Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Mitreißende Klänge und fulminante Solisten
Die Junge Bläserphilharmonie Ulm zeigt, warum sie zu den besten jungen Auswahlorchestern im weiten Umkreis zählt
ULM - Dass die Junge Bläserphilharmonie Ulm (JBU) zu den besten jungen Auswahlorchestern im weiten Umkreis gehört, ist spätestens seit dem Deutschen Orchesterwettbewerb, der vor zwei Jahren in Ulm stattfand, allgemein bekannt. Und nicht nur die zahlreichen Auslandsauftritte bestätigen diesen hervorragenden Ruf immer wieder, sondern vor allem auch das Jahreskonzert. Dessen neueste Auflage fand jetzt im sehr gut besetzten Congress-Centrum statt.
Dirigent Josef Christ hatte zunächst das Nachwuchsorchester auf die Bühne geholt. Mit einer Auswahl aus „Die Schöne und das Biest“sowie den Erfolgswerken „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“sowie den Höhepunkten aus „Fiddler on the Roof “zeigten die ambitionierten jungen Musiker sowohl ihr Können im instrumentalen als auch im interpretatorischen Bereich. Zu Josef Christs Stärken am Pult und in der Probenarbeit zählt ganz offensichtlich die Fähigkeit, sein Orchester so zu motivieren, dass es auch schwierige Passagen mit vollem Engagement angeht, sodass der verdiente Erfolg nicht ausbleibt. Anhaltender Applaus war der Lohn dafür.
Für den anschließenden Auftritt der Jungen Bläserphilharmonie hatte Christ die „Raymond-Ouvertüre“von Ambroise Thomas aus dem 19. Jahrhundert auflegen lassen, die durch ihr brillantes Arrangement von Teruaki Matsushiro für aktuelles sinfonisches Blasorchester eine große Rarität darstellt. Das JBU wurde den hohen Anforderungen bestens gerecht; dasselbe gilt für den berühmten „Orient Express“von Philip Sparke, mit dem man eine musikalische Reise von London nach Venedig unternahm. Das Werk ist Blasmusikfreunden seit Jahren wohlbekannt, aber hier erlebte man es dank einer mitreißenden Interpretation wieder einmal in ganz besonderem Licht.
Nicht minder geläufig ist dem Konzertpublikum die „Planeten“Suite von Gustav Holst, aus der das JBU den Satz „Jupiter – Bringer der Fröhlichkeit“so gekonnt aufstrahlen ließ, dass man den größten Trabanten unseres Sonnensystems buchstäblich in neuem Licht erlebte.
Neben dem erwähnten Philip Sparke war anfangs dieses Jahres auch der Komponist Franco Cesarini beim ersten Internationalen Blasmusikkongress in Neu-Ulm zu Gast gewesen – und auch von ihm gab es eines seiner großen Werke zu hören: In der „Tom Sawyer Suite“ließ das Orchester die Romanfiguren und das abenteuerliche Geschehen um den Lausbuben aus den amerikanischen Südstaaten auf so begeisternde Weise aufleben, dass das zahlreiche Publikum nicht mit dem verdienten Applaus sparte. Mit Cole Porter ging es dann auf den Broadway, wo es dessen große Hits der dortigen MusicalSzene zu hören gab.
Den Abschluss machten die „Danzas Cubanas“von Robert Sheldon, einem der aktuell am meisten aufgeführten zeitgenössischen BlasmusikKomponisten. Der herausgebende Verlag empfiehlt die „Danzas“: Die drei Tänze Conga, Salsa und Mambo seien „hervorragend geeignet als feuriger Abschluss eines Konzertabends“, und das wurde nicht nur durch das gesamte Orchester, sondern auch mit fulminanten Soli unter Beweis gestellt.
Anhaltender Beifall erbrachte mit „All The Best“eine nicht minder fetzige Zugabe von Otto M. Schwarz, also wiederum von einem Komponisten, der heuer beim Blasmusikkongress in Neu-Ulm aufgetreten war. Das JBU darf das Jahreskonzert in seine Erfolgschronik als bestens gelungenen Meilenstein einreihen.