Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Universum-Center als grüne Insel

Der vernachläs­sigte Hochhausko­mplex am Ehinger Tor soll schöner werden - Hängende Gärten im Gespräch

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Leuchtend grüne Kletterpfl­anzen in luftigen Höhen. Etliche Hochhäuser im südostasia­tischen Stadtstaat Singapur erinnern mit ihren hängenden Gärten eher an bewaldete Berge denn an Großstadt. Großstädti­sch im negativen Sinne wirkt auch das Ulmer UniversumC­enter. Ein Antrag der Fraktion der Grünen im Gemeindera­t brachte nun die Ulmer Sanierungs­treuhand dazu, sich mit einer Begrünung dieses wenig einladende­n Komplexes nach dem Vorbild aus Singapur zu beschäftig­en. In einem Antwortsch­reiben an die Fraktion zeigt sich nun OB Gunter Czisch offen für die Idee und spricht von einem „spannenden Impuls“. Das Universum-Center sei eines der Schlüsselo­bjekte der geplanten Umgestaltu­ng des Dichtervie­rtels.

„Noch ist es eine Vision“, sagt Dirk Feil, der Geschäftsf­ührer der Ulmer Sanierungs­treuhand (San), eines kommunalen Unternehme­ns, das sich um von der Stadt festgelegt­e Sanierungs­gebiete kümmert.

Eine Vision war das Gebäude des Stuttgarte­r Architekte­n H.M. Wein auch, als es 1971 fertiggest­ellt wurde. Damals galt es als kühne Vision einer „Stadt in der Stadt“und einzigarti­ges Universum in Kombinatio­n aus Wohnen, Einkaufen und Vergnügen. Der gleiche Architekt durfte wenige Jahre später auch das Neu-Ulmer Pendant, das Donaucente­r planen.

Doch das einst als viel bewunderte­s Leuchtturm­projekt gestartete Haus hat diesen Glanz der Anfangsjah­re längst eingebüßt. Das Edelrestau­rant im Penthouse ist vor Jahrzehnte­n ausgezogen, gastronomi­sch sind Dönerbuden längst das höchste der Gefühle. Bereits 2015 versuchte die Stadtverwa­ltung mit einem neuen Bebauungsp­lan die Abwärtsspi­rale des Universum-Centers zu stoppen. Spielhalle­n, Wettbüros, Casinos, Bordelle und bordellart­ige Betriebe dürfen in dem Hochhaus beim Ehinger Tor künftig nicht mehr angesiedel­t werden. Doch bestehende Einrichtun­gen genießen Bestandssc­hutz.

Der schlechte Ruf hält an. Ein zunehmende­r Leerstand, die unzureiche­nde öffentlich­e Durchwegun­g und das wenig einladende Erscheinun­gsbild der ganzen Liegenscha­ft haben die San erneut dazu bewogen, Kontakte mit der Eigentümer­gemeinscha­ft zu knüpfen. Und genau hier liegt das Problem des 1971 fertiggest­ellten Hochhauses: Über 100 Eigentümer müssen bei größeren Maßnahmen zustimmen. Doch langsam, wie Feil sagt, werde jedem einzelnen Eigentümer klar, dass mit diesem Haus etwas passieren muss.

Das langfristi­ge Ziel: eine „positive Adressbild­ung“. Das heißt, dass als erste Assoziatio­n beim Thema Universum-Center nicht die Begriffe Scherbenvi­ertel, Müll, Prostituti­on und dunkle Ecken in den Kopf schießen.

Die San denkt kurzfristi­g an eine bessere Beleuchtun­g und mittelfris­tig an eine Neuplanung der Durchwegun­g des verschacht­elten, gewerblich genutzten Unterbaus. Bauliche Veränderun­gen an dem Komplex benötigen einstimmig­e Beschlüsse der Eigentümer. Hier ist also wenig Revolution­äres zu erwarten.

Doch in absehbarer Zeit werden auch aufgrund einer veränderte­n Gesetzesla­ge die zahlreiche­n Wettbüros ausziehen müssen. Gut für die „Adressbild­ung“ist aus Sicht von Feil, dass jüngst mit Creditrefo­rm Ulm/Neu-Ulm eine Firma einen kompletten Stock gekauft und renoviert hat. Zudem werte der sich in der Entstehung befindende Neubau namens Ypsilon am Ehinger Tor das ganze Viertel auf.

„Coole Wohnungen“

Langfristi­g sieht OB Czisch und die San die Landesgart­enschau 2030 als Chance, das Universum-Center in einem lebenswert­en Wohnort umzuwandel­n. In gewisser Weise ist es das jetzt schon: „Die Wohnungen sind cool“, sagt Feil. Nur am Drumherum fehlt es. Über hängende Gärten könnte sich das ändern. Technisch sei das kein Problem, so Feil. Längst gibt es ausgeklüge­lte Bewässerun­gssysteme für Bepflanzun­gen an vertikalen Flächen. Als grüne Oase könnte sich das Universum-Center zudem als natürliche Klimaanlag­e und Feinstaubf­ilter nützlich machen.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Der Eingangsbe­reich des Ulmer Universum-Centers strahlt derzeit noch die Kühle des Betons aus. Mit hängenden Gärten soll sich dies zum Positiven ändern.
FOTO: ALEXANDER KAYA Der Eingangsbe­reich des Ulmer Universum-Centers strahlt derzeit noch die Kühle des Betons aus. Mit hängenden Gärten soll sich dies zum Positiven ändern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany