsamen Bemühungen von Bahn, Kommunen sowie „unserem Landrat“– „wenngleich wir noch nicht genau den dann tatsächlichen Fahrbetrieb kennen“. Unterm Strich bewertet auch Jürgen Filius den ihm zugesagten Pendelverkehr positiv: „Für unsere Region ist es eine gute Nachricht, dass zumindest der Bahnabschnitt zwischen Ulm und Merklingen vorzeitig in Betrieb genommen wird. Dies ist in Anbetracht der Anstrengungen, die in der Region für dieses Vorhaben gemacht wurden, auch die einzig richtige Entscheidung seitens der Bahn.“