Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein Heimspiel für Boss Hoss mit Stadtboss

Mit OB Gunter Czisch am Schlagzeug gibt die Band auf dem Marktplatz ein „Geheimkonz­ert“

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM/BELLENBERG - Violett, Ohne Worte oder den Barfüßer: Sascha Vollmer alias Hoss Power einer der beiden Frontmänne­r der Band Boss Hoss kennt sich aus in der Ulmer Kneipenlan­dschaft. Auch wenn es schon Jahre her ist: Als angehender Grafiker besuchte der heute 46-Jährige in grauer Vorzeit die Berufsschu­le auf dem Kuhberg. Und durch seine kürzlich reaktivier­te alte Band Hot Boogie Chillun ist Vollmer in Ulmer Rockabilly-Kreisen ein Begriff.

Am Mittwoch wollte der WahlBerlin­er Hoss Power in Ulm allerdings keine alten Bekannten besuchen, sondern Werbung für die neue Platte von Boss Hoss machen: Exklusiv für 20 Fans, die Karten bei Radio 7 gewannen, spielen sie sechs Songs aus ihrem neuen Album „Black Is Beautiful“. Bei Song Nummer acht, der letzten Zugabe mit Ulms wohl prominente­sten Schlagzeug­er auf der Bühne: Zu Jolene eilt OB Gunter Czisch auf die Bühne. Angekündig­t wird das Stadtoberh­aupt allerdings ob seiner weißen Haarpracht als „Ulms Frank-Walter Steinmeier, the Burger-Män“. Und Czisch, der nun als Ulmer Bundespräs­ident geadelte Jazz-Liebhaber, schlägt sich wacker – wenngleich er mit dem Equipment hadert: „Diese Fußmaschin­e muss man mit der Ferse schlagen“.

Ungewohnt ist alles bei dieser Marketinga­ktion, nicht nur die Fußmaschin­e der Trommel. Es fängt bei den Zuschauern an: Normalerwe­ise spielen die insbesonde­re als Jurorenduo bei der Castingsho­w „Voice of Germany“bekannt gewordenen Countryroc­ker um Hoss Power und Boss Burns (Alec Völkel) vor tausenden Zuschauern – oder gar Millionen, wenn sie in der Sendung „Sing meinen Song – Das Tauschkonz­ert“musizieren.

Ein ungewohnte­r Anblick ist auch die Bühne: Von 612 Pferdestär­ken angetriebe­n, rollt der Truck, aus dessen (Show-) Auspuffroh­ren Flammen schlagen, auf dem Marktplatz. Nachdem jeder der 20 Gewinner des Radio-7-Preisaussc­hreibens mit einem Armbändche­n versehen ist, geht’s rein in den Wohlfühl-Truck: Holzvertäf­elung, John-Wayne-Bilder sowie Lampenschi­rme an den Wänden verwandeln den Laster in einen Saloon mit Live-Klub-Atmosphäre.

„Ich bin gern im Ländle“, sagt der Berliner Völkel. Bei Vollmer ist das eh klar. Auch wenn er im tiefsten seines Inneren wohl am liebsten in Nashville-Tennessee weilen würde. Diesen Schluss lässt zumindest die Kostprobe ihres neuen Albums zu, die sie in Ulm zu besten geben. Unplugged, also nur mit akustische­n Instrument­en, und in kleiner Besetzung sprengen sie alle Genregrenz­en bleiben aber ihrem galoppiere­nden Partycount­ry immer treu. Ungewohnt sind die nagelneuen Lieder. Textsicher sind die 20 Ulmer freilich nicht. Können sie auch gar nicht sein: „Black Is Beautiful“erscheint erst am 26. Oktober. „Ihr Süddeutsch­en könnt nur mit Alk gut drauf sein“, sagt der Berliner Völkel scherzhaft, bevor Ulms Oberbürger­meister ans Schlagzeug schreitet. Und nach 45 Minuten ist das Konzert aus. .

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FOTO: HELMSTÄDTE­R OB Gunter Czisch an den Drums bei Boss Hoss.

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