Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Der Fels in der Finanz-Brandung
Trotz widriger Vorzeichen behauptet sich die Sparkasse Ulm und erzielt mehrere Rekorde
ULM - Die Exportmacht im Süden: Allein die Sparkasse Ulm wickelte im vergangenen Jahr Verkäufe ihrer Geschäftskunden ins Ausland in Höhe von 1,2 Milliarden Euro ab. Hingegen kauften die Firmen der Region, die Kunde der Sparkasse Ulm sind, nur Auslandswaren im Wert von 500 Millionen Euro, wie Wolfgang Hach, Vize-Vorstandschef, am Freitag bei der Pressekonferenz zur Geschäftsentwicklung der Sparkasse Ulm vorrechnete.
Es gebe keine Anzeichen in der Region, dass die zahlreichen Krisen der Welt bei den Firmen in der Realwirtschaft angekommen seien, so Stefan Bill, der Vorstandsvorsitzende. „Aber es gibt ein ungutes Bauchgefühl“, dass der Brexit, der Handelsstreit mit den USA und die Krise in Italien nicht länger ohne Wirkung in einer exportorientierten Region sein werden.
So stabil die regionale Wirtschaftsstruktur sei, so solide verlief auch das zurück liegende Jahr der Sparkasse Ulm. In einem nach wie vor schwierigen, von Niedrigzinsen geprägten Marktumfeld sei es dem größten Kreditinstitut der Region gelungen, in den maßgeblichen Geschäftsfeldern ein „gesundes Wachstum“fortzusetzen und damit seine Spitzenposition in Ulm und im AlbDonau-Kreis auszubauen.
In allen relevanten Bereichen vermeldete die Sparkasse – vor Abschluss der hieb- und stichfesten Bilanz – Wachstum. Die Bilanzsumme stieg um weitere 2,6 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro, während das Kundenkreditvolumen um über 130 Millionen Euro auf einen Rekordbestand von 4,1 Milliarden Euro anwuchs.
Auch die Kundeneinlagen erhöhten sich um 5,7 Prozent und beliefen sich damit auf eine Gesamtsumme von 4,8 Milliarden Euro. Folglich überstiegen die Einlagen der Kunden die vergebenen Kredite um rund 700 Millionen Euro. Damit sei das Institut nicht nur hochliquide, sondern von Refinanzierungen an den Kapitalmärkten praktisch unabhängig.
Obwohl durch die Niedrigzinsen das „Brot- und Butter Geschäft“, so Bill, immer schwieriger werde, erreiche die Sparkasse einen Gewinn auf Vorjahresniveau: etwa 52 Millionen Euro. Nicht zuletzt geht dies auch durch einen Personalabbau durch natürliche Fluktuation. Derzeit arbeiten noch 1053 Menschen bei der Sparkasse, 1109 waren es im vergangenen Jahr.
Der Abbau sei problemlos zu verkraften, weil der häufigste Kontakt der 154 841 Kontoinhaber zur Bank über das Internet erfolgt. 92 224 Kunden haben Online-Konten, wovon über 20 300 täglich die „Internetfiliale“aufsuchen. Das Online-Angebot werde ständig erweitert. In den kommenden Monaten kommt der digitale Identitäts- und Vertrauensdienst Yes (eine Art Personalausweis und Unterschrift in digitaler Form), das App-basierte Girokonto Yomo sowie die Möglichkeit sich per Videolegitimation den Weg zur Bank zu sparen, dazu.
Ungebrochen ist der Run auf Immobilien. „Die Nachfrage ist höher als das Angebot“, so Bill. Vor allem in Ulm. Hier sei der Immobilienmarkt wie leer gefegt. Doch von einer Spekulationsblase, also einer schädlichen Überbewertung, könne keine Rede sein. Die Preise würden weiter steigen, jedoch etwas langsamer als im Vorjahr. Die Sparkasse vermittelte im vergangenen Jahr 40 Prozent mehr Immobilien als im Vorjahr. Vor allem im ländlichen Bereich gebe es oftmals den Wunsch nach Veränderung. Auch wenn es insbesondere an neuem Wohnraum arg mangle. Der Bestand an Wohnbaudarlehen der Ulmer Sparkasse erhöhte sich um 4,3 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Euro.