Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein Heimspiel für Boss Hoss mit Stadtboss
Mit OB Gunter Czisch am Schlagzeug gibt die Band auf dem Marktplatz ein „Geheimkonzert“
ULM/BELLENBERG - Violett, Ohne Worte oder den Barfüßer: Sascha Vollmer alias Hoss Power einer der beiden Frontmänner der Band Boss Hoss kennt sich aus in der Ulmer Kneipenlandschaft. Auch wenn es schon Jahre her ist: Als angehender Grafiker besuchte der heute 46-Jährige in grauer Vorzeit die Berufsschule auf dem Kuhberg. Und durch seine kürzlich reaktivierte alte Band Hot Boogie Chillun ist Vollmer in Ulmer Rockabilly-Kreisen ein Begriff.
Am Mittwoch wollte der WahlBerliner Hoss Power in Ulm allerdings keine alten Bekannten besuchen, sondern Werbung für die neue Platte von Boss Hoss machen: Exklusiv für 20 Fans, die Karten bei Radio 7 gewannen, spielen sie sechs Songs aus ihrem neuen Album „Black Is Beautiful“. Bei Song Nummer acht, der letzten Zugabe mit Ulms wohl prominentesten Schlagzeuger auf der Bühne: Zu Jolene eilt OB Gunter Czisch auf die Bühne. Angekündigt wird das Stadtoberhaupt allerdings ob seiner weißen Haarpracht als „Ulms Frank-Walter Steinmeier, the Burger-Män“. Und Czisch, der nun als Ulmer Bundespräsident geadelte Jazz-Liebhaber, schlägt sich wacker – wenngleich er mit dem Equipment hadert: „Diese Fußmaschine muss man mit der Ferse schlagen“.
Ungewohnt ist alles bei dieser Marketingaktion, nicht nur die Fußmaschine der Trommel. Es fängt bei den Zuschauern an: Normalerweise spielen die insbesondere als Jurorenduo bei der Castingshow „Voice of Germany“bekannt gewordenen Countryrocker um Hoss Power und Boss Burns (Alec Völkel) vor tausenden Zuschauern – oder gar Millionen, wenn sie in der Sendung „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“musizieren.
Ein ungewohnter Anblick ist auch die Bühne: Von 612 Pferdestärken angetrieben, rollt der Truck, aus dessen (Show-) Auspuffrohren Flammen schlagen, auf dem Marktplatz. Nachdem jeder der 20 Gewinner des Radio-7-Preisausschreibens mit einem Armbändchen versehen ist, geht’s rein in den Wohlfühl-Truck: Holzvertäfelung, John-Wayne-Bilder sowie Lampenschirme an den Wänden verwandeln den Laster in einen Saloon mit Live-Klub-Atmosphäre.
„Ich bin gern im Ländle“, sagt der Berliner Völkel. Bei Vollmer ist das eh klar. Auch wenn er im tiefsten seines Inneren wohl am liebsten in Nashville-Tennessee weilen würde. Diesen Schluss lässt zumindest die Kostprobe ihres neuen Albums zu, die sie in Ulm zu besten geben. Unplugged, also nur mit akustischen Instrumenten, und in kleiner Besetzung sprengen sie alle Genregrenzen bleiben aber ihrem galoppierenden Partycountry immer treu. Ungewohnt sind die nagelneuen Lieder. Textsicher sind die 20 Ulmer freilich nicht. Können sie auch gar nicht sein: „Black Is Beautiful“erscheint erst am 26. Oktober. „Ihr Süddeutschen könnt nur mit Alk gut drauf sein“, sagt der Berliner Völkel scherzhaft, bevor Ulms Oberbürgermeister ans Schlagzeug schreitet. Und nach 45 Minuten ist das Konzert aus. .