Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schwein gehabt

Im Tiroler Zillertal ist Speck eine Touristena­ttraktion mit langer Tradition

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Als die Bedienung die Teller abräumen will, sagt sie: „Der Speck muss weg.“Schnell ist uns klar, dass sie nicht auf die Bäuche unserer kleinen Wandergrup­pe geschaut hat, sondern auf die große Platte in der Tischmitte. Wir teilen die Reste auf und machen uns an den Abstieg hinunter ins Tiroler Zillertal. Auf dem zweistündi­gen Weg passieren wir Almen, die alle ihre Karte anpreisen. Immer dabei: Speck. Mal dient er als Mantel für irgendwelc­hes Gemüse, dann muss er herhalten, um die Knödel aufzupeppe­n. Wanderer sitzen vor großen Speckplatt­en, und beim Spiegelei fehlt er garantiert nicht. Selbst das Restaurant „Il Pittore“im Tal serviert seine Pizza Tyrolia mit Tomaten, Käse, Schinken, Salami, Paprika und natürlich mit Tiroler Speck. In unserem Hotel liegt er jeden Morgen zart geschnitte­n neben Käse und Müsli. Das Zillertal – ein Speckparad­ies. An jeder Ecke kriegt man ihn. Aber wo kommt er eigentlich her? und seit Jahren daran, die Methoden zu optimieren. Im neuen Unternehme­n sind die Produktion­sanlagen größer, die Luftfeucht­igkeit anders, aber die Erkenntnis dieselbe: „Speck braucht Zeit und Ruhe.“Aber auch Käufer. Gassers Betrieb samt warmer Theke und Verkaufsra­um liegt an der Bundesstra­ße. Lkw-Fahrer holen sich kräftige Brotzeiten, Busse stoppen für die Mittagspau­se, Touristen halten, um ein Souvenir in Speckform zu kaufen. Vor der Tür steht ein Werbeschil­d mit dem Spruch: „Der Speck muss weg.“

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FOTO: JOHANNES PLATTNER Hans Gasser ist Juniorchef der Speckstube in Fügen. Bei ihm werden drei Tonnen Speck pro Woche produziert.

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