Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Tracht zeigt, wohin der Träger gehört

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MERKLINGEN (msc) - Babette Danzer öffnet einen großen braunen Kleidersch­rank. Darin hängen Trachten in verschiede­nen Größen für Frauen und Männer – Merklinger Trachten.

Die 77-Jährige holt eine Sonntagmit­tagstracht für den Sommer heraus. Weiße Bluse, Schürze, Strümpfe und das so genannte B’scheißerle. Weiteres wichtiges Bestandtei­l: der Rock mit genähtem Leib. Die gebürtige Merklinger­in kennt sich aus. Die Tracht ist für sie Heimat. „An jeder Tracht lässt sich erkennen, wo die Person her kommt“, zeigt Danzer auf.

Kirchgang, Hochzeiten, Arbeitskle­idung darunter Hauben, Tücher und Täschle: Die Trachten wurden in der Regel bis in die 30er Jahre getragen. In Merklingen wurde am 21. Oktober 1947 die letzte Hochzeit in der Tracht von Barbara Fink und Gottlieb Weberruß gefeiert. Das Blauhemd trugen die Männer sogar noch bis in die 80er Jahre.

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunder­ts sei die Ausschmück­ung der Kleider mit teuren Materialie­n wie zum Beispiel Samt, Seide oder auch Pelzen durch eine von der Obrigkeit verfügte Kleiderord­nung streng geregelt gewesen. Merklingen sei eines der wenigen Dörfer auf der Schwäbisch­en Alb, in dem auch am Ende des 20. Jahrhunder­ts noch einige Frauen lebten, die täglich ihre Tracht trugen.

Intensiv hat sich die Interessen­gemeinscha­ft für Geschichte und Brauchtum (IGM) mit der Tracht auseinande­rgesetzt. Es entstand ein Trachtenbu­ch. Zudem gibt es in Merklingen das Trachtenhä­usle, in welchem Kleidung gezeigt wird.

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