Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Millionenprojekt ZOB
Laichingen bekommt Busbahnhof. Stadt muss Räte aber mühsam überzeugen.
LAICHINGEN - Es hat die Laichinger Verwaltung einiges an Überzeugungsarbeit gekostet, um die Stadträte von ihrer favorisierten Variante einer neuen zentralen Laichinger Bushaltestelle in der Gartenstraße zu überzeugen. Nun allerdings herrscht Planungssicherheit. In den Jahren 2020 und 2021 soll der neue Busbahnhof gebaut werden. Offiziell: ein ZOB (Zentraler Omnibus-Bahnhof). Kosten: rund 1,4 Millionen Euro.
Zunächst sah es nicht danach aus, als würde eine Mehrheit der Laichinger Stadträte mit dem Vorschlag der Verwaltung mitgehen. Diese hatte bei der öffentlichen Sitzung am Montag sechs Varianten vorgestellt, wobei ihr Variante 1 die liebste war; gleichzeitig die umfangreichste, teuerste, größte. „Nicht glücklich“mit dieser Variante zeigte sich Bernhard Schweizer (LAB). Er bemängelte Platz, der durch den in Variante 1 vorgesehenen breiten Mittelsteig für den Verkehr in der Gartenstraße wegfallen würde. Auch ganz grundsätzlich zweifelte er es zumindest an, dass die Mittelinsel von den Passagieren überhaupt gut angenommen werde, die in der Gartenstraße von einem in den anderen Bus umsteigen wollen.
Umsteigen nach Merklingen
Während Varianten 2 bis 5 in verschiedenen Bereichen abgespeckt daherkamen (mal ohne neues WCHaus, kleinere Mittelinsel, weniger Haltestellen), kleckert Variante 1 nicht, sondern klotzt, wenn man so will (wobei sich die Kostenunterschiede im Rahmen hielten). Im Zentrum steht die knapp sechs Meter breite Mittelinsel. Aus Sicht der Verwaltung sei diese Breite notwendig, um künftigen Passagieren – manche mit Fahrrädern oder Rollator – ein bequemes Umsteigen beziehungsweise Warten zu bereiten.
Bürgermeister Klaus Kaufmann sagte, warum diese breite Insel aus seiner Sicht notwendig sei: Allein wegen des neuen Bahnhofs bei Merklingen – auf den der Busverkehr auf der Laichinger Alb zugeschnitten werden soll und der einen neuen Busbahnhof erst nötig macht – müsse der neue Busbahnhof rund 1100 Passagiere aufnehmen. Bekommen soll der breite Mittelbussteig auch eine „große Überdachung“und digitale Anzeigen, mit der Folge: Der neue Laichinger Busbahnhof gilt offiziell als ZOB. Ohne breite Insel und große Überdachung würde es sich nur um eine „normale“Bushaltestelle handeln. Laut Verwaltung würde dann aber weniger Fördergeld fließen.
Platz für Regio-Buslinie
Ebenfalls nicht unumstritten im Laichinger Gremium waren die von der Verwaltung vorgeschlagenen sechs Haltestellen. Manch ein Rat befürchtete, dass zu viele Busse mit den Autofahrern in die Quere kommen könnten. Doch die Verwaltung argumentierte: Die sechs Haltestellen (aktuell sind es in der Gartenstraße fünf) werden benötigt, um die aus Blaubeuren kommenden Busse in Süd-Nord-Richtung aufzunehmen.
„Clou“der „großen Lösung“: Diese Busse sollen südlich in den neuen ZOB in der Gartenstraße einfahren, die anderen Busse von Norden (eine Busampel soll für freie Fahrt in und aus der Bahnhofstraße sorgen). Autofahrer hingegen können nur einfahren von Norden. Dies hätte den Charme, dass Fahrgäste aus Richtung Blaubeuren, die nur in die Innenstadt wollen, nicht die ganze Stadtrundfahrt mitmachen müssten, bis ihr Bus schließlich von Norden in die Gartenstraße eingefahren ist. Die sechste Haltestelle werde laut Verwaltung aber auch deshalb benötigt, da eine neue Regio-Buslinie von Bad Urach über „Laichingen Mitte“nach Merklingen zum neuen Bahnhof eingerichtet werden könnte.
Vor allem an der Verkehrsführung entzündeten sich innerhalb des Gremiums immer wieder Diskussionen. Manch einer fand, ein ZOB könne erst gebaut werden, wenn die Stadt sich grundsätzlich Gedanken gemacht hat, wie der Verkehr in der gesamten Stadt künftig fließen soll. Anton Wenzel (CDU) zum Beispiel: „Ich setz doch keinen ZOB da rein, und hab’ über die ganze Sache noch nicht nachgedacht?!“Ulrich Rößler (BWV) gab, wie einige andere, zu bedenken, dass Einbahnstraßenverkehr für Autos in der Gartenstraße nur zu einer Verlagerung des PKW-Verkehrs führen werde. Dem widersprach Klaus Kaufmann nicht, machte aber deutlich: Es sei das Ziel, den Individualverkehr zu reduzieren. In Laichingen gebe es aktuell „sehr viel Individualverkehr zu bestimmten Zeiten, sehr viel auch aus den eigenen Reihen, aber auch von auswärts“. Der neue ZOB solle dazu beitragen, dass die Leute ihr Auto stehen lassen. Weil es mit dem Bus bequemer ist.
„Nicht bloß Busbuchten“
Einzig die Igel-Fraktion schien die Pläne der Laichinger Verwaltung komplett mitzutragen, „eine zukunftsweisende Investition“, wie Gislea Steinestel meinte.
Druck machte schließlich Kurt Pöhler (LAB). Er bat darum, endlich einen Knopf an die Sache dran zu machen und sich zu entscheiden. Schließlich habe man das Thema schon im Sommer diskutiert. Die Räte waren mit den Plänen der Stadt damals nicht einverstanden. „Es macht keinen Sinn, zu warten. Sonst sitzen wir in einem Jahr wieder hier“– ohne neue Lösung. Pöhler sagte klar: „Ich will schon einen ZOB und nicht bloß Busbuchten. Wir sind ein Mittelzentrum.“
Und so soll es nun auch kommen. Auch ein neues, zeitgemäßes WC wird errichtet. Doch der Weg ist noch recht lang.
Klaus Kaufmann schwebt ein mehrstufiges Verfahren unter Einbeziehung der Bürger vor. Nicht allein um den Busverkehr soll es dabei gehen, sondern um ein Konzept für die gesamte Innenstadt. Am Ende votierten 20 Stadträte für den neuen, großen ZOB, vier, vor allem aus Reihen der CDU, waren dagegen. Um an Zuschüsse zu kommen, soll beim Regierungspräsidium ein Antrag auf Aufnahmen ins LGVFG (Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) gestellt werden.