Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Die Sehnsucht nicht unterdrücken“
Neues Herbst-Winter-Programm im katholischen Dekanat Ehingen-Ulm liegt vor
LAICHINGEN/REGION (sz) - Das neue Herbst-Winter- Programm des katholischen Dekanates EhingenUlm lädt spirituell Interessierte und ehrenamtliche Engagierte aus den 90 Kirchengemeinden im Alb-DonauKreis und im Stadtkreis Ulm ein, den Leib als Instrument der Gottsuche wahrzunehmen, vergessene Glaubensthemen wieder zu entdecken und in die reiche Symbolwelt der christlichen Kultur einzutauchen.
„Eine materialistische und rein naturwissenschaftliche Sicht reduziert die Wirklichkeit um Dimensionen. Denken wir an Kunst, Architektur, Literatur oder Musik, die für die Erschließung des Glaubens in der Geschichte und bis heute eine ungeheure Rolle spielen“, sagt Dekanatsreferent Wolfgang Steffel.
Zum Hauptvortrag am 13. Januar, 2019 widmet sich der Sprachwissenschaftler und Biologe Bostjan Dvorak aus Berlin der Etymologie des Leibes. Er ist kein nackter Theoretiker, sondern passionierter Marathonläufer und Eisschwimmer. Zusammen mit Wolfgang Steffel, der 2003 einen Bibelzollstock entwickelt hat, der immer wieder neu aufgelegt wird, vermisst er den Menschen von Kopf bis Fuß und vom Herz bis an die Nieren.
Professor Thomas Fliethmann spricht am 18. November über Freiheitslust und Sündenlast im Glauben. Der Bedeutung des Mythos im Glauben und den Grenzen einer totalen Entmythologisierung der Bibel, wie sie in der protestantischen Exegese vorgeschlagen wurde, widmet sich der „Treffpunkt Christsein“bei fünf Abenden von November bis März. Wolfgang Steffel hält Vorträge über die Wiederkunft Christi, seinen Opfertod am Kreuz, die Tugend der Dankbarkeit, die Theologie des Evangelisten Lukas, die Bilderwelt Sieger Köders, die Mystik von Bruder Klaus, das Wirken des Ignatius in Rom und das Josefsfenster in der Klingensteiner Kirche.
Das Titelbild des Programmhefts zeigt einen jungen Pilger mit Stab, Rucksack und Mütze, der an- und innehält. Er ist aus einem dunklen Waldstück hinaus ins Licht getreten, irgendwo auf dem Jakobusweg in der Schweiz zwischen St. Gallen und Flüeli. Ein Wegweiser zeigt nach links. Aber es scheint sicher, dass der Wanderbub nicht abbiegt. Zu stark locken die Berge am Horizont. „Wozu dem Waldrand entlang laufen, wenn ein Land der Verheißung vor einem liegt?“, fragt Steffel. „Das wäre Unsinn und Unterdrückung einer Sehnsucht; das wäre weniger im Angesicht des Mehr, was uns der Glaube erschließt. Dieser Sehnsucht möchten wir Raum geben.“
Offizielle Programmeröffnung mit Wolfgang Steffel ist am Dienstag, 30. Oktober, um 19.30 Uhr in der Ulmer Nikolauskapelle. Dort wird die Vaterunser-Bitte „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“für ein Leben mit mehr Hingabe und Gottkontakt alltagsnah ausgelegt.
Im ältesten erhaltenen Sakralbau Ulms sowie im benachbarten Steinhaus finden bis Oktober 2019 insgesamt 17 Veranstaltungen statt, darunter auch eine geistliche Führung durch den Gebäudekomplex, ein Abendgebet zum Heiligen Nikolaus als Brauerpatron, ein Vortrag über die weibliche Seite Gottes und eine Feier zum St. Patrick’s Day.
Das Programmheft, das über die Information hinaus zugleich ein inspirierendes Gebet- und Gedankenbuch sein will, kann kostenlos unter Telefon 0731 / 9206010 und per E-Mail (dekanat.eu@drs.de) angefordert werden.