Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Finnische Food-Trends: Gegrillte Grillen, dicke Bohnen, Faden-Hafer
Neben der modernen Interpretation klassischer finnischer Küche zeichnen sich ganz neue Food-Trends in Finnland ab. Ein Überblick:
Es gibt in Finnland gleich zwei ● völlig neuartige Alternativen zum Fleisch. Da ist zum einen „Pulled
oat“(etwa: fädriger, gezogener Hafer). Die pflanzliche Eiweißbombe besteht aus nordischem Hafer und Bohnen. Das „Haferfleisch“des Start-ups Gold & Green erinnert in der Tat an „Pulled pork“, schmeckt aber eher nach Hähnchen. Es findet sich in vielen Produkten wieder, die aussehen wie Hackfleischprodukte: Hackbällchen, Burger, gefüllte Tacos. Wie die Produkte hergestellt werden, ist ein Firmengeheimnis.
„Härkäpapu“, ein Konkurrent des ● Hafer-Start-ups, startet ebenfalls fleischlos durch: mit Produkten aus finnischen Fava-Bohnen. Die Ackerbohnen sehen aus wie grüne Bohnen, sind nur eben dicker und grö- ßer. Produkte daraus werden ebenfalls zu Burgern und Aufläufen.
Eiweißreich, aber nicht fleischlos ● sind die Kreationen von Topi Kairenius. Der Koch hat sich auf feine Insektenküche spezialisiert. Seine Beeren- und Kuchen-Kreationen muten zunächst wie kleine Kunstwerke an – bis Topi die Toppings platziert. Die entpuppen sich als frisch gebrutzelte, frittierte oder karamellisierte Raupen, Grillen und Mehlwürmer. „In vielen Regionen der Welt ist es völlig normal, Insekten zu essen. Eine Milliarde Menschen tun das – nur in unserer westlichen Kultur nicht“, sagt Topi. Er will das ändern, gibt Seminare, hat ein Buch geschrieben und sieht in den kriechenden und krabbelnden Zutaten einen großen Wachstumsmarkt.
„Seit Insekten als Lebensmittel in Finnland 2017 zugelassen wurden, wächst die Branche. Es gibt inzwischen schon 40 Farmen, in denen extra Insekten gezüchtet
werden. Sogar Schweinezüchter machen mit“, sagt Topi Kairenius. Und wie kam er überhaupt auf die Idee, Insektenkoch zu werden? „Als Kind bin ich kulinarisch sehr einseitig aufgewachsen. Meine Mutter war Vegetarierin und hatte eine
Getreide- und Milch-Allergie. So habe ich irgendwann damit begonnen an Alternativen zu forschen, bin so auf die Insektenküche gekommen und habe angefangen, überall auf der Welt Rezepte dazu zu sammeln.“(dpa)