Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Duell der Giganten in Ehingen
Tischtennis: Am Sonntag, 14 Uhr: TTF Liebherr Ochsenhausen gegen Borussia Düsseldorf in der JVG-Halle
EHINGEN (sz) - Die Begegnungen zwischen den TTF Liebherr Ochsenhausen und dem Boll-Klub Borussia Düsseldorf gehören jedes Jahr zum Feinsten, was die TischtennisBundesliga zu bieten hat. Und am kommenden Sonntag kommen erstmals die Fans in Ehingen in den Genuss dieses Klassikers, wenn um 14 Uhr in der Sporthalle des Johann-Vanotti-Gymnasiums der Startschuss zum Spitzenspiel der TTBL fällt.
Beide Teams stehen mit jeweils 10:2 Zählern in der Spitzengruppe der Bundesliga – nur Mühlhausen kann derzeit auf diesem Level noch mithalten und ist mit beiden punktgleich. Die Partie gegen den TripleGewinner der Saison 2017/18, vielfach auch als „FC Bayern des Tischtennissports“bezeichnet, ist nicht nur die Neuauflage des Meisterschafts-Finales vom 26. Mai, sondern auch der beiden ChampionsLeague-Halbfinals der Vorsaison, in denen es bis zum letzten Ballwechsel am seidenen Faden hing, wer ins Endspiel einziehen würde.
Es ist das erste Aufeinandertreffen der beiden Spitzenmannschaften 2018/19, weitere dürften im Lauf der Saison folgen, sieht man einmal vom Rückspiel ab, das ja obligatorisch ist. So könnten beide Teams in den Meisterschafts-Play-offs wieder aufeinandertreffen und ebenso bereits am 5. Januar beim Liebherr-Pokal-Finale in der Ratiopharm Arena.
Nicht nur auf Boll fokussieren
Düsseldorfs Leitwolf Timo Boll ist auch mit 37 Jahren unverändert gut. Vor vier Wochen wurde er zum siebten Mal Europameister und am letzten Wochenende schaffte er es beim World Cup bis ins Finale. Die beiden Ochsenhauser Profis Hugo Calderano und Simon Gauzy waren in Paris nicht so erfolgreich, doch für den Bundesliga-Knüller will das überhaupt nichts heißen. Da werden die Karten komplett neu gemischt und in der Vergangenheit konnte – mit Ausnahme des TTBL-Endspiels in Frankfurt – immer ein TTF-Profi Boll schlagen. In Ochsenhausen zollt man dem Ausnahmespieler Respekt, erzittert aber nicht in Ehrfurcht vor dem großen Namen. Simon Gauzy, Hugo Calderano und Jakub Dyjas haben den Linkshänder aus dem Odenwald bereits besiegt – Gauzy und Calderano sogar mehrfach.
Allerdings hat der Rekordmeister ein Topteam unter Vertrag. Kristian Karlsson, Anton Källberg und der furios in die Saison gestartete ägyptische Hüne Omar Assar sind aus TTF-Sicht fast ebenso gefährlich. Gleiches gilt für den Routinier der Truppe, den 36-jährigen Inder Kamal Sharath Achanta, der nach einer „Stippvisite“in Bergneustadt nun wieder für die Borussen aufschlägt.
Man weiß um die Schwere der Aufgabe, kennt aber die Spieler des Gegners sehr genau und will gewinnen – ohne Wenn und Aber. Die Revanche für das aus Ochsenhauser Sicht unbefriedigend verlaufene TTBL-Finale wird angepeilt. Und das können die Schützlinge von Cheftrainer Dmitrij Mazunov, die hervorragend trainiert haben, auch schaffen, vorausgesetzt, sie erwischen einen guten Tag. Zudem dürfte sie die Anfeuerung der vielen erwarteten Fans zusätzlich puschen.
Dass es zwischen beiden Teams in aller Regel auf Augenhöhe zugeht, zeigt auch der direkte wettbewerbsübergreifende Vergleich der letzten drei Jahre. Hier steht es momentan 6:5 für die Borussia und die TTF wollen am Sonntag die Bilanz egalisieren. Bei einem Sieg könnten sie die Tabellenführung in Europas Topliga übernehmen, vorausgesetzt Grünwettersbach punktet in Mühlhausen.
Besonders heiß auf das Duell mit den Rheinländern ist natürlich Stefan Fegerl, der letzte Saison noch für Düsseldorf aufgeschlagen hat und sich bereits als gute Verstärkung für Ochsenhausen erwiesen hat. Der hagere Österreicher, mit dem die TTF einen erfahrenen Mann gewonnen haben, der schon viele Finalsituationen erlebt hat, ist zudem einer der besten Doppel-Spieler Europas.
Weltstars in Ehingen
Überhaupt werden die Zuschauer so viele Weltklassespieler wie selten zu Gesicht bekommen. Nach den Weltranglistenpositionen sind die Oberschwaben sogar im Vorteil. Zwar hat die Borussia mit dem Dritten des Welt-Rankings Boll den ranghöchsten Akteur im Kader, doch haben die TTF gleich drei Top 20-Spieler vorzuweisen. Die Weltrangliste entscheidet allerdings nicht das Bundesliga-Match der beiden langjährigen Rivalen. Die Tagesform sowie ein glückliches Händchen im Aufstellungspoker werden dagegen von zentraler Bedeutung sein. Und die Fans werden auch ihren Teil beitragen können, sofern sie die TTF bis zum letzten Ballwechsel stimmgewaltig unterstützen, womit nicht nur TTF-Präsident Kristijan Pejinovic fest rechnet. „Wir freuen uns sehr auf das Topspiel vor großer Kulisse“, lässt Pejinovic keinen Zweifel aufkommen. „Ehingen war bis jetzt ein sehr gutes Pflaster für uns und wir haben alle fünf Heimspiele hier gewonnen“, strahlt Cheftrainer Dima Mazunov Optimismus aus. „Wir wollen unsere weiße Weste in Ehingen behalten und ein Ausrufezeichen setzen.“Mazunov rechnet nicht damit, dass eine Mannschaft die andere aus der Halle fegen kann. „Beide Teams haben einen guten Lauf und, egal wie die Aufstellungen lauten, wird es immer zu offenen und engen Spielen kommen“, so der Chef auf der Ochsenhauser Kommandobrücke. „Ich erwarte das schwerste und gleichzeitig auch einfachste Spiel. Schwer, weil Düsseldorf nun mal Düsseldorf ist, und einfach, weil wir nichts zu verlieren haben.“
Es wird eng mit den Tickets
Es sind mehr als 450 Tickets verkauft. Aufgrund der hohen Nachfrage haben die TTF die Hallenkapazität auf 900 Zuschauer erweitert, empfehlen aber, die Tickets im Vorverkauf zu erwerben. Man rechnet mit einem ausverkauften Haus und einer tollen Atmosphäre.
Ein besonderer Leckerbissen, gerade auch für die Fans der TTF Liebherr Ochsenhausen, verspricht übrigens das Rückspiel am 23. Februar 2019 zu werden. Düsseldorf als Gastgeber wird diese Partie nämlich nicht in heimischen Gefilden, sondern im Münchener Audi-Dome inklusive Rahmenprogramm und LiveMusic-Act austragen. Aber das ist Zukunftsmusik, zunächst einmal gilt es, am Sonntag dem renommierten Gegner Paroli zu bieten.