Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Laichingen zeigt Flagge
Gegen Gewalt gegen Frauen – Auch Frauen von der Alb suchen Schutz im Frauenhaus
LAICHINGEN - Das ganze Jahr über erfahren Frauen – auch im Alb-Donau-Kreis – Gewalt. In der kommenden Woche weht unter anderem auch am Alten Rathaus in Laichingen eine Flagge, mit der die Caritas auf dieses Problem hinweist. Am Donnerstag gaben zwei Caritas-Vertreterinnen in Laichingen Einblick in ihre Arbeit. „Das Frauenhaus in Ulm ist übervoll“, sagen sie.
Susanne Finn und Ingrid Schoensee haben Laichingens Bürgermeister Klaus Kaufmann eine Fahne mitgebracht. Angelehnt an eine Aktion der Organisation „Terre des Femmes“will die Caritas in der kommenden Woche auf vornehmlich von Männern ausgehende Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen. Testhalber wurde die Fahne schon mal am Rathaus in der Bahnhofstraße gehisst, ab Montag flattert sie aber vor dem Alten Rathaus, „weil sie dort mehr Menschen wahrnehmen“, so Kaufmann. „NEIN zu Gewalt an Frauen – Frei leben, ohne Gewalt“ist auf ihr zu lesen. Nur in einzelnen Kommunen des Kreises wird die Fahne wehen – Laichingen sei dabei, weil Klaus Kaufmann direkt nach der Anfrage der Caritas zugesagt habe.
Weltweite Aktion
„Es ist ein sehr, sehr wichtiges Thema“, erklärt Kaufmann bei dem Pressegespräch am Donnerstag. Deshalb sei es für ihn keine Frage gewesen, ob in Laichingen die Anti-Gewalt-Fahne wehen könne. In der kommenden Aktionswoche wird weltweit auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht. Die Woche mündet in den finalen Tag; der Sonntag, 25. November, ist der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“.
Auch auf der Laichinger Alb erfahren Frauen regelmäßig Gewalt. Zum Glück enden die wenigsten Fälle tödlich, wie jüngst in Suppingen, als eine Ehefrau mutmaßlich von ihrem Ehemann umgebracht wurde. Doch dramatisch sei jeder einzelne Fall trotzdem.
Susanne Finn und Ingrid Schoensee sind zuständig für das Frauenhaus für Frauen aus dem Alb-DonauKreis, welches sich an einem geheimen Ort in Ulm befindet (für Frauen aus der Stadt Ulm gibt es ein eigenes). Das Haus gibt es seit 25 Jahren, es hat fünf Zimmer und 15 Betten, damit Kinder bei ihren Müttern sein können. Es komme oft vor, dass man „übervoll“sei, sagen die Caritas-Mitarbeiterinnen (die Caritas ist der Träger des Frauenhauses, finanziert wird es vom Alb-Donau-Kreis). Abgewiesen werde aber keine Frau, man suche, wenn das Haus belegt ist, einen Platz an anderer Stelle. Was ein Problem darstelle: Die Frauen blieben immer länger im Frauenhaus; oft, weil sich immer schwerer eine Wohnung, in der sie dauerhaft bleiben können, finden lasse. Die Zeitspanne, die die Frauen geschützt im Frauenhaus verbringen, reiche von einem Tag zu einem Jahr. Insgesamt vier Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Bewohnerinnen des Frauenhauses.
Noch immer sei die Hemmschwelle für viele Frauen hoch, sich bei Gewalt Hilfe zu holen. Deshalb die Aktionswoche, deshalb die Fahnen: Um Betroffenen klar zu machen, dass sie nicht alleine sind.