Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Universum-Center als grüne Insel
Der vernachlässigte Hochhauskomplex am Ehinger Tor soll schöner werden - Hängende Gärten im Gespräch
ULM - Leuchtend grüne Kletterpflanzen in luftigen Höhen. Etliche Hochhäuser im südostasiatischen Stadtstaat Singapur erinnern mit ihren hängenden Gärten eher an bewaldete Berge denn an Großstadt. Großstädtisch im negativen Sinne wirkt auch das Ulmer UniversumCenter. Ein Antrag der Fraktion der Grünen im Gemeinderat brachte nun die Ulmer Sanierungstreuhand dazu, sich mit einer Begrünung dieses wenig einladenden Komplexes nach dem Vorbild aus Singapur zu beschäftigen. In einem Antwortschreiben an die Fraktion zeigt sich nun OB Gunter Czisch offen für die Idee und spricht von einem „spannenden Impuls“. Das Universum-Center sei eines der Schlüsselobjekte der geplanten Umgestaltung des Dichterviertels.
„Noch ist es eine Vision“, sagt Dirk Feil, der Geschäftsführer der Ulmer Sanierungstreuhand (San), eines kommunalen Unternehmens, das sich um von der Stadt festgelegte Sanierungsgebiete kümmert.
Eine Vision war das Gebäude des Stuttgarter Architekten H.M. Wein auch, als es 1971 fertiggestellt wurde. Damals galt es als kühne Vision einer „Stadt in der Stadt“und einzigartiges Universum in Kombination aus Wohnen, Einkaufen und Vergnügen. Der gleiche Architekt durfte wenige Jahre später auch das Neu-Ulmer Pendant, das Donaucenter planen.
Doch das einst als viel bewundertes Leuchtturmprojekt gestartete Haus hat diesen Glanz der Anfangsjahre längst eingebüßt. Das Edelrestaurant im Penthouse ist vor Jahrzehnten ausgezogen, gastronomisch sind Dönerbuden längst das höchste der Gefühle. Bereits 2015 versuchte die Stadtverwaltung mit einem neuen Bebauungsplan die Abwärtsspirale des Universum-Centers zu stoppen. Spielhallen, Wettbüros, Casinos, Bordelle und bordellartige Betriebe dürfen in dem Hochhaus beim Ehinger Tor künftig nicht mehr angesiedelt werden. Doch bestehende Einrichtungen genießen Bestandsschutz.
Der schlechte Ruf hält an. Ein zunehmender Leerstand, die unzureichende öffentliche Durchwegung und das wenig einladende Erscheinungsbild der ganzen Liegenschaft haben die San erneut dazu bewogen, Kontakte mit der Eigentümergemeinschaft zu knüpfen. Und genau hier liegt das Problem des 1971 fertiggestellten Hochhauses: Über 100 Eigentümer müssen bei größeren Maßnahmen zustimmen. Doch langsam, wie Feil sagt, werde jedem einzelnen Eigentümer klar, dass mit diesem Haus etwas passieren muss.
Das langfristige Ziel: eine „positive Adressbildung“. Das heißt, dass als erste Assoziation beim Thema Universum-Center nicht die Begriffe Scherbenviertel, Müll, Prostitution und dunkle Ecken in den Kopf schießen.
Die San denkt kurzfristig an eine bessere Beleuchtung und mittelfristig an eine Neuplanung der Durchwegung des verschachtelten, gewerblich genutzten Unterbaus. Bauliche Veränderungen an dem Komplex benötigen einstimmige Beschlüsse der Eigentümer. Hier ist also wenig Revolutionäres zu erwarten.
Doch in absehbarer Zeit werden auch aufgrund einer veränderten Gesetzeslage die zahlreichen Wettbüros ausziehen müssen. Gut für die „Adressbildung“ist aus Sicht von Feil, dass jüngst mit Creditreform Ulm/Neu-Ulm eine Firma einen kompletten Stock gekauft und renoviert hat. Zudem werte der sich in der Entstehung befindende Neubau namens Ypsilon am Ehinger Tor das ganze Viertel auf.
„Coole Wohnungen“
Langfristig sieht OB Czisch und die San die Landesgartenschau 2030 als Chance, das Universum-Center in einem lebenswerten Wohnort umzuwandeln. In gewisser Weise ist es das jetzt schon: „Die Wohnungen sind cool“, sagt Feil. Nur am Drumherum fehlt es. Über hängende Gärten könnte sich das ändern. Technisch sei das kein Problem, so Feil. Längst gibt es ausgeklügelte Bewässerungssysteme für Bepflanzungen an vertikalen Flächen. Als grüne Oase könnte sich das Universum-Center zudem als natürliche Klimaanlage und Feinstaubfilter nützlich machen.