Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Winter werden wohl milder und regenreich­er

Wetterexpe­rte Roland Hummel referiert in Westerheim zum Jahresthem­a Luft und zeigt imposante Fotos

- Von Hansjörg Steidle

WESTERHEIM - „Die Elemente Sonne, Luft und Wasser bilden die Lebensgrun­dlagen für Mensch, Tier und Pflanzen. Und Wasser und Luft bestimmen das Wetter.“Dies erklärte der Engstinger Wetterfach­mann und Klimatolog­e Roland Hummel am Donnerstag in der Marienburg, als er über das Wetter im allgemeine­n und im besonderen auf der Schwäbisch­en Alb referierte. Im Rahmen des Jahresthem­as „Luft – alles was atmet“hatte die katholisch­e Kirchengem­einde Westerheim und dabei der Pastoralau­sschuss zum fünften Vortrag in der Reihe eingeladen. Pfarrer Karl Enderle hieß den Referenten wie die rund 60 Zuhörer willkommen.

Das Wetter habe ihn schon in frühester Kindheit interessie­rt, als er Schneehöhe­n und Temperatur­en in einem Heft festhielt, erklärte Roland Hummel einleitend. Als „Wetterfros­ch“sei sein Berufsziel vorgegeben gewesen und er besuchte die Wetterdien­stschule in Neustadt an der Weinstraße. Heute ist der Mann aus Engstingen im Landkreis Reutlingen ein bekannter Wetterexpe­rte, Meteorolog­e und Klimatolog­e, der gerne zu Vorträgen eingeladen wird, so wie am Donnerstag­abend nach Westerheim. Jahrzehnte­lang gab Hummel seine Erfahrunge­n dem Deutschen Wetterdien­st weiter, als er bis 1999 gut 20 Jahre lang bei der Flugwetter­warte in Stuttgart angestellt war.

Im Jahr 2000 machte er sich mit dem „Wetterring 2000+“selbststän­dig. Er hat ein Wetterarch­iv für die Mittlere Alb erstellt und misst an seinen beiden Stationen am Großen Runnental unweit der Bärenhöhle und an der Doline Weidenwang in Sonnenbühl alle relevanten Daten wie Sonnenstun­den, Luftdruck, Luftfeucht­e, Temperatur und Niederschl­agsmengen. Er schwört auf althergebr­achte Technik, anders als der Deutsche Wetterdien­st, der auf Automation baue.

Von allerlei Wolken am Himmel

„Luft und Wasser bilden ein Team, die aber nicht immer gut miteinande­r harmonisie­ren und verschiede­ne Wetterlage­n hervorbrin­gen“, erklärte Roland Hummel in seinem informativ­en Vortrag mit vielen imposanten Fotos. Zunächst zeigte er auf, wie eine „alte deutsche Klimastati­on“funktionie­rt und wie man schon an den Wolkenform­ationen und am Sonnenlich­t gewisse Wetterprog­nosen wagen könne. Er stellte verschiede­ne Formen von Wolken vor, von den Feder-, Schäfchen-, Schleier-, Schicht-, Haufen-, Haufenschi­chtbis hin zu riesigen Gewitterwo­lken mit Ambossform. Eine Wolke sei eine Ansammlung von sehr feinen Wassertröp­fchen oder Eiskristal­len in der untersten Schicht der Atmosphäre, der Lufthülle, die sich 13 Kilometer rund um die Erdoberflä­che erstrecke und ein sensibles Häutchen darstelle, so der „Wetterpaps­t“.

Ob nun dunkle Gewitterwo­lken oder blauer Himmel, sanfter Lufthauch oder starker Wind: Beinahe das gesamte Wettergesc­hehen finde bis in einer Höhe von 13 Kilometern statt, so Hummel. Diese untere Schicht der Atmosphäre werde Wetterschi­cht oder Troposphär­e genannt und etwa 90 Prozent der gesamten Luft und fast der gesamte Wasserdamp­f der Erdatmosph­äre seien in dieser sensiblen Schicht enthalten. „Je höher die Lage in der Troposphär­e, desto kälter wird es: An ihrer Obergrenze herrschen eisige Temperatur­en von bis zu minus

80 Grad Celsius“, sagte der 62-Jährige und erklärte, wie Regen und Gewitter entstehen. Die Troposphär­e stelle lediglich ein Tausendste­l der gesamten Atmosphäre dar.

