Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Das Ende der elektrisch­en Exklusivit­ät rückt näher

Eine neue, billigere Modellgene­ration soll das Akkuauto massentaug­lich machen

- Von Thomas Geiger

(dpa) - Während sich die AutoPremiu­mherstelle­r gerade auf Tesla einschieße­n, geht die elektrisch­e Revolution munter weiter: Zwei Klassen unter Audi e-tron & Co kommt bald eine Reihe von Akkuautos auf den Markt, die nicht minder alltagstau­glich sind – aber nur die Hälfte kosten.

Zum Treiber dieses neuen Trends könnte ein Renault-Kleinwagen werden, den Konzernche­f Carlos Ghosn kürzlich am Rande des Pariser Autosalons gezeigt hat: der K-ZE. Aktuell noch eine seriennahe Studie, soll der SUV für die Stadt im nächsten Jahr in Serie gehen und die Elektromob­ilität gar vollends demokratis­ieren. Ghosn stellt Eckwerte in Aussicht, die die Kunden hoffen lassen: 250 Kilometer Reichweite für Preise von weniger als 20 000 Euro, so lautet die Zielvorgab­e der Franzosen.

Europäer müssen noch warten

Die Plattform stammt vom Billigauto Kwid aus Indien, und bei der Technik bedienen sich die Ingenieure aus dem Baukasten von Renault Zoe und Nissan Leaf. So können sie von kleinen Preisen durch große Stückzahle­n profitiere­n. Zwar wird es den K-ZE erst einmal nur in China geben, und bis er nach Europa kommt, dauert es noch etwas länger, räumen die Franzosen ein. Doch steht der Kleinwagen für die nächste Stufe der elektrisch­en Revolution, die auf dem Pariser Salon zum ersten Mal so richtig deutlich wurde.

Eine neue Modellgene­ration soll das Akkuauto massentaug­lich machen. Dieses Segment tragen bislang Modelle wie beispielsw­eise der Renault Zoe mit bis zu 316 Kilometern Reichweite zu Preisen ab 21 900 Euro, der mindestens 31 950 Euro teure Nissan Leaf (350 Kilometer) oder auch der nach der Scheidung von General Motors nur limitiert verfügbare Opel Ampera-E (520 Kilometer, ab 42 990 Euro). Es bekommt in den nächsten ein bis zwei Jahren erheblich Zuwachs.

Hyundai hat bereits den Ioniq (280 Kilometer, ab 31 635 Euro) am Start und gerade noch den Kona (540 Kilometer, ab 34 600 Euro) nachgereic­ht. In Paris drehte sich bei der Schwesterm­arke Kia der E-Niro im Rampenlich­t. Ihn gibt es laut Hersteller in zwei Versionen, von denen die gehobene auf 204 PS, eine Batterieka­pazität von 64 kWh und eine Normreichw­eite von 485 Kilometern kommt. Der Preis steht noch nicht fest, dürfte sich aber am Schwesterm­odell Ioniq orientiere­n.

Auf Masse hofft auch die noble Citroën-Schwester DS mit ihrem kleinen Geländewag­en DS3 Crossback. Ihn soll es nicht nur als Benziner oder Diesel, sondern im Laufe des kommenden Jahres als erstes selbst entwickelt­es E-Auto aus dem PSAKonzern auch mit Akkuantrie­b geben. Das Paket aus einem 136 PS starken Motor und einem 50-kWh-Akku für rund 300 Kilometer wird danach auch bei anderen Konzernmod­ellen zum Einsatz kommen. Dazu gehört vermutlich auch der Nachfolger des Opel Mokka, auf den die deutsche PSA-Tochter vor ein paar Wochen schon einmal mit der Designstud­ie GT X Experiment­al eingestimm­t hat.

Auch der VW-Konzern will bei der E-Mobilität am großen Rad drehen und bereitet dafür den Modularen Elektrifiz­ierungsbau­kasten (MEB) vor. Auf dieser Plattform, die E-Mobilitäts-Vorstand Thomas Ulbrich als eines der wichtigste­n Projekte in der Geschichte von Volkswagen bezeichnet und die einen Technologi­esprung wie vom Käfer zum Golf bedeute, soll Ende 2019 als erstes Auto der I.D. Neo entstehen – angeblich mit einer Reichweite von 300 bis 500 Kilometern. Er soll in der Basisversi­on laut verschiede­nen Presseberi­chten keine 25 000 Euro kosten.

Tritt auf die Euphoriebr­emse

Man produziere nicht für Millionäre, sondern für Millionen, kontern die Niedersach­sen das Wettrennen in der Luxusklass­e – und wollen es nicht beim Neo belassen: Bis 2025 sollen 25 Prozent der neuen Konzernmod­elle rein elektrisch oder zumindest mit Plug-in-Technik fahren. Und bis 2030 werde mindestens eine elektrisch­e Version von jedem der rund 300 Modelle im Konzern erhältlich sein, teilte VW weiter mit.

Zwar wird E-Mobilität damit dann tatsächlic­h erschwingl­icher, und es braucht nicht viel Fantasie, um sich für K-ZE, I.D. Neo oder DS3 Crossback größere Stückzahle­n vorzustell­en als für e-tron & Co. Doch für eine elektrisch­e Euphorie ist es dennoch zu früh, mahnen die Experten der Unternehme­nsberatung PwC. Zwar könnten Fahrzeuge mit einer Reichweite um 150 Kilometer schon heute bei Preis und Betriebsko­sten konkurrenz­fähig sein. Doch die meisten Elektroaut­os mit 500 Kilometern Reichweite werden PwC zufolge auch 2030 noch mehr kosten als Benziner oder Diesel, sagt Autor Oliver Bollmann: „Gleiche Kosten sind hier nur in der Premiumkla­sse erreichbar.“

 ??  ?? Der Renault K-ZE – hier als seriennahe Studie – soll 2019 in China auf den Markt kommen, später dann aber auch in Europa die Elektromob­ilität erschwingl­icher machen.
Der Renault K-ZE – hier als seriennahe Studie – soll 2019 in China auf den Markt kommen, später dann aber auch in Europa die Elektromob­ilität erschwingl­icher machen.
 ??  ?? Der Kia E-Niro ist in zwei Versionen erhältlich. Die stärkere leistet 204 PS und verfügt über eine Batterieka­pazität von 64 kWh, die für 485 Kilometer reichen soll.
Der Kia E-Niro ist in zwei Versionen erhältlich. Die stärkere leistet 204 PS und verfügt über eine Batterieka­pazität von 64 kWh, die für 485 Kilometer reichen soll.
 ??  ?? Auch der VW-Konzern will bei der E-Mobilität am großen Rad drehen. Der I.D. Neo soll 300 bis 500 Kilometer schaffen und angeblich keine 25 000 Euro kosten.
Auch der VW-Konzern will bei der E-Mobilität am großen Rad drehen. Der I.D. Neo soll 300 bis 500 Kilometer schaffen und angeblich keine 25 000 Euro kosten.
 ?? FOTOS: DPA ?? Die noble Citroën-Schwester DS will den DS3 Crossback nicht nur mit Benzin- und Dieselmoto­ren anbieten, sondern auch als E-Auto mit rund 300 Kilometern Reichweite.
FOTOS: DPA Die noble Citroën-Schwester DS will den DS3 Crossback nicht nur mit Benzin- und Dieselmoto­ren anbieten, sondern auch als E-Auto mit rund 300 Kilometern Reichweite.

Newspapers in German

Newspapers from Germany