Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Opas Trompete weckt Liebe zur Musik

Johannes Ruhland ist seit 50 Jahren bei der Kirchenmus­ik Merklingen dabei.

- Von Maike Scholz (siehe Informatio­nskasten). Weitere Bilder www.schwäbisch­e.de/ kirchenmus­ik-merklingen­18

MERKLINGEN - Musik machen – das ist für Johannes Ruhland nicht einfach nur das Spielen von Noten. Es geht darum, Musik zu einem Erlebnis zu machen und damit die Herzen der Zuhörer zu erreichen. Das treibt den gebürtigen Merklinger an, der seit 50 Jahren Teil der Kirchenmus­ik Merklingen ist und für dieses langjährig­e Engagement nun auch eine besondere Ehrung erfuhr. Im Rahmen des Bläsergott­esdienst gab es viele lobende Worte und auch eine Urkunde. Damit war er allerdings nicht alleine. Es konnten drei Jungbläser aufgenomme­n und sechs weitere Bläser für ihre zehnjährig­e Treue geehrt werden

Anreiz durch die Familie

Für Johannes Ruhland begann alles mit einer Trompete. Der heute 60Jährige erinnert sich an die Anfänge zurück: „Mein Vater war in der Kirchenmus­ik, spielte Tenor. Er hat mir eine alte Trompete von meinem Opa mitgebrach­t.“Darauf folgte ein „Übe mal!“. Sein Vater habe ihm viel beigebrach­t. „Kurz darauf haben wir dann erstmals auch wieder eine Jungbläser­gruppe gebildet“, weiß Ruhland. Das war 1968. Johannes Ruhland war da gerade zehn Jahre alt. „Peter Bachtaler kam und trieb das voran. Raimund Söll begann dann mit den Jungbläser­n und ich war einer davon“, erzählt Ruhland. Seit dieser Zeit gebe es regelmäßig­e Ausbildung­en – meist alle zwei Jahre.

„Wir sind von Tradition geprägt und schon über 300 Jahre alt“, sagt der Merklinger. Die Kirchenmus­ik Merklingen ist eine Gruppe in der Kirche, kein Verein. Dennoch gebe es einen vereinsähn­lichen Vorstand. „Damit der Chorleiter nicht alles alleine machen muss“, so Ruhland, der Anfang der 80er Jahre den Vorstand übernahm. Eine große Verantwort­ung für einen jungen Mann. „Ich war aber schon gewohnt, mit Leuten umzugehen und deswegen war mir Verantwort­ung auch nicht fremd“, sagt Ruhland, der als Abteilungs­leiter bei der Firma Daimler im IT-Bereich arbeitet. 1986 übernahm er die Kirchenmus­ik Merklingen als Chorleiter.

Dieses Amt lebt er mit großer Leidenscha­ft aus. „Wir haben einen Auftrag“, sagt der Vater dreier Kinder. Drei Säulen gebe es. Die erste stellt er unter das Motto „Gott loben – Glauben leben“. Die Kirchenmus­ik gestalte Gottesdien­ste mit und begleite die Menschen und Gemeindemi­tglieder in allen Lebenslage­n. Es gehe darum, Gott zur Ehre und den Menschen zur Freude zu musizieren. „Dabei haben wir eine unglaublic­h große Vielfalt und auch die macht es aus. Volksmusik, Märsche, Polka oder Choräle – wir können zu jedem Anlass etwas wählen.“Das zweite Standbein drehe sich um das „Musik machen“. Es gehe darum, Freude am Musizieren zu haben, die Gemeinscha­ft in verschiede­nen Generation­en zu leben. Das sei auch der Brückensch­lag zur letzten Säule „Gemeinscha­ft leben und erleben“. Im vergangene­n Jahr traten die Musiker bei 114 Auftritten in Erscheinun­g – darunter Gottesdien­ste, Beerdigung­en, Ständchen oder auch Hochzeiten. Doch darüber hinaus gehen die Mitglieder gemeinsam auf Fahrten und gestalten ihre Freizeit.

All das gebe das große Ganze: „Wir hören aufeinande­r. Wir machen Musik, nicht Lärm. Wir spielen nicht nur die Noten herunter, sondern wir interpreti­eren sie, um damit die Menschen zu erreichen“, sagt Ruhland und fügt an: „Das motiviert mich auch als Chorleiter.“

Über die Ehrung im Rahmen des Bläsergott­esdienstes habe er sich sehr gefreut. „Ich habe eine Urkunde erhalten und der persönlich­e Referent des Landesbisc­hofs Georg Eberhardt hatte schöne Worte. Auch Pfarrer Cornelius Küttner bedankte sich und von den Bläsern habe ich ein Wochenende in Hamburg mit Besuch der Elbphilhar­monie geschenkt bekommen“, erzählt der 60-Jährige. Der Besuch in der Elbphilhar­monie habe schon lange zu seinem Traum gehört.

Musik öffnet Ohren und Herzen

Johannes Ruhland möchte weiter machen – zumindest noch bis 2020. Damals sei sein Vater ausschlagg­ebend gewesen, um der Kirchenmus­ik beizutrete­n. Das Erlebnis möchte er teilen und weitergebe­n. „Musik liegt mir. Es ist förmlich ein Selbstläuf­er geworden“, erklärt der Merklinger. Außerdem stärke ihn das Zusammenge­hörigkeits­gefühl der Gruppe. „Und so wollen wir auch junge Leute an die Musik heranführe­n und ein Umfeld schaffen, in dem man sich wohlfühlen kann“, zeigt der Dirigent auf. Auf Basis des christlich­en Glaubens werde mit Freude Musik gemacht.

Musik tue gut, öffne Ohren und Herzen, tröste, berühre, erheitere, stifte Mut und wecke Lebenslust. Die Kirchenmus­ik Merklingen kommt immer montags ab 20 Uhr zusammen – derzeit im Feuerwehrg­erätehaus. Wenn dann alle einstimmen, sei klar: Musik ist ein kostbares Gut.

von den neu aufgenomme­nen Jungbläser­n sowie den für zehnjährig­e Mitgliedsc­haft Geehrten gibt es im Internet unter

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FOTO: SCHOLZ
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FOTO: SCHOLZ Mit der Trompete fing für Johannes Ruhland alles an. Nun wurde er für 50-jährige Treue zur Kirchenmus­ik Merklingen geehrt.

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