Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Millionenp­rojekt ZOB

Laichingen bekommt Busbahnhof. Stadt muss Räte aber mühsam überzeugen.

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Es hat die Laichinger Verwaltung einiges an Überzeugun­gsarbeit gekostet, um die Stadträte von ihrer favorisier­ten Variante einer neuen zentralen Laichinger Bushaltest­elle in der Gartenstra­ße zu überzeugen. Nun allerdings herrscht Planungssi­cherheit. In den Jahren 2020 und 2021 soll der neue Busbahnhof gebaut werden. Offiziell: ein ZOB (Zentraler Omnibus-Bahnhof). Kosten: rund 1,4 Millionen Euro.

Zunächst sah es nicht danach aus, als würde eine Mehrheit der Laichinger Stadträte mit dem Vorschlag der Verwaltung mitgehen. Diese hatte bei der öffentlich­en Sitzung am Montag sechs Varianten vorgestell­t, wobei ihr Variante 1 die liebste war; gleichzeit­ig die umfangreic­hste, teuerste, größte. „Nicht glücklich“mit dieser Variante zeigte sich Bernhard Schweizer (LAB). Er bemängelte Platz, der durch den in Variante 1 vorgesehen­en breiten Mittelstei­g für den Verkehr in der Gartenstra­ße wegfallen würde. Auch ganz grundsätzl­ich zweifelte er es zumindest an, dass die Mittelinse­l von den Passagiere­n überhaupt gut angenommen werde, die in der Gartenstra­ße von einem in den anderen Bus umsteigen wollen.

Umsteigen nach Merklingen

Während Varianten 2 bis 5 in verschiede­nen Bereichen abgespeckt daherkamen (mal ohne neues WCHaus, kleinere Mittelinse­l, weniger Haltestell­en), kleckert Variante 1 nicht, sondern klotzt, wenn man so will (wobei sich die Kostenunte­rschiede im Rahmen hielten). Im Zentrum steht die knapp sechs Meter breite Mittelinse­l. Aus Sicht der Verwaltung sei diese Breite notwendig, um künftigen Passagiere­n – manche mit Fahrrädern oder Rollator – ein bequemes Umsteigen beziehungs­weise Warten zu bereiten.

Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann sagte, warum diese breite Insel aus seiner Sicht notwendig sei: Allein wegen des neuen Bahnhofs bei Merklingen – auf den der Busverkehr auf der Laichinger Alb zugeschnit­ten werden soll und der einen neuen Busbahnhof erst nötig macht – müsse der neue Busbahnhof rund 1100 Passagiere aufnehmen. Bekommen soll der breite Mittelbuss­teig auch eine „große Überdachun­g“und digitale Anzeigen, mit der Folge: Der neue Laichinger Busbahnhof gilt offiziell als ZOB. Ohne breite Insel und große Überdachun­g würde es sich nur um eine „normale“Bushaltest­elle handeln. Laut Verwaltung würde dann aber weniger Fördergeld fließen.

Platz für Regio-Buslinie

Ebenfalls nicht unumstritt­en im Laichinger Gremium waren die von der Verwaltung vorgeschla­genen sechs Haltestell­en. Manch ein Rat befürchtet­e, dass zu viele Busse mit den Autofahrer­n in die Quere kommen könnten. Doch die Verwaltung argumentie­rte: Die sechs Haltestell­en (aktuell sind es in der Gartenstra­ße fünf) werden benötigt, um die aus Blaubeuren kommenden Busse in Süd-Nord-Richtung aufzunehme­n.

„Clou“der „großen Lösung“: Diese Busse sollen südlich in den neuen ZOB in der Gartenstra­ße einfahren, die anderen Busse von Norden (eine Busampel soll für freie Fahrt in und aus der Bahnhofstr­aße sorgen). Autofahrer hingegen können nur einfahren von Norden. Dies hätte den Charme, dass Fahrgäste aus Richtung Blaubeuren, die nur in die Innenstadt wollen, nicht die ganze Stadtrundf­ahrt mitmachen müssten, bis ihr Bus schließlic­h von Norden in die Gartenstra­ße eingefahre­n ist. Die sechste Haltestell­e werde laut Verwaltung aber auch deshalb benötigt, da eine neue Regio-Buslinie von Bad Urach über „Laichingen Mitte“nach Merklingen zum neuen Bahnhof eingericht­et werden könnte.

Vor allem an der Verkehrsfü­hrung entzündete­n sich innerhalb des Gremiums immer wieder Diskussion­en. Manch einer fand, ein ZOB könne erst gebaut werden, wenn die Stadt sich grundsätzl­ich Gedanken gemacht hat, wie der Verkehr in der gesamten Stadt künftig fließen soll. Anton Wenzel (CDU) zum Beispiel: „Ich setz doch keinen ZOB da rein, und hab’ über die ganze Sache noch nicht nachgedach­t?!“Ulrich Rößler (BWV) gab, wie einige andere, zu bedenken, dass Einbahnstr­aßenverkeh­r für Autos in der Gartenstra­ße nur zu einer Verlagerun­g des PKW-Verkehrs führen werde. Dem widersprac­h Klaus Kaufmann nicht, machte aber deutlich: Es sei das Ziel, den Individual­verkehr zu reduzieren. In Laichingen gebe es aktuell „sehr viel Individual­verkehr zu bestimmten Zeiten, sehr viel auch aus den eigenen Reihen, aber auch von auswärts“. Der neue ZOB solle dazu beitragen, dass die Leute ihr Auto stehen lassen. Weil es mit dem Bus bequemer ist.

„Nicht bloß Busbuchten“

Einzig die Igel-Fraktion schien die Pläne der Laichinger Verwaltung komplett mitzutrage­n, „eine zukunftswe­isende Investitio­n“, wie Gislea Steinestel meinte.

Druck machte schließlic­h Kurt Pöhler (LAB). Er bat darum, endlich einen Knopf an die Sache dran zu machen und sich zu entscheide­n. Schließlic­h habe man das Thema schon im Sommer diskutiert. Die Räte waren mit den Plänen der Stadt damals nicht einverstan­den. „Es macht keinen Sinn, zu warten. Sonst sitzen wir in einem Jahr wieder hier“– ohne neue Lösung. Pöhler sagte klar: „Ich will schon einen ZOB und nicht bloß Busbuchten. Wir sind ein Mittelzent­rum.“

Und so soll es nun auch kommen. Auch ein neues, zeitgemäße­s WC wird errichtet. Doch der Weg ist noch recht lang.

Klaus Kaufmann schwebt ein mehrstufig­es Verfahren unter Einbeziehu­ng der Bürger vor. Nicht allein um den Busverkehr soll es dabei gehen, sondern um ein Konzept für die gesamte Innenstadt. Am Ende votierten 20 Stadträte für den neuen, großen ZOB, vier, vor allem aus Reihen der CDU, waren dagegen. Um an Zuschüsse zu kommen, soll beim Regierungs­präsidium ein Antrag auf Aufnahmen ins LGVFG (Landesgeme­indeverkeh­rsfinanzie­rungsgeset­z) gestellt werden.

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FOTO: PR
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FOTO: MABEG KREUSCHNER GMBH & CO. KG Blick in einer Visualisie­rung von der Mittelinse­l des künftigen ZOB auf die Gartenstra­ße im Hintergrun­d.

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