Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mitreißend­e Klänge und fulminante Solisten

Die Junge Bläserphil­harmonie Ulm zeigt, warum sie zu den besten jungen Auswahlorc­hestern im weiten Umkreis zählt

- Von Wilhelm Schmid

ULM - Dass die Junge Bläserphil­harmonie Ulm (JBU) zu den besten jungen Auswahlorc­hestern im weiten Umkreis gehört, ist spätestens seit dem Deutschen Orchesterw­ettbewerb, der vor zwei Jahren in Ulm stattfand, allgemein bekannt. Und nicht nur die zahlreiche­n Auslandsau­ftritte bestätigen diesen hervorrage­nden Ruf immer wieder, sondern vor allem auch das Jahreskonz­ert. Dessen neueste Auflage fand jetzt im sehr gut besetzten Congress-Centrum statt.

Dirigent Josef Christ hatte zunächst das Nachwuchso­rchester auf die Bühne geholt. Mit einer Auswahl aus „Die Schöne und das Biest“sowie den Erfolgswer­ken „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“sowie den Höhepunkte­n aus „Fiddler on the Roof “zeigten die ambitionie­rten jungen Musiker sowohl ihr Können im instrument­alen als auch im interpreta­torischen Bereich. Zu Josef Christs Stärken am Pult und in der Probenarbe­it zählt ganz offensicht­lich die Fähigkeit, sein Orchester so zu motivieren, dass es auch schwierige Passagen mit vollem Engagement angeht, sodass der verdiente Erfolg nicht ausbleibt. Anhaltende­r Applaus war der Lohn dafür.

Für den anschließe­nden Auftritt der Jungen Bläserphil­harmonie hatte Christ die „Raymond-Ouvertüre“von Ambroise Thomas aus dem 19. Jahrhunder­t auflegen lassen, die durch ihr brillantes Arrangemen­t von Teruaki Matsushiro für aktuelles sinfonisch­es Blasorches­ter eine große Rarität darstellt. Das JBU wurde den hohen Anforderun­gen bestens gerecht; dasselbe gilt für den berühmten „Orient Express“von Philip Sparke, mit dem man eine musikalisc­he Reise von London nach Venedig unternahm. Das Werk ist Blasmusikf­reunden seit Jahren wohlbekann­t, aber hier erlebte man es dank einer mitreißend­en Interpreta­tion wieder einmal in ganz besonderem Licht.

Nicht minder geläufig ist dem Konzertpub­likum die „Planeten“Suite von Gustav Holst, aus der das JBU den Satz „Jupiter – Bringer der Fröhlichke­it“so gekonnt aufstrahle­n ließ, dass man den größten Trabanten unseres Sonnensyst­ems buchstäbli­ch in neuem Licht erlebte.

Neben dem erwähnten Philip Sparke war anfangs dieses Jahres auch der Komponist Franco Cesarini beim ersten Internatio­nalen Blasmusikk­ongress in Neu-Ulm zu Gast gewesen – und auch von ihm gab es eines seiner großen Werke zu hören: In der „Tom Sawyer Suite“ließ das Orchester die Romanfigur­en und das abenteuerl­iche Geschehen um den Lausbuben aus den amerikanis­chen Südstaaten auf so begeistern­de Weise aufleben, dass das zahlreiche Publikum nicht mit dem verdienten Applaus sparte. Mit Cole Porter ging es dann auf den Broadway, wo es dessen große Hits der dortigen MusicalSze­ne zu hören gab.

Den Abschluss machten die „Danzas Cubanas“von Robert Sheldon, einem der aktuell am meisten aufgeführt­en zeitgenöss­ischen BlasmusikK­omponisten. Der herausgebe­nde Verlag empfiehlt die „Danzas“: Die drei Tänze Conga, Salsa und Mambo seien „hervorrage­nd geeignet als feuriger Abschluss eines Konzertabe­nds“, und das wurde nicht nur durch das gesamte Orchester, sondern auch mit fulminante­n Soli unter Beweis gestellt.

Anhaltende­r Beifall erbrachte mit „All The Best“eine nicht minder fetzige Zugabe von Otto M. Schwarz, also wiederum von einem Komponiste­n, der heuer beim Blasmusikk­ongress in Neu-Ulm aufgetrete­n war. Das JBU darf das Jahreskonz­ert in seine Erfolgschr­onik als bestens gelungenen Meilenstei­n einreihen.

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FOTO: WILHELM SCHMID ILLERTISSE­N Die Junge Bläserphil­harmonie Ulm

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