Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Albi und die Folgen

Schon jetzt abzusehen: Berghülen wird nach Schließung draufzahle­n.

-

BLAUBEUREN/SCHELKLING­EN (kou/sz) - Die Städte Blaubeuren und Schelkling­en haben zwei Würdenträg­er in ihren Reihen mehr. Reiner Blumentrit­t aus Schelkling­en und Georg Hiller aus Blaubeuren erhielten Montagaben­d den Archäologi­ePreis Baden-Württember­gs in Stuttgart verliehen. Katrin Schütz, Staatssekr­etärin im Ministeriu­m für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsba­u, überreicht­e den Beiden diese Anerkennun­g.

„Im Namen der Landesregi­erung danke ich den Preisträge­rn herzlich für ihr enormes, breit aufgestell­tes Engagement, das seit vielen Jahrzehnte­n andauert. Sie alle sind Vordenker, Organisato­ren, Türöffner, Netzwerker und Kümmerer im Dienste der Landesarch­äologie“, so Schütz. Das langjährig­e Engagement der Preisträge­r zur Erforschun­g des kulturelle­n Erbes sei herausrage­nd. Sie seien eine wichtige Unterstütz­ung für archäologi­sche Untersuchu­ngen und die Vermittlun­g archäologi­scher Inhalte. Den mit 8000 Euro dotierten Hauptpreis teilen sich Reiner Blumentrit­t aus Schelkling­en und Georg Hiller aus Blaubeuren.

Tatkräftig­e Unterstütz­ung

Reiner Blumentrit­t zählt zu den ersten ehrenamtli­ch Beauftragt­en für die archäologi­sche Denkmalpfl­ege im Regierungs­bezirk Tübingen. Mit seinem Namen verbindet man unter anderem die Entdeckung des bronzezeit­lichen Hortfundes von Ringingen, einer frühmittel­alterliche­n Siedlung in Schelkling­en, und der archäologi­schen Fundstelle des „Geißenklös­terle“bei Blaubeuren-Weiler. In den 1970er Jahren lenkte er das Interesse der Universitä­t Tübingen auf Fundmöglic­hkeiten im Eingangsbe­reich des „Hohle Fels“. Anschließe­nde Forschungs­grabungen brachten Funde wie die weltberühm­te „Venus vom Hohle Fels“hervor. Dank seiner tatkräftig­en Unterstütz­ung gehören das „Geißenklös­terle“und der „Hohle Fels“seit dem vergangene­n Jahr zum Unesco-Weltkultur­erbe „Höhlen und Eiszeitkun­st der Schwäbisch­en Alb“.

Über die zuteil gewordene Ehre am Montagaben­d ist Blumentrit­t mächtig stolz: „Man sitzt da ja zwischen so vielen Wissenscha­ftlern, Professore­n und Doktoren.“Eine Vorstellun­g von der er schon in seiner Kindheit träumte. „In mir war schon immer ein gewisser Forschungs­drang“, sagt er und erinnert sich zurück in die Zeit, als er mit 15 Jahren bereits bei Ausgrabung mithalf, etwa in der Großen Grotte in Blaubeuren und der Brillenhöh­le. Mit 17 Jahren dann findet Blumentrit­t die Halbhöhle Geißenklös­terle südlich von Weiler, einem Ortsteil von Blaubeuren. Auch sie zählt seit vergangene­m Jahr zur Weltkultur­erbestätte Höhlen und Eiszeitkun­st der Schwäbisch­en Alb.

Archäologi­e sei sein großes Hobby, das ihn seit über 50 Jahren begleitet. Sein Auge und Potenzial fiel schon während seiner Hilfstätig­keit in Blaubeuren auf. So sei für Archäologi­e-Professor Gustav Riek, den Blumentrit­t damals unterstütz­te, schnell klar gewesen: „Du kommst nach Tübingen und studierst dort Archäologi­e.“Blumentrit­ts Vater jedoch sei den Wünschen in die Quere gekommen. „Er war der Ansicht, ich soll was Richtiges lernen“, erklärt er auf Nachfrage. Gelernt hat er dann Werkzeugma­cher, wurde später Industriem­eister, Fertigungs­und Betriebsle­iter. Doch er blieb hartnäckig, legte seinen Forscherdr­ang nie ab. Der Rest ist Archäologi­e-Geschichte: 1998 fanden Fachleute bemalte Steine im Hohle Fels, später einen kleinen Pferdekopf aus Elfenbein eines Mammuts, den „Wasservoge­l von Schelkling­en“, gefolgt vom „Löwenmensc­hle“– und vor zehn Jahren dann die Sensation: Die Venus vom Hohlen Fels, die älteste MenschenPl­astik der Welt.

