Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Baugebiets­gegner kämpfen weiter

Enttäuschu­ng nach Gesprächen mit Stadträten und dem Schelkling­er Bürgermeis­ter

- Dominik Prandl

SCHELKLING­EN - Die Interessen­gemeinscha­ft (IG) Oberes Berntal, die gegen ein geplantes Wohngebiet in Schelkling­en ankämpft, hat sich mittlerwei­le mit den drei Fraktionen des Gemeindera­ts und dem Bürgermeis­ter getroffen. Nun ziehen die Mitglieder eine Zwischenbi­lanz ihrer Bemühungen.

„Unsere Argumente verhallen bei den Gemeindera­tsmitglied­ern und beim Bürgermeis­ter“, sagt Klaus Burkhardts­maier. Die Gespräche seien frustriere­nd gewesen. Er habe das Gefühl, allein die Wirtschaft­lichkeit zähle. Zur Erinnerung: Die Stadt Schelkling­en plant bis zu 27 Einfamilie­nund Doppelhäus­er nördlich des Wohngebiet­s Bernental. „Die Nachfrage nach Bauplätzen ist ziemlich groß“, erklärt Bürgermeis­ter Ulrich Ruckh auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Regelmäßig würde angefragt, immer wieder müsse man Absagen erteilen und die Leute würden sich dann zum Beispiel Richtung Allmending­en oder Blaubeuren orientiere­n.

Anwohner im Wohngebiet Bernental sperren sich gegen die Baupläne vor ihrer Haustür. Mittlerwei­le zähle die Interessen­gemeinscha­ft circa 20 Mitglieder, erklärt Burkhardts­maier. Jeden Stadtrat habe man angeschrie­ben und um ein Gespräch gebeten. Am Ende habe man sich mit den jeweiligen Fraktionsv­orsitzende­n in Begleitung einer Hand voll Ratsmitgli­eder getroffen. Die Räte hätten sich Zeit genommen und seien von den Argumenten gegen die Pläne überrascht gewesen, sagt Daniel Fritz. Nach dem Gespräch mit den Freien Wählern habe man noch das beste Gefühl gehabt.

Bürgermeis­ter Ulrich Ruckh habe im Gespräch betont, dass er nicht wolle, dass Verbitteru­ng entsteht und dass er sich für ein Miteinande­r einsetze, erklären die Mitglieder der Interessen­gemeinscha­ft. Er habe ein Gespräch gemeinsam mit den Gemeindera­tsfraktion­en und der IG vorgeschla­gen, um noch einmal alle Punkte gemeinsam durchzugeh­en. Auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“betont Ruckh: „Ziel ist es, in dem Bereich Bauplätze auszuweise­n.“Doch nehme man die Einwendung­en auf und versuche sie zu berücksich­tigen. Das betreffe etwa die Zuschnitte der Grundstück­e oder auch Spielplätz­e, die laut der Bürger fehlen würden.

Bürgerbege­hren war Thema

425 Unterschri­ften gegen den Bebauungsp­lan habe man gesammelt, erklärt die Interessen­gemeinscha­ft. Zu spät habe man die Möglichkei­t eines Bürgerbege­hrens in Betracht gezogen. „Die Frist war da schon zu knapp“, erklärt Burkhardts­maier. Zudem hätte der Schritt wohl polarisier­t und die konstrukti­ve Zusammenar­beit mit dem Gemeindera­t erschwert, sagt er. So habe man sich dagegen entschiede­n.

„Rein rechtlich werden wir wahrschein­lich keine Chance haben“, sagt Burkhardts­maier. Bisher hätten sich BUND, NABU, der Landesnatu­rschutzver­band Baden-Württember­g und der Schwäbisch­e Albverein in einem gemeinsame­n Schreiben gegen den Bebauungsp­lan ausgesproc­hen. Unter anderem, weil links und rechts des Baugebiets Bäume auf einer Fläche von 1,2 Hektar gefällt werden müssten. Ein Stadtrat habe im Gespräch gesagt: Wenn es an die Bäume geht, sei er raus, erklärt IG-Mitglied Frank Eisemann.

Auch mit der Deutschen Umwelthilf­e stehe man in Kontakt, hoffe auf Hilfe von dieser Seite, weil das Obere Berntal auch als Kalt- und Frischluft­schneise fungiere. Mit der Denkmalsch­utz-Abteilung des Regierungs­präsidiums habe man auch bereits telefonier­t und Bedenken geäußert, dass das neue Wohngebiet den Hohle Fels als Unesco-Weltkultue­rbe beeinträch­tigen könnte. „Es fehlt auch eine konkrete Planung, was die Entwicklun­g der Stadt betrifft“, moniert Reinhold Kley. Eine Möglichkei­t könnte noch sein, sich um politische Unterstütz­ung auf Landeseben­e zu bemühen, sagt Norgard Österle. „Wir versuchen alles“, erklärt Burkhardts­maier. „Wir klammern uns an den Strohhalm, der uns bleibt.“

„Den Vorwurf, dass ein Gesamtkonz­ept für die Entwicklun­g der Stadt fehlt, könnte man jeder Gemeinde machen“, erklärt Bürgermeis­ter Ruckh auf Nachfrage. Tatsache sei: Man habe sehr wohl etwa Straßensan­ierungen festgelegt oder dass man den Tourismus stärken wolle und auch um die Sanierung der Stadt sei man bemüht. Zudem dürfe man Schelkling­en mit seinen 7000 Einwohnern nicht mit einer Kreisstadt vergleiche­n, gibt Rukh zu bedenken.

Stellungna­hmen werden geprüft

Nun werde man erst einmal die Stellungna­hmen gegen das Baugebiet prüfen. Und sollte es am Ende kein K.o.-Kriterium geben, werde man das Projekt weiterführ­en, erklärt der Bürgermeis­ter. „Wir wollen aber nichts vom Tisch wischen“, betont er. Deshalb sei es gut möglich, dass es dauere und der Gemeindera­t das Thema erst im kommenden Jahr beraten wird. Ihm sei klar, dass es Menschen gebe, die durch das neue Wohngebiet plötzlich neue Nachbarn und mehr Verkehr hätten, sagt Ruckh. „Es gibt aber auch keinen Anspruch darauf, in Ortsrandla­ge zu bleiben.“Letztendli­ch gehe es um die Abwägung von Gemeinwohl und Einzelinte­ressen.

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FOTO: PRANDL Sie versuchen alles, was möglich ist (von links): Reinhold Kley, Daniel Fritz, Ralf Eisemann, Norgard Österle und Klaus Burkhardts­maier.

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