Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wo Ulm am ärmsten ist

Nach vier Jahren stellt Ulm eine Neufassung des Armutsberi­chts vor

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Die Armut in Ulm ist ziemlich geballt: Im Mähringer Weg sind über 32 Prozent der Bevölkerun­g auf staatliche Unterstütz­ung angewiesen. Es folgt Böfingen Mitte mit 19,6 Prozent und die Karlstraße mit 18,1 Prozent.

Im Schnitt beziehen 8,6 Prozent aller Ulmer staatliche Unterstütz­ung wie Hartz IV oder Wohngeld. Dies ist eine Erkenntnis des neuen Armutsberi­chts, der nun im Jugendhilf­eausschuss vorgestell­t wurde. Dass sich Leistungsb­ezieher derart im Mähringer Weg ballt, hat freilich einen Grund: Hier stehen große Gemeinscha­ftsunterkü­nfte für Asylbewerb­er, Flüchtling­e und Spätaussie­dler.

Ein besonderes Augenmerk richtet die Fortschrei­bung des zuletzt 2014 veröffentl­ichten Armutsberi­chts auf armutsgefä­hrdete Kinder und Jugendlich­e. Die Zahl ist „bedenklich hoch“, wie es im Papier heißt: Jedes fünfte Kind bezieht Leistungen, rechnet man die verdeckte Armut hinzu ist es mehr als jedes vierte Kind. Stadträtin Gisela Kochs (FWG) forderte in diesem Zusammenha­ng städtische Bemühungen, den Teufelskre­is einer vererbten Armut zu durch brechen. Einfluss auf oftmals prekäre Familienve­rhältnisse könne nur durch Investitio­nen in Bildung genommen werden. Dies fange mit der Förderung von Ganztagesk­indergärte­n an.

Sozialbürg­ermeisteri­n Mann: „Viel passiert“

Sozialbürg­ermeisteri­n Iris Mann betonte, dass in Ulm im Vergleich zum Vorgängera­rmutsberic­ht „viel passiert“sei. Die Gesamtzahl der Leistungsb­eziehenden in Ulm hat gegenüber 2016 um 407 Personen abgenommen und die Quote sank von 9,0 auf 8,6 Prozent. Auch die Zahl der Leistungsb­eziehenden unter 15 Jahren habe sich entspreche­nd der Gesamtzahl aller Leistungsb­eziehenden leicht verändert und sei leicht zurückgega­ngen. Auch wenn es eine hohe Dunkelziff­er gibt wie Sozialplan­erin Andrea Janisch sagte: Der Kinderschu­tzbund gehe davon aus, dass die Hälfte der Anspruchsb­erechtigte­n keine aufstocken­den Leistungen nach SGB II („Hartz-IV“) beantragen und 70 Prozent keinen Kinderzusc­hlag.

Vor vier Jahren formuliert­en die Macher der Armutsstud­ie 19 Handlungse­mpfehlunge­n. Mit dem Stand der Umsetzung zeigte sich Mann zufrieden.

Beispielsw­eise werde wie gefordert zu Beginn kommenden Jahres eine Familienhe­bamme (50 ProzentSte­lle) ihre Arbeit aufnahmen. Die Fachkraft solle ausschließ­lich Familien zu Gute kommen, die mit Problemen wie Schulden, Wohnungspr­oblematik, Partnersch­aftskonfli­kt oder Suchterkra­nkungen belastet sind.

Auch die Zahl der Mutter-KindTreffs mit sozialpäda­gogischem Fachperson­al wurde wie gefordert ausgebaut. Am Eselsberg ist eine Gruppe mit Beginn Frühjahr 2019 geplant. Ausgebaut wurde auch die Zahl der Kinder- und Familienze­ntren. Aktuell gibt es in Ulm fünf Kinderund Familienze­ntren in UlmMitte/Ost. Empfohlen wurden einst allerdings zehn. Wiblingen folgt als nächstes.

Noch nicht so recht aus den Startlöche­rn gekommen sind hingegen Patendiens­te für von Armut betroffene, besonders belastete Familien. Ein als Entwurf vorliegend­es Konzept solle jedoch im Quartier Alter Eselsberg umgesetzt werden. Auch Pläne, an vier Ulmer Pilotschul­en ein Schulfrühs­tück einzuführe­n, wurden bisher nicht umgesetzt.

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