Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Streetworker für Laichingen
Zwei junge Frauen sollen auf Jugendliche in der Kernstadt zu gehen.
LAICHINGEN - Herumlungern, Pöbeln, andere Leute dumm anmachen: Unter anderem gegen dieses Gehabe junger Menschen wollen ab 1. November die beiden Streetworkerinnen Natasha Pilipovic und Sophia Burkhardt in Laichingen vorgehen. Finanziert wird das neue und bisher einmalige Angebot von der Bürgerstiftung Laichinger Alb sowie dem Kinderschutzbund. Jetzt wurde das Projekt vorgestellt.
Projekt deshalb, weil die Verträge zwischen dem Arbeitgeber von Natasha Pilipovic und Sophia Burkhardt – die gemeinnützige Jugendund Erwachsenenhilfe Seitz –, der Bürgerstiftung sowie dem Kinderschutzbund zunächst befristet sind, bis Ende 2020. Dann soll Bilanz gezogen werden, und im besten Fall, so Ralf Schiffbauer von der Bürgerstiftung, werde das Angebot dann von der Stadt Laichingen finanziert, fortgeführt. Hauptamtsleiter Stefan Binder deutete dies zumindest an bei dem Pressegespräch am Donnerstag.
Bislang sahen Rat und Verwaltung keinen finanziellen Spielraum für solch’ ein Angebot in Laichingen. Wenngleich am Bedarf niemand zweifelt. Nun gehen Bürgerstiftung und Kinderschutzbund in Vorleistung, wenn auch „nur“mit einer in Summe halben Stelle. Natasha Pilipovic und Sophia Burkhard teilen sich diese.
Auch im Jugendhaus
Die Aufgabe der jungen Frauen, die schon Erfahrung mitbringen in der Jugendarbeit, ist zweigeteilt.
Zum einen sollen sie die Jugendlichen, die sich bereits im Jugendhaus in der Pfeiferstraße engagieren, unterstützen. Im Jugendhaus, das die Stadt zur Verfügung stellt, wird ihnen ein Büro eingerichtet.
Ziel sind feste Öffnungszeiten von Montag bis Freitag.
Zweiter Aufgabenbereich: Sie sollen hinaus in die Kernstadt und auf Jugendliche zugehen, die sich bislang nicht aufgehoben fühlen im Jugendhaus oder in Vereinen. Eben als klassische Streetworker. Wobei Michael Seitz, der Geschäftsführer der Jugendhilfeeinrichtung mit 230 Mitarbeitern und Sitz in Neu-Ulm, betont: Man werde nicht „defizit-orientiert“an die Sache herangehen. Sprich: nicht Schwächen oder Probleme von Jugendlichen „auf der Straße“in den Fokus nehmen, sondern sich an ihren Wünschen orientieren. Zuhören, ins Gespräch kommen, Angebote machen – darum gehe es. Und negative Begleiterscheinungen wie Pöbeln und freche Sprüche gehen zurück. So die Idee.
Höchste Zeit
Seitz lobte am Donnerstag die Stadt Laichingen sowie vor allem Bürgerstiftung und Kinderschutzbund; er meinte erkannt zu haben, dass es diesen eine „Herzenssache“sei, die offene Jugendarbeit anzugehen. Ralf Schiffbauer erklärte, warum dies höchste Zeit sei: „Jeder Tag, den man damit wartet, schafft neue Probleme.“Und diese wiederum ließen sich später nur mit ganz viel Kraft beseitigen.
Im Blick haben Natasha Pilipovic und Sophia Burkhardt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 13 und 21 Jahren. Auf wie viele sie in der offenen Jugendarbeit treffen werden, ist unklar. Von zwischen 60 bis 80 wird aber ausgegangen. Sandra Steck aus der Vorstandschaft des Kinderschutzbundes betonte, dass es sich bei diesen nicht um eine homogene Gruppe, sondern um Jugendliche handele, die in mehreren einzelnen Grüppchen unterwegs seien. Die sich an unterschiedlichen Plätzen in Laichingen aufhalten. Diese zu erreichen, sei das Ziel des Projekts, so Steck.
Mit welchen Angeboten dies gelingen soll, steht noch nicht fest und hänge von den Jugendlichen ab. „Wir werden niemanden bevormunden“, so Natasha Pilipovic.
Denkbar seien Angebote, die Jugendlichen grundsätzlich Spaß machen; und zu denen sie aus welchen Gründen auch immer noch keinen Draht gefunden haben. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Jugendarbeiterinnen eng mit bestehenden Einrichtungen wie der Schulsozialarbeit zusammenarbeiten.