Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Unbequemer
Ein T-Shirt hat
einem breiten Publikum in Deutschland bekannt gemacht. Der Journalist Yigit trug es am 28. September in Berlin, bei der gemeinsamen Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. „Pressefreiheit für Journalisten in der Türkei“stand auf Türkisch auf Yigits Kleidungsstück. Yigit, der seit Jahren in Deutschland lebt und Erdogan scharf kritisiert, wurde wegen des Shirts von Sicherheitsleuten aus dem Saal befördert.
Am Montagmorgen hat eine weitere Nachricht um Yigit für Empörung gesorgt: Ausgerechnet ihm, dem Erdogan-Kritiker, drohe jetzt die Abschiebung in die Türkei – wo mehr als 100 Journalisten in Haft sitzen. Yigit selbst hatte darüber berichtet, nachdem er einen Bescheid der für ihn zuständigen Zentralen Ausländerbehörde in Hamburg erhalten hatte.
Wenige Stunden später widersprach die Behörde Yigit. Der Sprecher der Ausländerbehörde, Florian Käckenmester, sagte, Yigit bekomme eine neue Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen. Der Deutschen Presse-Agentur liegt der Behördenbescheid vor – und in ihm steht laut dpa, dass die Abschiebung Yigits zwar angedroht, aber nicht durchgesetzt werden solle. Das hatte die Behörde in einem späteren Absatz ihres Bescheides auch klargestellt.
Yigit sagte daraufhin, er wolle die neue Aufenthaltserlaubnis nicht in Anspruch nehmen, weil sie für ihn Nachteile im Vergleich zur alten Aufenthaltsgenehmigung bringe. Er müsse sich mit der neuen Aufenthaltserlaubnis in kürzeren Abständen um eine Erneuerung der Erlaubnis bewerben. „Das ist eine Falle. Sie wollen mich loswerden“, sagte er – und erklärte das mit seinem Auftritt bei der Pressekonferenz. Die Ausländerbehörde bestreitet einen Zusammenhang. (se/dpa)