Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Bibi und Tina ohne Amadeus und Sabrina
Eine knallbunte und aufgepeppte Variante der Kinderhörspielreihe reißt Kinder und Eltern mit
NEU-ULM - „Hufe klappern, Pferde traben, Springen über’n Wassergraben“– das gibt’s bei Bibi und Tina in der Ratiopharm-Arena nur als Songtext im Erkennungslied der 1991 entstandenen Hörspielreihe. Amadeus und Sabrina, die berühmten Pferde der beiden Teenie-Protagonisten, spielen ansonsten keine Rolle bei „Bibi und Tina – das Konzert“, das knapp 1300 Besucher anlockte.
Die Abwesenheit von Huftieren ist – wenn überhaupt – das einzige, was die meist minderjährigen Besucher enttäuscht. „Voll cool“finden etwa Elsie (sechs Jahre) und Ida (zehn) die Aufführung. In der Tat: Die Veranstaltung liefert, was die Besucher erwarten: Knallbunte Bilder, flotte Tänze und jede Menge Ohrwürmer.
Die Handlung spielt eher eine untergeordnete Rolle als Gerüst, um ein Best-of aus den vier Bibi-und-TinaFilmen zu präsentieren. Um diese Filme aus den Jahren 2014 bis 2017 des Regisseurs Detlev Buck hat sich ein von den Hörspielen ziemlich unabhängiges Bibi-und-Tina-Universum gebildet. Und zwar ein ordentlich von Staub befreites. So ziemlich sämtliche Songs sind auch in der Neu-Ulmer Arena zu hören.
Herausragend ist dabei Eve Rades. Die 31-Jährige lässt die zehn Jahre jüngere Darstellerin aus den Filmen, Lina Larissa Strahl, vergessen. Sowohl was Stimme und Habitus angeht, sind sich die Zuschauer in NeuUlm sicher: Es ist die Bibi aus den Filmen, die da auf der Bühne steht.
Songs und Produktion haben durchaus Qualität, die in Kindermusik-Machwerken nicht alltäglich ist. Mit Rosenstolz-Sänger Peter Plate und Produzent Ulf Leo Sommer stehen durchaus bekannte Musiker hinter Liedern wie „Mädchen gegen Jungs“, „No Risk, no Fun“oder „Ordinary Girl“.
Für viele der Besucher ist es die erste Veranstaltung dieser Größenordnung. Und so sitzen Kinder wie Ida und Elsie anfangs eher mit offenem Mund auf ihren Sitzen und staunen, dass die Helden aus ihren Hörspielen und Film plötzlich in dieser riesigen Halle auf der Bühne stehen. Selbst die in der Hälfte abgetrennte Arena scheint jedoch für knapp 1300 Besucher etwas zu riesig zu sein.
Hohe Eintrittspreise schrecken ab
Die Lücken auf den Rängen liegen aber wohl in erster Linie an den Eintrittspreisen, nicht an mangelnder Qualität. Eine vierköpfige Familie wird an diesem Abend locker 200 Euro los. Und hat dafür allerdings den Kleinen auch eine Menge Spaß erkauft.
Spätestens beim Pausenhof-Hit „Mädchen gegen Jungs“beschallen die hellen Kinderstimmen aus dem Publikum die halbe Arena. Vor der Bühne versammeln sich gegen Ende Hunderte Kinder und versuchen das Tanz-Potpourri des achtköpfigen Ensembles nachzuahmen.
Da dürfen dann auch die Freudentänze aus dem Videospiel „Fortnite“nicht fehlen, die derzeit in jeder bundesdeutschen Schule zu beobachten sind – selbst, wenn Bibi und Tina mit „Fortnite“so viel zu tun haben wie das Pferd Amadeus mit einem Salzburger Komponisten.