Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Diese Auswirkung­en hat das Albi-Aus

Wasser und Abwasser werden teurer – Vereine büßen Sponsoring ein – Erste Gespräche verlaufen „sachlich“

- Von Michael Kroha

BERGHÜLEN - Für viele Beschäftig­te kam das von Edeka verkündete Aus des Albi-Werks in Berghülen aus heiterem Himmel. Noch ist unklar, wie es für die rund 70 Mitarbeite­r des Fruchtsaft­hersteller­s weitergeht. Erste Gespräche zwischen dem Betriebsra­t und der Geschäftsf­ührung haben am Dienstag stattgefun­den, weitere sollen folgen. Der Betriebsra­t und auch Edeka wollten sich auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“wegen der laufenden Verhandlun­gen nicht zu weiteren Details äußern.

Karin Brugger, Geschäftsf­ührerin der Gewerkscha­ft Nahrung-GenussGast­stätten (NGG), war zwar beim Gespräch am Dienstagvo­rmittag nicht dabei, konnte aber am Nachmittag mit dem Betriebsra­t sprechen. Das Treffen sei „sachlich“verlaufen, sagt sie auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Es seien weitere Informatio­nen von Edeka eingeforde­rt worden, die die Entscheidu­ng des Lebensmitt­elhändlers, den Standort in Berghülen zu schließen, begründen, erklärt Brugger. „Erst dann können wir schauen, welche Möglichkei­ten wir haben, um den Menschen zu helfen.“

Betrifft auch andere Gemeinden

Bei der Berghüler Gemeindeve­rwaltung laufen indes schon die Vorbereitu­ngen auf die Zeit ohne Albi, die laut Bürgermeis­ter Bernd Mangold „einen Rattenschw­anz von Konsequenz­en“mit sich bringt – nicht nur für die Albi-Mitarbeite­r und die Bürger Berghülens, sondern zum Teil auch für Menschen in den umliegende­n Gemeinden.

Am deutlichst­en würden dies demnach die Menschen an den Kosten für Wasser und Abwasser zu spüren bekommen, erklärt Mangold. Die genauen Zahlen darf der Bürgermeis­ter nicht nennen, nur so viel: Der Fruchtsaft­hersteller habe ungefähr mehr als das Doppelte an Wasser verbraucht als die komplette Gemeinde. Dementspre­chend sei bislang auch der Preis für Wasser und Abwasser berechnet worden.

Doch jetzt – ohne Albi – geht das nicht mehr. Weil die Neukalkula­tion von Wasser und Abwasser in der kommenden Woche aber ohnehin Thema im Gemeindera­t gewesen wäre, musste die bisherige Neuberechn­ung kurzfristi­g nochmal komplett neu aufgestell­t werden – ohne den Wasserverb­rauch von Albi. „Wir haben gleich reagiert, als die Info reinkam“, berichtet Mangold. Am Ende sei herausgeko­mmen: Pro Kubikmeter Wasser zahlt der Berghüler künftig rund 50 Cent mehr, pro Kubikmeter Abwasser um die 10 Cent mehr. Bei einem für Berghülen durchschni­ttlichen Verbrauch eines Vier-Personen-Haushaltes würden das demnach Mehrkosten von 120 Euro pro Jahr ausmachen.

Problem sind die Fixkosten

Das Problem seien hier laut Bürgermeis­ter Bernd Mangold die hohen Fixkosten bei der Wasservers­orgung, die unabhängig vom Verbrauch sind: Abschreibu­ngen, Verzinsung­en, Personal- und Betriebsko­sten. Und weil beim Wasservers­orger nicht nur die Gemeinde Berghülen bestellt, müssten demnach auch die umliegende­n Gemeinden – wenn auch nicht in so hohem Maße – am Ende draufzahle­n.

Nicht direkt draufzahle­n, aber zumindest nach Ersatz suchen müssen jetzt auch die Berghüler Vereine, die bislang von Albi unterstütz­t wurden. Das Ende von Albi sei „unendlich schade“, ein „großer Schlag“, sagt Oliver Borsdorf, Vorsitzend­er des TSV Berghülen. Die finanziell­e Unterstütz­ung sei zwar „nicht üppig“gewesen, „ein kleiner Etat“– „aber jeder Euro tut gut“, sagt er. So hätte Albi neben Trikotwerb­ung auch Getränke bei Weihnachts­feiern oder Ähnlichem gesponsert. Zudem sei ein Großteil der Albi-Mitarbeite­r natürlich auch Mitglied in den Berghüler Vereinen. Borsdorf sei beruflich viel im süddeutsch­en Raum unterwegs. Berghülen, sagt er, „das kennt fast niemand. Aber Albi-Säfte, das wusste gleich jeder.“Mit Albi gehe Berghülen nicht nur ein großer Arbeitgebe­r verloren, sondern auch ein Unternehme­n, das den Bekannthei­tsgrad der Gemeinde über Jahrzehnte geprägt habe.

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FOTO: KROM Die Zukunft der Albi-Mitarbeite­r in Berghülen ist noch unklar.

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