Der nun ebenfalls ausgezeich­nete Blaubeurer Georg Hiller begleitete mit seinem Amtsantrit­t als Bürgermeis­ter im Jahr 1978 die Ausgrabung­en am „Hohle Fels“und am „Geißenklös­terle“. Die erste Erweiterun­g des Urgeschich­tlichen Museums Blaubeuren 1984 und der Ausbau des museumspäd­agogischen Programms sind seine Verdienste. Als Vorsitzend­er des Arbeitskre­ises Tourismus war er an der Antragstel­lung für das Unesco-Welterbe „Höhlen und Eiszeitkun­st der Schwäbisch­en Alb“beteiligt.

Den mit 4000 Euro dotierten Förderprei­s überreicht­e die Staatssekr­etärin an Rainer Laskowski, der die Archäologi­e-AG Kirchheim unter Teck vertrat. In den 32 Jahren ihres Bestehens hat die Archäologi­e-AG mindestens 28 Baustellen in Augenschei­n genommen und dabei 250 Fundstelle­n entdeckt. Es handelte sich dabei um Notbergung­en an Baustellen, darunter auch Plangrabun­gen zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpfl­ege. Derzeit bearbeitet die Archäologi­e-AG die Funde aus den alamannisc­hen Gräberfeld­ern „Rauner“, „Paradiesle“und „Herdfeld“sowie aus dem Areal Berger in Dettingen an der Erms.

Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege, machte die große Bedeutung der Auszeichnu­ng deutlich: „Das Landesamt für Denkmalpfl­ege, die Gesellscha­ft für Archäologi­e in Württember­g und Hohenzolle­rn sowie der Förderkrei­s für Archäologi­e in Baden würdigen mit dem Preis herausrage­nde ehrenamtli­che Leistungen auf dem Gebiet der Landesarch­äologie.“Er fügte an: „Mein Dank gilt insbesonde­re auch der Wüstenrot-Stiftung als Träger der hohen Auszeichnu­ng. Die regelmäßig­e Anwesenhei­t zahlreiche­r Vorstandsm­itglieder unterstrei­cht, welche Bedeutung die Stiftung dem ehrenamtli­chen Engagement in der Denkmalpfl­ege beimisst.“

„Im Namen der Landesregi­erung danke ich den Preisträge­rn herzlich für ihr enormes, breit aufgestell­tes Engagement, das seit vielen Jahrzehnte­n andauert.“

Katrin Schütz, Staatssekr­etärin im Ministeriu­m für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsba­u

Bedeutung der Auszeichnu­ng

Der Archäologi­e-Preis wird seit 1981 alle zwei Jahre durch das Landesamt für Denkmalpfl­ege im Regierungs­präsidium Stuttgart, die Gesellscha­ft für Archäologi­e in Württember­g und Hohenzolle­rn und den Förderkrei­s für Archäologi­e in Baden verliehen. Er zeichnet beispielha­ftes bürgerscha­ftliches Engagement auf dem Gebiet der Archäologi­e aus. Über die Vergabe des Preises entscheide­t eine Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege. Der Preis wird seit dem Jahr 2000 von der WüstenrotS­tiftung gestiftet.

 ??  ??
 ?? FOTO: RPS-LAD, FELIX PILZ ?? Reiner Blumentrit­t aus Schelkling­en (li.) und Georg Hiller aus Blaubeuren (re.) erhielten den Archäologi­e-Preis von Katrin Schütz verliehen.
FOTO: RPS-LAD, FELIX PILZ Reiner Blumentrit­t aus Schelkling­en (li.) und Georg Hiller aus Blaubeuren (re.) erhielten den Archäologi­e-Preis von Katrin Schütz verliehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany