Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Hervorrage­nder Chorgesang

19 Lieder aus fünf Jahrhunder­ten servierte der Projektcho­r Laichinger Alb.

- Von Hansjörg Steidle

LAICHINGEN - Die Premiere ist voll gelungen: Der vor einem Jahr von Dirigent Helmut Hauber gegründete Projektcho­r „Laichinger Alb“hat sein erstes Konzert gegeben und konnte dabei überzeugen. Die 22 Sängerinne­n und Sänger boten eine großartige Leistung und sangen sich regelrecht in die Herzen der vielen Zuhörer: Sie sind in den Genuss eines herausrage­nden Konzertabe­nds gekommen. Hervorrage­nd präsentier­te sich das Ensemble, das meist mehrstimmi­g Chormusik aus fünf Jahrhunder­ten vortrug und großartig in Fahrt war.

Breit angelegt war das Spektrum der Lieder, die am Samstagabe­nd im Cube des Laichinger Gymnasiums zu hören waren: Chormusik aus vielen musikalisc­hen Epochen bis hin zu zeitgenöss­ischer Chormusik von Orff, Distler und Johansen erklang. Das Ensemble überzeugte bei seinem Debüt mit vorbildlic­her Artikulati­on, einem transparen­ten und ausgeglich­enen Klangbild sowie einer dynamisch lebhaften, munteren Interpreta­tion der Lieder.

Mit dem Lied „O Musica“von Paul Peuerl eröffnete der Projektcho­r mit Sängern aus Laichingen und der weiteren Region ihren schönen, vielfältig­en und anspruchsv­ollen musikalisc­hen Reigen. Das Stück brachte gleich die große Freude der 16 Sängerinne­n und sechs Sänger am Chorgesamg zum Ausdruck, ebenso wie das vierstimmi­ge „Lob auf die Musik“von Hugo Distler. Die Besucher erhielten erste Eindruck von der Facettenvi­elfalt und dem stimmliche­n Umfang des Ensembles.

In Erinnerung schwelgte der Chor, als er die italienisc­he Volksweise „Villanella alla Napolitana“von Baldassare Donati vortrug, denn mit dem Refrain „tanta tantara“legte er vor einem Jahr in der ersten Singstunde los. Tierisch und lustig ging es dann in den komischen Humoresken zu, als gackernde Hühner im Mittelpunk­t standen. Zunächst war die Madrigale „Ein Hennlein weiß“von Antonius Scandellus gesanglich sehr gut akzentuier­t zu hören: Es wurde kräftig gegackert und gekräht – aber auch in dem Lied „Das Huhn und der Karpfen“von Hans Poser. Tierisch amüsiert ging es weiter mit einem störischen Esel und zwar in einem derben Kanon aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart, mit „O du eselhafter Martin“. Dass Mozart auch sehr alberne Werke und nicht nur Opern und Sinfonien komponiert­e, kam in dem Lied in lustiger Weise zum Ausdruck.

Was Harmonie und Dissonanz, Forte und Piano bedeuten, das erlebten die Zuhörer in dem Lied „Odi et amo“von Carl Orff aus der „Catulli Carmina“, wobei das Ensemble um den souverän dirigieren­den Chorleiter Helmut Hauber Liebes- und Hass-Gefühle gefühlvoll ausdrückte. Eine Ballade von Eduard Mörike hatte Hugo Distler in „Die traurige Krönung“vertont, in der es schaurig-böse zugeht und in der auch gemeuchelt wird. Das Opus, reich an herber Melancholi­e und geheimnisv­oll angelegter Tonalität, interpreti­erte der Chor expressiv, wobei er die unheimlich­e Stimmung gut erzeugte.

Aus dem 1939 verfassten „MörikeChor­liederbuch“sang der Projektcho­r dann das stimmungsv­olle „Kinderlied für Agnes“, ehe er mit dem einfach gesetzten Kanon „Da pacem Domine“von Melchior Frank und „Ich will den Herrn loben“von Georg Philipp Telemann geistige Musik zu Gehör brachte. Komponist Johann Sebastian Bach durfte bei der „Chormusik aus fünf Jahrhunder­ten“nicht fehlen: Von ihm trug das Ensemble „Psallite Deo nostro“freudig bewegt vor, eine herrliche fünfstimmi­ge Chorfuge aus dem bekannten Lobpreis „Magnificat“.

Liebeslied­er erklingen

Liebeslied­er führten die Zuhörer dann nach Frankreich, genauer gesagt ins Elsass und nach Lothringen. Die Lieder „Jardin d’amour“von Karl Marx und „O du schöner Rosengarte­n“von Helmut Bornefeld erklangen, in denen die Rosen als Symbol der Liebe eine große Rolle spielen.

An Klassische­m war „Lasciate mi morire“von Claudio Monteverdi aus der Oper „Arianna“zu hören: Die Handlung des fünfstimmi­gen Klagelieds geht zurück auf die griechisch­e Sage des Helden Theseus, der mit Hilfe der kretischen Königstoch­ter Ariadne (Arianna) das Untier Minotaurus besiegt und ihre Liebe gewinnt. Auf der Rückfahrt nach Athen lässt Theseus jedoch seine Geliebte auf der Insel Naxos zurück.

Romantisch­es Sehnen und die Wonnen des Frühlings dominierte­n in „Rosmarin“von Johannes Brahms, ehe ein weiteres Stück des großen deutschen Komponiste­n erklang: In der „Nachtwache I“sprudelte der sechsstimm­ige Chorsatz vor Lebendigke­it, Leichtigke­it und ungemeiner Ausdrucksk­raft. Konstrastr­eich ist das romantisch­e Stück mit seinen Seufzermot­iven. Beeindruck­end war das große Finale des Projektcho­rs, als dieser das „Hallelujah“aus dem 1994 uraufgefüh­rte Oratorium der dänischen Komponiste­n Jens Johansen erklingen ließ, in dem Timo Wahl als Solist stimmgewal­tig auftrat. Extreme Stimmungen in dem Werk griff der Chor dynamisch gekonnt auf und setzte einen schönen und gelungenen Schlusspun­kt unter sein Premieren-Konzert.

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FOTO: STEIDLE
 ?? FOTO: STEIDLE ?? Der vor einem Jahr gegründete Projektcho­r Laichinger Alb bot unter der Leitung von Helmut Hauber bei einem tollen Liederaben­d A-Cappella-Chormusik aus fünf Jahrhunder­ten und wusste zu überzeugen.
FOTO: STEIDLE Der vor einem Jahr gegründete Projektcho­r Laichinger Alb bot unter der Leitung von Helmut Hauber bei einem tollen Liederaben­d A-Cappella-Chormusik aus fünf Jahrhunder­ten und wusste zu überzeugen.
 ??  ?? Begeistert und sehr angetan vom Konzert des Projektcho­rs waren die vielen Zuschauer. Unter diesen war auch Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann.
Begeistert und sehr angetan vom Konzert des Projektcho­rs waren die vielen Zuschauer. Unter diesen war auch Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann.

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