Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein Babysitter, von dem so manche Eltern träumen mögen
Der Roboter „iPal“gilt als Neuheit der Technologiemesse CES – Er leistet einsamen Kindern Gesellschaft
SHANGHAI (AFP) - Er spricht englisch und chinesisch, gibt Mathematikunterricht und erzählt Witze – je nach Alter programmierbar: Chinas „iPal“ist der Babysitter, von dem alle Eltern träumen. Der Roboter gehört zu den Innovationen, die bei der diesjährigen Technologiemesse CES in Schanghai vorgestellt wurden: Er leistet einsamen Kindern Gesellschaft, agiert als Babysitter und kommuniziert durch den Tablet-Schirm in seiner Brust. Eltern dürfte vor allem seine Überwachungsfunktion überzeugen.
Hellblau und Pink
Der Roboter in hellblauem oder pinkem Design ist so groß wie ein Fünfjähriger, bewegt sich auf Rädern und verfolgt seine Schützlinge durch in die Augen integrierte Gesichts erkennungs technologie. Durch eine Smartphone-App können die Eltern aus der Ferne alles hören und sehen und mit ihren Kindern kommunizieren.
„Dieser Roboter soll ein Kamerad für Kinder sein“, sagt Tingyu Huang vom Start-up AvatarMind Robot Technology, das er vor vier Jahren im ostchinesischen Nankin mitgründete. „Wenn ein Kind ihn sieht, wird es ihn als Freund sehen, als weiteres Kind in der Familie.“Die Technologie hat allerdings ihren Preis: Umgerechnet 1200 Euro kostet ein „iPal“, die Luxusvariante mit einem größeren Bildschirm und langlebigerem Akku liegt bei 1720 Euro. Das dürfte so manchen chinesischen Haushalt in Bedrängnis bringen.
Bei einer Tanzshow der Roboter auf der Messe in Schanghai waren die Kunden total begeistert: „Sie sind ziemlich niedlich“, sagte Mike Stone, ein Messebesucher aus Australien. „Ich dachte, meine zweijährige Tochter würde bestimmt sehr gerne einen haben.“
Chinas junge, berufstätige Eltern stehen als
Folge der jahrzehntelangen Ein-Kind-Politik oft alleine da bei der Betreuung und Pflege ihrer kleinen Kinder oder gebrechlichen Eltern. Und auch Großfamilien sind aus diesem Grund immer seltener geworden. Erst seit 2016 dürfen chinesische Eltern wieder zwei Kinder haben. Gleichzeitig bedient die chinesische Roboterbranche die Bedürfnisse der wachsenden Zahl von Senioren, deren Kinder aus dem Haus sind, die aber dennoch lieber zu Hause alt werden als in einem Pflegeheim. Auch kann die Zahl der Heime mit dem Tempo der Überalterung in China nicht Schritt halten. AvatarMind will daher bald einen weiteren Roboter auf den Markt bringen, der sich mit einsamen Senioren unterhält, sie an die Einnahme ihrer Medikamente erinnert und ärztliche Hilfe holt, wenn sie stürzen.
Peking hat die künstliche Intelligenz zu einer Priorität seines Technologie-Entwicklungsplans „made in China 2025“erkoren. Der erste humanoide Roboter Chinas, der ein einfaches Gespräch führen kann, wurde im Jahr 2017 auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas vorgestellt.
Neuester Humanoid
Der „iPal“ist der neueste Humanoid, der für den Familiengebrauch vermarktet werden soll und in die Fußstapfen des winzigen, witzelnden „Pepper“-Roboters tritt, der 2015 vom japanischen Telekommunikationskonzern Softbank präsentiert wurde.
„Chinesen sind sehr empfänglich für neue Technologien“, kommentiert Hattie He, Experte beim Beratungsunternehmen Canalys. „Unternehmen fördern (in China) gerne Sprachassistenten, und die Verbraucher sind mit dem Konzept bereits vertraut.“
Was seine neueste Errungenschaft, den „iPal“angeht, so ist AvatarMind-Gründer Huang vorsichtig optimistisch gestimmt: „Ich denke nicht, dass die Roboter Eltern oder Lehrer ersetzen können. Doch der Roboter kann ein vernünftiges, ergänzendes Werkzeug sein, um sie ein bisschen bei ihrer Arbeit zu entlasten.“
„Wenn ein Kind ihn sieht, wird es ihn als Freund sehen, als weiteres Kind in der Familie.“
Tingyu Huang vom Start-up AvatarMind Robot Technology