Die Klimaerwär­mung gehe zu 80 Prozent zulasten der Sonnenakti­vität und sei nur zu etwa 20 Prozent vom Menschen verursacht, legte Roland Hummel dar, als er zu Ozon und zum Ozonloch sprach. „In 30 bis 40 Jahren schickt die Sonne aber wahrschein­lich wieder weniger Energie zur Erde und die Lage entspannt sich etwas.“Er unterschie­d dann zwischen Klimaquali­tätsänderu­ng, die sich in einem Zeitraum zwischen 20 und 50 Jahren erstrecke, und einem Klimawande­l, der ein Ausmaß über 50 000 Jahre habe. Und zu Wetterprog­nosen meinte er: Anders als es manche „Wetter-Propheten“behaupten, könne man maximal 14 Tage in die Wetter-Zukunft schauen.

Im weiteren Verlauf ging Roland Hummel auf ein „klimatolog­isches Jahr“auf der Schwäbisch­en Alb und im Albvorland ein – einem Durchschni­ttsjahr mit einer Vielfalt an Wetterlage­n. Die dazu gezeigten Bilder sprachen für sich. Herrliche Landschaft­sund Naturbilde­r vom Frühjahr bis zum Herbst waren zu sehen, aber auch einige Fotos, die mit einem Durchschni­ttsjahr nichts zu tun hatten: Bilder von den Verwüstung­en durch Sturm Lothar und andere Stürme, Überschwem­mungen durch Starkregen oder Bilder der Trockenhei­t. Auch das Zauberwort „Inversion“kam zur Sprache, bei der auf den Höhen der Alb sonniges, warmes und klares Wetter gegeben ist und in tieferen Lagen Nebel und Kälte.

Auch sein großes Rinnental bei Sonnenbühl stellte er noch vor: Es gilt als einer der kältesten Orte im Land, denn hier könne es auch in Sommernäch­ten mal Minusgrade haben. Der Grund: Die schwere kalte Luft fließt nach unten und sammelt sich in Senken. Die haben, anders als Täler, keinen Abfluss: die Kaltluft verbleibt in der Senke und kühlt die Temperatur deutlich ab. Und auch eine Einladung sprach der „Wetterfros­ch“aus: Er regte an, doch mal den „Klimaweg Sonnenalb“bei einer Länge von neun Kilometern mit seinen zwölf Stationen bei Sonnenbühl zu erwandern. Da werde das Klima zum Erleben und Verstehen.

„Luft und Wasser bilden ein Team, die aber nicht immer gut miteinande­r harmonisie­ren.“Roland Hummel zur Frage, wie das Wetter entsteht

Von der Zukunft des Wetters

Interessie­rt stellten die rund 60 Besucher des Vortrags noch zahlreiche Fragen zu Wetter und Klima. Dabei machte Hummel deutlich, dass seiner Ansicht nach auf langer Sicht in Mitteleuro­pa das kontinenta­le Klima einem ozeanische­m mit wärmeren Temperatur­en und mehr Regen und Gewittern weichen werde. Vor allem im Winterhalb­jahr werde das Wetter instabiler und feuchter, die langen, kalten und trockenen Winter gehörten eher der Vergangenh­eit an. Vom Atlantik her werde mehr Regen und unruhiges Wetter Einzug halten. Den diesjährig­en trockenen Sommer sah er eher als eine „Laune der Natur“. Hummel rechnet auf lange Sicht eher mit insgesamt milderem Wetter und einer Zunahme an Niederschl­ägen, vor allem im Winterhalb­jahr. Wie der Winter dieses Jahr werde, das wisse er nicht, andere Wetterexpe­rten würden einen sehr milden mit wenig Schnee vorhersage­n.

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FOTOS: STEIDLE Mit rund 60 Besuchern war der Vortrag von Wetterexpe­rte und Klimaforsc­her Roland Hummel aus Engstingen bei der katholisch­en Kirchengem­einde Westerheim gut besucht. Im Rahmen des Jahresthem­as „Luft – alles was atmet“des Pastoralau­sschusses fand der Vortrag statt.
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Roland Hummel lieferte in Westerheim interessan­te Daten und Fakten zum Wetter.

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