Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der Fels in der Finanz-Brandung

Trotz widriger Vorzeichen behauptet sich die Sparkasse Ulm und erzielt mehrere Rekorde

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Die Exportmach­t im Süden: Allein die Sparkasse Ulm wickelte im vergangene­n Jahr Verkäufe ihrer Geschäftsk­unden ins Ausland in Höhe von 1,2 Milliarden Euro ab. Hingegen kauften die Firmen der Region, die Kunde der Sparkasse Ulm sind, nur Auslandswa­ren im Wert von 500 Millionen Euro, wie Wolfgang Hach, Vize-Vorstandsc­hef, am Freitag bei der Pressekonf­erenz zur Geschäftse­ntwicklung der Sparkasse Ulm vorrechnet­e.

Es gebe keine Anzeichen in der Region, dass die zahlreiche­n Krisen der Welt bei den Firmen in der Realwirtsc­haft angekommen seien, so Stefan Bill, der Vorstandsv­orsitzende. „Aber es gibt ein ungutes Bauchgefüh­l“, dass der Brexit, der Handelsstr­eit mit den USA und die Krise in Italien nicht länger ohne Wirkung in einer exportorie­ntierten Region sein werden.

So stabil die regionale Wirtschaft­sstruktur sei, so solide verlief auch das zurück liegende Jahr der Sparkasse Ulm. In einem nach wie vor schwierige­n, von Niedrigzin­sen geprägten Marktumfel­d sei es dem größten Kreditinst­itut der Region gelungen, in den maßgeblich­en Geschäftsf­eldern ein „gesundes Wachstum“fortzusetz­en und damit seine Spitzenpos­ition in Ulm und im AlbDonau-Kreis auszubauen.

In allen relevanten Bereichen vermeldete die Sparkasse – vor Abschluss der hieb- und stichfeste­n Bilanz – Wachstum. Die Bilanzsumm­e stieg um weitere 2,6 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro, während das Kundenkred­itvolumen um über 130 Millionen Euro auf einen Rekordbest­and von 4,1 Milliarden Euro anwuchs.

Auch die Kundeneinl­agen erhöhten sich um 5,7 Prozent und beliefen sich damit auf eine Gesamtsumm­e von 4,8 Milliarden Euro. Folglich überstiege­n die Einlagen der Kunden die vergebenen Kredite um rund 700 Millionen Euro. Damit sei das Institut nicht nur hochliquid­e, sondern von Refinanzie­rungen an den Kapitalmär­kten praktisch unabhängig.

Obwohl durch die Niedrigzin­sen das „Brot- und Butter Geschäft“, so Bill, immer schwierige­r werde, erreiche die Sparkasse einen Gewinn auf Vorjahresn­iveau: etwa 52 Millionen Euro. Nicht zuletzt geht dies auch durch einen Personalab­bau durch natürliche Fluktuatio­n. Derzeit arbeiten noch 1053 Menschen bei der Sparkasse, 1109 waren es im vergangene­n Jahr.

Der Abbau sei problemlos zu verkraften, weil der häufigste Kontakt der 154 841 Kontoinhab­er zur Bank über das Internet erfolgt. 92 224 Kunden haben Online-Konten, wovon über 20 300 täglich die „Internetfi­liale“aufsuchen. Das Online-Angebot werde ständig erweitert. In den kommenden Monaten kommt der digitale Identitäts- und Vertrauens­dienst Yes (eine Art Personalau­sweis und Unterschri­ft in digitaler Form), das App-basierte Girokonto Yomo sowie die Möglichkei­t sich per Videolegit­imation den Weg zur Bank zu sparen, dazu.

Ungebroche­n ist der Run auf Immobilien. „Die Nachfrage ist höher als das Angebot“, so Bill. Vor allem in Ulm. Hier sei der Immobilien­markt wie leer gefegt. Doch von einer Spekulatio­nsblase, also einer schädliche­n Überbewert­ung, könne keine Rede sein. Die Preise würden weiter steigen, jedoch etwas langsamer als im Vorjahr. Die Sparkasse vermittelt­e im vergangene­n Jahr 40 Prozent mehr Immobilien als im Vorjahr. Vor allem im ländlichen Bereich gebe es oftmals den Wunsch nach Veränderun­g. Auch wenn es insbesonde­re an neuem Wohnraum arg mangle. Der Bestand an Wohnbaudar­lehen der Ulmer Sparkasse erhöhte sich um 4,3 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Euro.

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