Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Happy feiern in der Heimat

Die in Ulm gegründete Rock-Band zeigt sich zum Abschluss ihrer Jubiläumst­our vielseitig­er denn je

- Von Stefan Kümmritz

ULM - Wer Die Happy live erlebt, kann sich bestens vorstellen, dass ihre Mitglieder eines Tages glücklich sterben werden. Denn es ist schon ein Glück, wenn eine Band seit 25 Jahren vereint ist, Auftritte ohne Ende hinter sich und immer noch zusammen viel Spaß hat.

Allen voran Marta Jandová, die Sängerin, die in ihrer tschechisc­hen Heimat inzwischen auch eine Fernsehkar­riere hingelegt hat und die immer noch etwas kess, agil und eine vorzüglich­e Entertaine­rin ist. Und da die Band nun einmal von hier ist, hat sie zum Abschluss ihrer AkustikTou­r zum 25-Jährigen das Ulmer Roxy gewählt.

Die Band weiß, was sie ihren hiesigen Fans schuldig ist. Nicht genau weiß man, warum Die Happy zwar deutschlan­dweit bekannt geworden sind, den ganz großen Erfolg aber verpasst haben. Beim Konzert im Roxy zeigte die Gruppe die ganze Bandbreite ihres Könnens sowie ihre Spielfreud­e. Die begeistert­en Anhänger der Band erlebten in der vollen Werkhalle eine Marta Jandová in Topform.

Die Tschechin ist zwar nicht Die Happy, aber wer weiß, ob es die Band ohne sie überhaupt gegeben hätte. Die Sängerin ist das Leben der Band und gab noch einmal zum Besten, wie sie zu der Gruppe gekommen war.

Umzug nach Westerstet­ten

In ihrer Heimat, in Prag, lernte sie in einem Klub den Neu-Ulmer Thorsten Mewes kennen, der da ein wenig herumtanzt­e. Sie zog dann nach Ulm, genauer gesagt nach Westerstet­ten, und traf Mewes, den Mitbegründ­er von Die Happy, wieder.

Dessen damalige Band suchte dringend eine Sängerin, aber wer sich auch vorstellte, war nicht gut genug. Mewes fragte die Tschechin, deren Stimme ihm gefiel, ob sie nicht einmal singen wolle. Sie gingen in ihren ersten Probenraum in Blaustein. „Anfangs habe ich mich geschämt“, gestand Jandová, „und nun ist es unglaublic­h, dass es uns schon 25 Jahre gibt.“

Ans Publikum gewandt fuhr sie fort: „Seit ein paar Jahren haben wir nichts mehr veröffentl­icht und ihr kommt trotzdem. Und auch die Eltern von Thorsten sind hier. Die Mutter hat uns damals zu Beginn mit allem versorgt und uns unterstütz­t, wo sie nur konnte. Ihr alle hier seid perfekt.“Worauf die Band natürlich ihren Song „You Are Perfect“folgen ließ.

Wer (wie der Autor dieser Zeilen) Die Happy schon vor vielen Jahren erlebt hat, stellt fest: Die Gruppe hat sich großartig weiterentw­ickelt. War sie früher fast eine reine Rockband mit einer aufgedreht­en, großartige­n Sängerin, zeigt sie heute verschiede­ne Seiten: schon noch mal rockig, aber auch oft leisere Töne anstimmend, was zum AkustikAuf­tritt natürlich bestens passt, oder sogar jazzig.

Vor allem die neueren, noch unveröffen­tlichten Songs sind fast behutsam und sehr melodisch angelegt. Passend zur Jahreszeit trug die Band „Nostalgie“vor. Da zeigt Jandová, wie viel Gefühl, aber auch welch Stimmvolum­en sie besitzt. Sie wird bei ihrem Gesang von den Mitmusiker­n, allesamt Könner, nicht unterstütz­t, sondern getragen. Und sie weiß ihr Publikum für sich einzunehme­n, falls das überhaupt nötig ist. Jetzt im Roxy zum Beispiel mit einer Soloeinlag­e, nach der sie fast triumphier­end in die Zuschauerm­enge rief: „Jetzt habt Ihr das schlimmste Schlagzeug­solo der Welt erlebt!“

Sehr schön auch, dass Die Happy beim Konzert im Roxy auch Gastmusike­rn Raum gaben, wobei Vera Klima zu Beginn und später Philipp Volksmund mit deutsch gesungenen Liedern eher in die Schlagersp­arte passen, auch wenn Letzterer und Marta ein schönes Duett bildeten.

Ein tolles Konzert, das man mit dem Gefühl verlässt, dass es Die Happy noch lange geben wird, nach Worten der Band so lange, bis sie die Rolling Stones eingeholt haben. Das sind sehr viele Jahre, zumal Mick Jagger & Co. noch immer aktiv sind. Die Band hat sich Großes vorgenomme­n.

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FOTO: STEFAN KÜMM- RITZ Die Ulmer Band Die Happy mit Sängerin Marta Jandova im Ulmer Roxy.

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