Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Opas Trompete weckt Liebe zur Musik
Johannes Ruhland ist seit 50 Jahren bei der Kirchenmusik Merklingen dabei.
MERKLINGEN - Musik machen – das ist für Johannes Ruhland nicht einfach nur das Spielen von Noten. Es geht darum, Musik zu einem Erlebnis zu machen und damit die Herzen der Zuhörer zu erreichen. Das treibt den gebürtigen Merklinger an, der seit 50 Jahren Teil der Kirchenmusik Merklingen ist und für dieses langjährige Engagement nun auch eine besondere Ehrung erfuhr. Im Rahmen des Bläsergottesdienst gab es viele lobende Worte und auch eine Urkunde. Damit war er allerdings nicht alleine. Es konnten drei Jungbläser aufgenommen und sechs weitere Bläser für ihre zehnjährige Treue geehrt werden
Anreiz durch die Familie
Für Johannes Ruhland begann alles mit einer Trompete. Der heute 60Jährige erinnert sich an die Anfänge zurück: „Mein Vater war in der Kirchenmusik, spielte Tenor. Er hat mir eine alte Trompete von meinem Opa mitgebracht.“Darauf folgte ein „Übe mal!“. Sein Vater habe ihm viel beigebracht. „Kurz darauf haben wir dann erstmals auch wieder eine Jungbläsergruppe gebildet“, weiß Ruhland. Das war 1968. Johannes Ruhland war da gerade zehn Jahre alt. „Peter Bachtaler kam und trieb das voran. Raimund Söll begann dann mit den Jungbläsern und ich war einer davon“, erzählt Ruhland. Seit dieser Zeit gebe es regelmäßige Ausbildungen – meist alle zwei Jahre.
„Wir sind von Tradition geprägt und schon über 300 Jahre alt“, sagt der Merklinger. Die Kirchenmusik Merklingen ist eine Gruppe in der Kirche, kein Verein. Dennoch gebe es einen vereinsähnlichen Vorstand. „Damit der Chorleiter nicht alles alleine machen muss“, so Ruhland, der Anfang der 80er Jahre den Vorstand übernahm. Eine große Verantwortung für einen jungen Mann. „Ich war aber schon gewohnt, mit Leuten umzugehen und deswegen war mir Verantwortung auch nicht fremd“, sagt Ruhland, der als Abteilungsleiter bei der Firma Daimler im IT-Bereich arbeitet. 1986 übernahm er die Kirchenmusik Merklingen als Chorleiter.
Dieses Amt lebt er mit großer Leidenschaft aus. „Wir haben einen Auftrag“, sagt der Vater dreier Kinder. Drei Säulen gebe es. Die erste stellt er unter das Motto „Gott loben – Glauben leben“. Die Kirchenmusik gestalte Gottesdienste mit und begleite die Menschen und Gemeindemitglieder in allen Lebenslagen. Es gehe darum, Gott zur Ehre und den Menschen zur Freude zu musizieren. „Dabei haben wir eine unglaublich große Vielfalt und auch die macht es aus. Volksmusik, Märsche, Polka oder Choräle – wir können zu jedem Anlass etwas wählen.“Das zweite Standbein drehe sich um das „Musik machen“. Es gehe darum, Freude am Musizieren zu haben, die Gemeinschaft in verschiedenen Generationen zu leben. Das sei auch der Brückenschlag zur letzten Säule „Gemeinschaft leben und erleben“. Im vergangenen Jahr traten die Musiker bei 114 Auftritten in Erscheinung – darunter Gottesdienste, Beerdigungen, Ständchen oder auch Hochzeiten. Doch darüber hinaus gehen die Mitglieder gemeinsam auf Fahrten und gestalten ihre Freizeit.
All das gebe das große Ganze: „Wir hören aufeinander. Wir machen Musik, nicht Lärm. Wir spielen nicht nur die Noten herunter, sondern wir interpretieren sie, um damit die Menschen zu erreichen“, sagt Ruhland und fügt an: „Das motiviert mich auch als Chorleiter.“
Über die Ehrung im Rahmen des Bläsergottesdienstes habe er sich sehr gefreut. „Ich habe eine Urkunde erhalten und der persönliche Referent des Landesbischofs Georg Eberhardt hatte schöne Worte. Auch Pfarrer Cornelius Küttner bedankte sich und von den Bläsern habe ich ein Wochenende in Hamburg mit Besuch der Elbphilharmonie geschenkt bekommen“, erzählt der 60-Jährige. Der Besuch in der Elbphilharmonie habe schon lange zu seinem Traum gehört.
Musik öffnet Ohren und Herzen
Johannes Ruhland möchte weiter machen – zumindest noch bis 2020. Damals sei sein Vater ausschlaggebend gewesen, um der Kirchenmusik beizutreten. Das Erlebnis möchte er teilen und weitergeben. „Musik liegt mir. Es ist förmlich ein Selbstläufer geworden“, erklärt der Merklinger. Außerdem stärke ihn das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe. „Und so wollen wir auch junge Leute an die Musik heranführen und ein Umfeld schaffen, in dem man sich wohlfühlen kann“, zeigt der Dirigent auf. Auf Basis des christlichen Glaubens werde mit Freude Musik gemacht.
Musik tue gut, öffne Ohren und Herzen, tröste, berühre, erheitere, stifte Mut und wecke Lebenslust. Die Kirchenmusik Merklingen kommt immer montags ab 20 Uhr zusammen – derzeit im Feuerwehrgerätehaus. Wenn dann alle einstimmen, sei klar: Musik ist ein kostbares Gut.
von den neu aufgenommenen Jungbläsern sowie den für zehnjährige Mitgliedschaft Geehrten gibt es im Internet unter
●»