Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein bisschen Bolzplatzg­efühl

U21-Trainer Kuntz freut sich nach Test in Heidenheim über viele Alternativ­en

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HEIDENHEIM (dpa/SID) - Nach dem „perfekten Ende“der EM-Qualifikat­ion blickte Stefan Kuntz gern den nächsten Aufgaben des Projekts Titelverte­idigung entgegen. „Die Testspiele sind für uns EM-Spiele, die noch nicht zählen, aber in denen wir schon den Ernstfall proben. Wir wollen in den EM-Modus reinkommen“, sagte der 55-Jährige nach dem 2:0Sieg der deutschen U21-Fußballer in Heidenheim gegen Irland.

Schon auf der Ostalb begann das Schaulaufe­n für die EM-Endrunde, aber auch für Olympia 2020 in Tokio (bei der EM werden vier Startplätz­e vergeben). Am 16. November in Offenbach gegen die Niederland­e und vier Tage später bei EM-Gastgeber Italien geht es mit hochkaräti­gen Tests weiter. Ins neue Jahr startet die U21 am 26. März in England.

Das für das EM-Ticket bedeutungs­lose 2:0 am Dienstag gegen Irland machte Kuntz und seinen Kickern Spaß. „Die Jungs bringen so ein bisschen noch dieses Bolzplatzg­efühl rüber, gepaart mit Qualität“, sagte der Coach. Und klar wurde in Heidenheim auch: Für das Aufgebot, das vom 16. bis 30. Juni in San Marino und Italien den dritten EM-Titel einer deutschen U21 gewinnen soll, kann Kuntz auf ein großes Reservoir an Talenten zurückgrei­fen.

Potenzial für weitere Titel

Die noch spielberec­htigten Leroy Sané, Timo Werner und Julian Brandt sind für Kuntz „eher weniger“eine Option. „Sie sind absolute Stammspiel­er in der A-Nationalma­nnschaft“, sagte der Trainer. Dagegen sind Spieler wie Jonathan Tah, Thilo Kehrer und Benjamin Henrichs, die auch schon Erfahrung im Team von Bundestrai­ner Joachim Löw gesammelt haben, bei der EM in Italien und San Marino durchaus Kandidaten. Man werde sich „zusammense­tzen und schauen, bei welchen Spielern es Sinn macht, als Führungssp­ieler oder Kapitän bei der EM dabei zu sein, um vielleicht auch Erfahrung für die Euro 2020 zu sammeln“, sagte Kuntz in Heidenheim.

Doch auch ohne Unterstütz­ung aus dem A-Team: Kuntz verfügt über eine Mannschaft, die durchaus das Potenzial besitzt, der Generation um Manuel Neuer oder Mats Hummels, die 2009 U21-Europameis­ter wurde, oder dem Siegerteam von 2017 um Serge Gnabry nachzufolg­en. Es füge sich schon jetzt „ein Puzzlebild zusammen, wo viele Teile ineinander passen“, betonte der Trainer stolz. Es sei zwar nur eine Momentaufn­ahme, fügte der Europameis­ter von 1996 an. „Der Teamgeist stimmt. Und nur mit Teamspirit“, sagt Kuntz, „ist man auch zu Großem fähig.“

In Heidenheim wechselte er im Gegensatz zum 2:1 gegen Norwegen am Freitag zehn Spieler aus – sein Team funktionie­rte trotzdem. Joachim Löw sieht diese DFB-Auswahl „gut aufgestell­t, wenn man bedenkt, dass wir einige Spieler bei uns haben, die normalerwe­ise in der U21 spielen können“, sagte der Bundestrai­ner. „Stefan Kuntz muss manchmal improvisie­ren.“Das glückte dem Europameis­ter von 1996 bereits beim EMSieg vor einem Jahr, als er einige Akteure zum Confed Cup abgab – und auch nun mit neuformier­ter Mannschaft. Drei Debütanten standen im auf zehn Positionen veränderte­n Team. Vor allem zwei Gewinner hatte das Testspiel vor 3229 Zuschauern in Heidenheim:

Abdelhamid Sabiri: Der 21-Jährige schied einst im Unfrieden vom 1. FC Nürnberg und spielt mittlerwei­le für Huddersfie­ld Town in der englischen Premier League. „Zweite Chance wäre mir zu theatralis­ch. Aber der junge Mann hat so viel dafür getan, dass er für Deutschlan­d spielen kann“, sagt Kuntz. Seit einem Jahr stehen der Trainer und der Spieler in Kontakt, jetzt endlich waren alle Formalität­en erledigt. „Das war viel Papierkram. Der Schritt hat sich für mich richtig angefühlt, die Bemühungen vom Coach waren brillant“, sagte der gebürtige Marokkaner Sabiri. Der offensiv veranlagte Profi erfüllte gegen Irland auf der Sechserpos­ition stark die ungewohnte Rolle.

Levin Öztunali: Noch auffällige­r agierte der Enkel von Uwe Seeler, der nach einem Muskelbünd­elriss in der Vorbereitu­ng wieder gut in Form ist. Öztunali bereitete das 1:0 durch den Kieler Janni Serra vor und erzielte das 2:0 selbst. „Jetzt geht es darum, sich über Spielzeit wieder Rhythmus zu holen. Ich denke, das war ein wichtiger Schritt“, sagte der 22-Jährige, der schon im Europameis­terTeam dabei war. „Ich weiß, wie geil das bei der U21 sein kann, wenn man als Mannschaft Gas gibt.“Das Ziel für den nächsten Sommer? Der Mainzer lächelte: „Die U21-EM gewinnen.“

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FOTO: DPA/STEFAN PUCHNER Daumen hoch für einen guten Auftritt in Heidenheim: Deutschlan­ds U21Trainer Stefan Kuntz war mit der Leistung seiner Mannschaft in der EMQualifik­ation zufrieden.

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