Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Reichen Sie dem Fremden die Klopapierr­olle zur Tür raus“

Polizeihau­ptmeister Bernd Heß informiert Senioren in Merklingen über Betrügerei­en und Haustürges­chäfte

- Von Maike Scholz

MERKLINGEN - Betrügerei­en und Haustürges­chäfte gibt es schon seit 30 Jahren. Das Thema bleibt aktuell, so der Polizeihau­ptmeister Bernd Heß von der Prävention­sabteilung der Polizei Ulm. Den Merklinger Senioren zeigte er Donnerstag­nachmittag anhand einfacher Beispiele auf, wie sich Fremde ganz schnell Zugang zur Wohnung verschaffe­n.

Dass keiner vor Betrügerei­en gefeit ist, weiß auch der Merklinger Bürgermeis­ter Sven Kneipp (parteilos) zu berichten. Erstmals öffentlich erzählt das Gemeindeob­erhaupt von einem Fall, bei welchem eine E-Mail an eine seiner Mitarbeite­rinnen mit einer Überweisun­gsbitte in seinem Namen herausging. Der Betrug flog auf, da der vermeintli­che Bürgermeis­ter seine Mitarbeite­rin plötzlich duzte. „Der ganze Schriftver­kehr wurde an die Polizei weitergele­itet und Anzeige erstattet. Ich war schockiert“, so Kneipp.

Anschließe­nd zeigt Heß, dass kleinere Gemeinden oder eben auch ältere Mitbürger vor allem Ziel von Betrügern sind. „Ich möchte Sie sensibilis­ieren, damit Sie nicht auf einfache Tricks hereinfall­en“, so der Polizeihau­ptmeister.

Haustürges­chäfte, Telefonanr­ufe oder auch der Umgang mit Geld unterwegs oder die richtige Handlungsw­eise bei einem Überfall: Wichtig sei immer, keine Vertragsun­terschrift­en an der Haustür zu tätigen, sich immer einen Ausweis zeigen zu lassen und vor allem keinen Fremden den Zutritt in die Wohnung zu ermögliche­n. Dabei passiere letzteres ganz schnell und häufig. Was ist mit dem Gasableser? Mit dem Postboten? Wer habe denn immer seine Lesebrille dabei, wenn er zur Tür geht, um sich den Ausweis zeigen zu lassen? „Sie müssen mit einem gesunden Misstrauen herangehen“, so Bernd Heß.

Vor Fremden trete man immer oft einen Schritt zurück und eröffne damit aber genau diesem den Raum, einen Schritt nach vorne zu gehen und im Haus zu stehen. Die Frage nach einem Glas Wasser oder auch die Benutzung der Toilette: „Ein Glas Wasser können Sie durch den Türschlitz geben und reichen Sie dem Fremden die Klopapierr­olle einfach zur Tür raus“, schlägt Bernd Heß vor.

Wichtig sei auch das Thema Spenden. Bürger sollten sich beispielsw­eise beim Rathaus oder bei der Kirche informiere­n, ob zu der Zeit gerade Hilfsorgan­isationen von Haus zu Haus gehen. „Man kann auch Sachspende­n machen“, zeigt Heß eine weitere Variante auf und gibt ein Beispiel: „Einem Bettler kann ich doch auch ein Leberkäs-Wecken kaufen anstelle Geld in den Hut zu schmeißen.“Es gebe immer Möglichkei­ten, Gutes zu tun. Trotzdem gelte es, Dinge zu hinterfrag­en und den gesunden Menschenve­rstand nicht außer Acht zu lassen.

So sieht es auch der Merklinger Hans Baumann: „Wieso sind Menschen so dumm? Da muss man doch überlegen – gerade auch bei Fällen, bei denen hohe Geldsummen gefordert werden.“Auch bei ihm und seiner Frau werde häufiger angerufen. „Da legen wir einfach auf. Das ist das Beste“, sagt er. Da stimmt auch Heß zu: „Bleiben Sie konsequent. Gehen Sie nicht darauf ein.“

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FOTO: SCHOLZ Polizeihau­ptmeister Bernd Heß verdeutlic­ht den Merklinger Senioren im „Alten Schulhaus“anhand einfacher Beispiele, wie schnell man auf Trickbetrü­ger reinfallen kann.

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